Abschied am Schaufenster

Über 90 Jahre Tradition: Darum muss bekannter Handwerksbäcker in Nürnberg schließen

Robin Walter

Volontär

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25.04.2025, 14:44 Uhr
Seit 1930 betreibt die Familie Walzel das Bäckerhandwerk. Nun müssen auch sie ihre Traditionsbackstube schließen.

© Erika Balzer Seit 1930 betreibt die Familie Walzel das Bäckerhandwerk. Nun müssen auch sie ihre Traditionsbackstube schließen.

In der dritten Generation war der kleine Handwerksbäcker im Norden Nürnbergs eine Back-Institution. Heute steht der Laden leer. Zwei Zettel am Schaufenster erzählen die Geschichte über das Ende des Traditionsbäckers.

„Mit Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass der Verkauf am Gründonnerstag das letzte Mal geöffnet hat“, schreiben die Betreiber des Nordstadtbäckers an ihrer Eingangstür in der Pirckheimerstraße. „Seit Bau dieses Hauses und der Ersteröffnung im Jahre 1959 war der Bäckereiladen nie wirklich geschlossen“, schreibt die Betreiber-Familie Walzel weiter und bedankt sich bei der Stammkundschaft.

Das Ende kam weder plötzlich noch überraschend, zumindest für die Betreibenden. Denn in den vergangenen zehn Jahren hat sich in der Bäcker-Familie von Uwe Walzel viel geändert.

Bäcker-Tradition in der dritten Generation

Bereits 1930 öffnete Walzels Großvater Richard Walzel im damals tschechoslowakischen Braunau sein erstes Backhaus. Nach der Vertreibung der Familie nach Kriegsende baute Familie Walzel in Fürth ihre neue Bäckerei auf und expandierten weiter in die Nürnberger Nordstadt. 1987 übernahm Uwe Walzel in der dritten Generation das Familien-Backhaus, modernisierte das Geschäft und begann Hotels, Gastronomen und Schulen mit seinen Backwaren zu beliefern - das Geschäft boomte.

Zusammenschluss und Ende der Nordstadtbäcker

2018 schlossen sich die beiden Familien-Bäckereien Walzel, Albert und Döllner zu den „Nordstadtbäckern“ zusammen. Nachdem Uwe Walzel Ende 2022 krankheitsbedingt ausschied und 2024 die Bäckerei Döllner den Betrieb einstellen musste, belieferte seither die Bäckerei Albert die Filiale der Familie Walzel mit Backwaren.

Die Entscheidung, nun auch den Verkauf in der Pirckheimerstraße zu beenden, hat für die Betreiber-Familie mehrere Gründe: Auf der Nachricht an die Kundinnen und Kunden schreibt die Familie von fehlendem Fachpersonal und Umsatzeinbußen durch Baustellen vor der Backstube. Letztlich traf wohl Bäckermeister Christian Albert die schmerzliche Entscheidung.

Backkurse und Hoffnung auf Neueröffnung

Doch Uwe Walzel und seine Familie wollen den Laden nicht kampflos aufgeben: „Im Moment sind wir bemüht, dem Laden neues Leben einzuhauchen“, steht auf der Abschiedsnachricht geschrieben. Über ein mögliches neues Konzept oder gar einen Neueröffnungstermin verrät die Familie jedoch nichts.

Die Backstube von Familie Albert in der Parkstraße 10 soll weiterhin geöffnet bleiben und auch die Brotbackkurse, die Uwe Walzel selbst anbietet, sollen weiterhin wie gewohnt stattfinden.

Was ist der Grund für das „Bäckersterben“?

Was manche das „große Bäckersterben“ nennen, ist für andere nichts anderes, als ein unumkehrbarer Strukturwandel. Friedemann Berg, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks erklärt gegenüber der Deutschen Handwerkszeitung das Phänomen:

Heutzutage ginge der Trend zunehmend zu zentralisierten Produktionsstätten, die ein lokales Filialnetz beliefern. Dabei werden oft bestehende Traditionsbetriebe übernommen und in das Filialsystem größerer Bäckereien integriert.