Dienst startet in Metropolregion
Uber in Nürnberg: Macht der Fahrdienst den Taxi-Unternehmen künftig das Leben schwer?
6.11.2024, 17:25 UhrSeit Dienstag kann in Nürnberg neben Uber Eats nun auch der Fahrtenvermittlungsservice Uber genutzt werden. Wie das Unternehmen mitteilt, ist Nürnberg nach München, Augsburg und Regensburg die vierte Region in Bayern, in der es aktiv ist. In Deutschland kann man die App bereits in 31 Städten und Regionen nutzen.
"Wir freuen uns, unsere flexible, sichere App-Vermittlung nun auch in der Region Nürnberg anbieten zu können. Egal, ob es Fahrten zum Spielzeugmuseum, zum Max-Morlock-Stadion oder nach Hause sein sollen", sagt Christoph Weigler, Deutschland-Chef von Uber.
Rechtsstreit: Deutschland hat sich lange gewehrt
2014 plante Uber erstmals auch in Deutschland zu expandieren. Zu dieser Zeit hatte die Nürnberger SPD-Stadtratsfraktion erklärt, dass die SPD Ubers Verfahren als "äußerst kritisch" sieht. Ein wesentlicher Kritikpunkt war neben den wirtschaftlichen Auswirkungen auf Taxiunternehmen und ÖPNV, dass die privaten Fahrer von Uber möglicherweise ohne Lizenz in einem nicht geprüften Wagen sitzen könnten. Gut ein Jahr später hatte das Landesgericht Frankfurt schließlich entschieden: Der damalige Internet-Dienst, Uber Pop, sei wettbewerbswidrig. Uber gab den deutschen Markt zunächst auf.
Nach Umstellung und Umplanung versucht das Unternehmen mit UberX dann den Neuanfang. UberX vermittelt in Deutschland als Plattform Fahrtanfragen von Nutzerinnen und Nutzern an lizenzierte und IHK-geprüfte Mietwagenunternehmer, erklärt Uber. Selber ist das Unternehmen nicht der Beförderer. Dank der neuen Struktur gelang Uber nun der Eintritt in den Nürnberger Markt.
Uber Taxi: Plattform vermittelt auch für Taxi-Unternehmen
In Nürnberg können über Uber Fahrten in drei Kategorien gebucht werden: UberX, Uber Comfort und Uber Taxi. Bei der letzten Option handelt es sich um eine Kooperation mit örtlichen Taxi-Unternehmen, heißt es seitens Uber. Nutzerinnen und Nutzer können dann klassisch ein Taxi zum örtlichen Taxitarif buchen. Mit der Zusammenarbeit wolle man Taxi-Unternehmen in der Region unterstützen, "mehr Aufträge zu bekommen und höhere Umsätze zu erzielen".
Roland Kerl, Teil des Vorstands der Genossenschaft der Nürnberger Taxiunternehmer eG, erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion jedoch, dass die Taxi-Zentrale Nürnberg eine Kooperation mit Vermittlungsplattformen wie Uber grundsätzlich ablehnt. Taxi-Uber sei seiner Meinung nach ein "Deckmantel", um Kundinnen und Kunden abzuwerben. Taxi-Unternehmen in Nürnberg würde nicht von der Plattform profitieren, da sie an einen Tarif gebunden sind und bereits über eigenen Kanäle und Betriebe verfügen. Eine Vermittlungsprovision an ein Unternehmen zu zahlen, um seine eigenen Kundinnen und Kunden zu erreichen, sei also nicht rentabel, sagt Kerl.
Auf Anfrage erklärte Uber, dass man sich aus Wettbewerbsgründen "grundsätzlich nicht zur absoluten Anzahl von Partnern oder Partnerfahrern /-fahrzeugen in einzelnen Städten" äußert. Deutschlandweit sollen aber in vielen Städten Fahrten an mehr als 5000 Taxifahrer vermittelt werden.
Das Unternehmen erklärt, dass Taxi-Unternehmen und -fahrer über die Uber-App "einen Zugang zur internationalen Nutzerschaft der Mobilitätsplattform" bekommen. "Dadurch können sie zusätzliche Erlösquellen erschließen und die Auslastung ihrer Fahrzeuge erhöhen." Taxifahrer zahlen bei Uber eine Vermittlungsgebühr im einstelligen Prozentbereich pro tatsächlich vermittelter Fahrt. In Nürnberg liegt die Vermittlungsgebühr im ersten Jahr bei fünf Prozent, erklärt das Unternehmen.
Während Taxi-Unternehmen sich an einen festgelegten und von der Stadt genehmigten Taxitarif halten müssen, können Plattformen wie Uber ihre Preise dynamischer gestalten, je nach Nachfrage anpassen und dann entsprechend auch hochschrauben.
Genossenschaft der Nürnberger Taxiunternehmer zeigt sich kritisch
Kerl sagt, dass das Nürnberger Taxi-Geschäft Ubers Markteintritt voraussichtlich vor allem im Nachtgeschäft bemerken wird. Durch Lockangebote und "Dumping-Preise" würden besonders junge Menschen von den relativ billigen Preisen angelockt. Kerl warnt jedoch vor den Angeboten und erklärt, dass wenn das Unternehmen sich erstmal etabliert hat und andere Konkurrenten weichen, Uber die Preise deutlich erhöhen könnte.
Der Vorstand kritisiert zudem, dass das Modell zu unsicher sei und sich in anderen Städten bereits herausgestellt habe, dass Uber-Fahrer die Sicherheitsmaßnahmen einfach umgehen können. Im Oktober hatte der "WDR" im Selbsttest festgestellt, dass Uber-Fahrerinnen und -Fahrer teilweise ohne Überprüfung Kundinnen und Kunden befördern. "Ein Handy mit Uber-Fahrer-Zugangsdaten kann theoretisch beliebig von Person zu Person weitergereicht werden", heißt es im Bericht.