Kundgebung für Frieden und Freiheit
Trotz eisiger Kälte: Mehr als 2000 Menschen zeigen in Nürnberg Solidarität mit der Ukraine
2.4.2022, 21:12 UhrEindrucksvoller Protest gegen den verbrecherischen Angriffskrieg, den der russische Präsident Wladimir Putin angezettelt hat: Mehr als 2000 Menschen haben auf dem Nürnberger Kornmarkt ihre Anteilnahme und Hilfsbereitschaft bekundet und nachdrücklich für Frieden und Freiheit in der und für die Ukraine demonstriert.
Die Verantwortung für den völkerrechtswidrigen Krieg trage allein Putin mit seinen Schergen, stellte der DGB-Regionsgeschäftsführer und Sprecher der Allianz gegen Rechtsextremismus, Stefan Doll, gleich zu Beginn unmissverständlich fest. "Deshalb muss er vor dem internationalen Strafgerichtshof zur Verantwortung gezogen werden." Dessen Wurzeln in den "Nürnberger Prinzipien" liegen, die bei den Prozessen gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher entwickelt wurden.
Das unendliche Leid vor allem der Zivilbevölkerung, zumal in Nürnbergs Partnerstadt Charkiw, stimme traurig und wütend, doch gelte es zu verhindern, dass daraus Unsicherheit, Angst oder Abwertung oder gar Hass gegen Russland als Land oder auch Menschen russischer Herkunft hierzulande erwachsen. "Wir lassen uns nicht vergiften. Eine Spaltung wäre ganz in Putins Sinn." Es sei zugleich notwendig, klare Kante gegen antidemokratische Gruppen wie sogenannte Reichsbürger oder den "Dritten Weg" oder Putinanhänger unter den Corona-Leugnern hierzulande zu zeigen. Über die politischen Folgen müssten sich Politik und Zivilgesellschaft allerdings noch in einem demokratischen Prozess verständigen.
"Nürnberg steht für Frieden und Menschenrechte", unterstrich Oberbürgermeister Marcus König und versprach "wir helfen, wo wir können, und stehen an der Seite der Ukraine und derer, die bei uns Schutz suchen". Er erinnerte an das Recht auf Schutz des Lebens und der Privatsphäre - genau das ist auf einer der Säulen in der Straße der Menschenrechte in russischer Sprache in Stein gemeißelt. "Beides wird im Krieg auf grausame Weise zerstört und missachtet." Das gelte allerdings auch in den weltweit aktuell rund 200 weiteren gewaltsamen Konflikten, darunter 20 offenen Kriegen.
Wie König dankte in einer als Aufzeichnung übermittelten Grußbotschaft sein Charkiwer Amtskollege Igor Terechow allen Nürnbergerinnen und Nürnberg für alle bisherige, vielfältige humanitäre Hilfe. Nicht zuletzt wegen der massiven Zerstörungen von Infrastruktur und weit über 1300 hochhausartigen Wohnblöcken hat aktuell schon rund ein Drittel der Einwohner Charkiw verlassen. Terechow appellierte aber auch an die Bürger in Deutschland, sich für eine Sperrung und Überwachung des Luftraums über der Ukraine durch westliche Länder einzusetzen. "Für uns geht es dabei um Leben oder Tod", betonte er.
"Es ist sehr wichtig für die Menschen in Charkiw, dass Sie alle gekommen sind, denn sie spüren das als Unterstützung", versicherte die Journalistin Ella Schindler vom Verlag Nürnberger Presse im Namen des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg. Sie hält täglich Kontakt mit Freundinnen und Bekannten in Charkiw. "Und mein Herz weigert sich noch zur Kenntnis zu nehmen, dass all die vertrauten Plätze und Straßen nicht mehr wiederzuerkennen sind." Schwer beeindruckend sei zugleich, wie sehr die Menschen versuchen, soviel Alltag zu bewahren wie möglich - vom Vorlesungsbetrieb an der Universität, wenn auch "nur" online, bis zur funktionierenden Müllabfuhr. "Aber Menschen sterben selbst, wenn sie bloß irgendwo vor einem Laden anstehen."
Für den Rat der Religionen rief auch Alexander Lissak von der Israelitischen Kultusgemeinde alle Nürnbergerinnen und Nürnberger über alle Sprachgrenzen hinweg zum Zusammenhalt auf. Eine konkrete Hilfsmöglichkeit stellte Niels Rossow, der kaufmännische Vorstand des 1.FCN, vor: einen neuen Schal, der die Verbindung zum Partnerverein Metalist Charkiw symbolisiert und für 15 Euro abgegeben wird. "Das ist eine Spende - und die Gelder fließen komplett ohne Abzug in die Hilfe für Charkiw." Das sei ebenso Teil des Club-Engagements wie das Eintreten gegen Rassismus und Homophobie.
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