Trotz Corona: So soll der Christkindlesmarkt stattfinden

25.9.2020, 05:40 Uhr
Im vergangenen Jahr drängten sich 2,2 Millionen Gäste in den Budenstraßen – in Coronazeiten wäre das fatal. Daher sollen die Wege auf das Doppelte verbreitert werden, die Buden sollen unter anderem vor das Heimatministerium und auf die Insel Schütt ziehen.

© Eduard Weigert, NN Im vergangenen Jahr drängten sich 2,2 Millionen Gäste in den Budenstraßen – in Coronazeiten wäre das fatal. Daher sollen die Wege auf das Doppelte verbreitert werden, die Buden sollen unter anderem vor das Heimatministerium und auf die Insel Schütt ziehen.

Das Ergebnis war schon in dem Moment klar, in dem der Deutsche Schaustellerbund bei der "Project M GmbH" anklopfte. Die Unternehmensberatung mit Sitz in München ist vor allem für die Tourismus- und Freizeitbranche tätig, nun sollten sie für die Schausteller eine Machbarkeitsstudie erstellen.


Generalprobe für den Christkindlesmarkt: Hauptmarkt wird zur Einbahnstraße


Schon im Juli hatte sich Michael Fraas, der Nürnberger Wirtschaftsreferent, festgelegt: "Wir wollen den Christkindlesmarkt machen". Auf 130 Millionen Euro werden die Einnahmen für den Handel, Gastronomie, Hotellerie und für das Dienstleistungsgewerbe geschätzt. Im Dezember 2019 schrieben die Zeitungen: "Rund 2,2 Millionen Gäste drängten sich in den Budenstraßen" – in Corona-Zeiten wäre das fatal, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das wissen auch die Verfasser der Machbarkeitsstudie. Auf 35 Seiten entwerfen sie das Modell eines Weihnachtsmarktes, der einem "durchdachten Schutz- und Hygienekonzept folgt" und jedenfalls in Nürnberg zu einem Christkindlesmarkt führen wird, den die Stadt so noch nicht erlebt hat.

Aller Voraussicht nach gilt beim Nürnberger Christkindlesmarkt 2020 eine Maskenpflicht. Die Stadt Nürnberg hofft, dass dennoch die gewohnt besinnliche Atmosphäre aufkommt.

Aller Voraussicht nach gilt beim Nürnberger Christkindlesmarkt 2020 eine Maskenpflicht. Die Stadt Nürnberg hofft, dass dennoch die gewohnt besinnliche Atmosphäre aufkommt. © Fotos: Eduard Weigert, Günter Distler

Weil vor allem keine Menschenansammlungen entstehen dürfen, soll der Markt "dezentralisiert und entzerrt" werden, erklärt Michael Fraas: "Ein Teil der Buden soll vom Hauptmarkt auf den nördlichen Teil vom Lorenzer Platz, also vor das Heimatministerium ziehen, außerdem an Jakobsplatz und Insel Schütt." Die Bühne auf dem Hauptmarkt vor dem Portal der Frauenkirche fällt weg, weil es kein Bühnenprogramm geben darf. "Das schafft auch wieder Platz", sagt Fraas. Außerdem sollen die Gassen zwischen den Buden auf dem Hauptmarkt mindestens sechs Meter messen und damit doppelt so breit sein wie bisher. "Durch diese Dezentralisierung werden sich die Besucherströme in der Altstadt verteilen", hofft Fraas.

Doch die Budengassen werden nicht nur zu wahren Budenstraßen wachsen. Aller Voraussicht nach sollen die Besucher nur mit Maske über den Nürnberger Christkindlesmarkt schlendern dürfen und auch nur in eine Richtung. Ein solches "Einbahnstraßensystem" gibt es bereits auf dem Herbstmarkt. Damit die Drei im Weckla trotzdem schmecken, plädiert Fraas dafür, die Verpflegungsstände an den Rand des jeweiligen Platzes zu platzieren. "Dann kann man sich seine Bratwurst holen und außerhalb der Budengassen im öffentlichen Bereich – und damit ohne Maske – essen"


Christkindlesmarkt: Der Prolog von Christkind Benigna im Video


Überhaupt sollen auch Elemente der "Nürnberger Sommertage" übernommen werden, legt die Machbarkeitsstudie den Entscheidern überall in Deutschland ans Herz: Wasch- und Desinfektionsmöglichkeiten noch und nöcher, regelmäßige Lautsprecherdurchsagen und Markierungen auf dem Boden, wo’s doch mal eng wird. Was auf dem Papier so nett und vorbildlich klingt, hatte in Nürnberg für viele Diskussionen gesorgt. Manchen wollte der Anblick des Riesenrades auf dem Hauptmarkt nicht gefallen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass die "Sommertage" viele Wochen dauerten.

Auch beim Corona-Christkindlesmarkt ist Ärger in Sicht. Denn so besinnlich der Markt auch sonst sein mag, der Ausschank von Glühwein spielt doch eine große Rolle. So verkauften im vergangenen Jahr zehn Buden Glühwein in allen Variationen – nur zwei Buden hatten alkoholfreie Getränke im Angebot. "Insbesondere in den Zeitfenstern Freitag- und Samstagabend" sehen die Verfasser der Studie vor ihrem geistigen Auge dicht gedrängte Menschen, "die gemeinsam das Wochenende einläuten möchten". Zugangskontrollen zum Weihnachtsmarkt und Glühweinstände "ausschließlich mit Zutrittsbeschränkung" sollen das verhindern.

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