Trotz Kokain-Skandal: Nürnbergs Narren feiern weiter

17.1.2017, 16:30 Uhr
Gegen ihn wird ermittelt: Faschingsprinz Oliver I. sitzt in U-Haft.

© Roland Fengler Gegen ihn wird ermittelt: Faschingsprinz Oliver I. sitzt in U-Haft.

Wie berichtet, stand Oliver G. schon länger im Fokus der Ermittler. Der 37-Jährige soll auch nicht zum ersten Mal mit Komplizen Kokain nach Deutschland eingeführt haben. Das alles hielt den zweifachen Vater und - auch im realen Leben - Gatten der amtierenden Faschingsprinzessin Assol I. aber nicht ab, seine medienwirksame Rolle als Faschingsprinz zu spielen.

Am vergangenen Freitag wurde der Nürnberger, der in der Südsstadt eine Autofirma betreibt, zusammen mit zwei Komplizen von SEK-Kräften in Nürnberg-Fischbach verhaftet: Die Beamten hatten ein halbes Kilo Kokain in seinem Wagen gefunden.

Festausschuss prüft eigentlich genau

Das Lachen ist den Obernarren in Nürnberg nach der Nachricht am Montag erst einmal vergangen. Entsetzt zeigte sich auch Angelika Wimmer, die Vorsitzende des Festausschusses, um wenig später auf eine Jetzt-Erst-Recht-Strategie zu setzen: "Die Fastnacht geht wie geplant weiter." Doch eine Frage bleibt: Gucken sich die Verantwortlichen die Aspiranten für das hohe, ehrenamtliche Amt nicht genau genug an? Der Festausschuss schaue sich die Kandidaten sehr genau an, so Wimmer.

"Die Leute müssen neben gutem Auftreten und Geld auch einen guten Leumund haben." Daran habe es bei der Auswahl des Prinzenpaars für die Faschingssession 2016/2017 keine Zweifel gegeben. "Von einem Drogenverdacht haben wir nichts gewusst. Wir sichern uns bei der Auswahl schon sehr gut ab", beteuert die Vorsitzende.

Tabledance und geklaute Zepter

Doch der Festausschuss hat bereits in der Vergangenheit bei der Kür nicht immer richtig gelegen. Karl-Heinz I. soll zu den Veranstaltungen notorisch zu spät gekommen sein, warf der Präsident einem früheren Prinzen vor. Und wenn Durchlaucht dann endlich aufgetaucht sei, dann habe er sich in erster Linie um andere Damen gekümmert und seine Prinzessin im Regen stehen lassen, so der Vorwurf.

Ein karnevalistisches Kapitalverbrechen ist laut dem Präsidenten aber gewesen, dass Karl-Heinz in einem Nachtklub noch ganz anderen Damen Beifall spendete und zu guter Letzt sich auch noch sein Zepter in dem Etablissement hat klauen lassen.

Doch auch in Nürnbergs Nachbarstadt hielten sich die gewählten Prinzen nicht immer an die Etikette: 1999 wurde das Prinzenpaar der Karnevalsgesellschaft Fürther Kleeblatt entlassen, nachdem seine Hoheit dem Vorsitzenden der Gesellschaft Schläge angedroht hatte. Doch komplett in Ungnade ist ein Nürnberger Prinz gefallen, der 1998 das Zepter schwang: Bodyguard, Fitness-Studio-Betreiber - und Faschingsprinz war er.

Im echten Leben hatte sich der damals 45-Jährige verschuldet, die Gläubiger erwirkten sogar einen Haftbefehl. Dennoch hielt der Nürnberger Festausschuss an ihm fest: "Er hat seine Aufgaben als Prinz korrekt erfüllt, er ist genau und zuverlässig", sagte der damalige Vorsitzende seine Hoheit. Und: "Da die Geschichte keinen strafrechtlichen Charakter hat, ist es uns egal." Jahre später wurde der Ex-Bodyguard vor dem Nürnberger Amtsgericht wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Er soll den Fiskus um 52.000 Euro betrogen haben.

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