Ulrich Maly bleibt im Wahlkampf offline

25.2.2014, 12:38 Uhr
Setzt vorerst weiter auf's Analoge: Nürnbergs OB Maly.

© Matejka Setzt vorerst weiter auf's Analoge: Nürnbergs OB Maly.

Herr Maly, Sie sind ein Exot. Sie sind weder auf Facebook, noch twittern Sie. Ist das überhaupt noch zeitgemäß?

Ulrich Maly:
Das weiß ich nicht (lacht). In den Augen derer, die ohne diese Medien nicht leben können, ist es das sicher nicht. Ich habe es mir lange überlegt, und wir haben es auch intensiv diskutiert bei uns. Ich finde, wenn ich es tue, dann müsste ich den Anspruch erfüllen, den ich immer an mich selber habe: Dass alles, was da reingehackt wird, auch wirklich von mir stammt. Da braucht man aber auch die Zeit dafür und muss die Reaktion sicherstellen. Das kann ich nicht in jedem Einzelfall. Bevor ein Ghostwriter so tut, als wäre er ich und irgendwelche Kommentare reinstellt, haben wir gesagt, dann lassen wir es lieber.

Haben Sie nicht die Sorge, dass Ihnen die jüngere Zielgruppe durch die Lappen geht?

Maly:
Das mag sein. Ob sie der SPD insgesamt durch die Lappen geht, weiß ich nicht. Es gibt natürlich auch bei uns genügend Menschen, die den ganzen Tag in die Maschine hacken und die das auch für mich tun würden. Weil ich mir aber nicht sicher bin, ob ich die Authentizität zustande bringe, die meines Erachtens notwendig ist, habe ich mich selbst dagegen entschieden.

CSU-Chef Markus Söder zum Beispiel ist sehr aktiv im Netz. Über 3000 Leute haben bei Facebook „Gefällt mir“ angeklickt. Eine derart direkte Resonanz hat doch auch etwas Verlockendes, oder?

Maly:
Die 3000, die das klicken, haben schon vor der Zeit von Facebook und Twitter gewusst, dass sie Söder wählen. Da muss man auch realistisch sein.

Würden Sie die Wette eingehen, dass Sie in einem Jahr immer noch ein Facebook- und Twitter-Verweigerer sind?

Maly:
Nein. Ich denke weiterhin darüber nach, ob das Informationsmedien sind, die man bedienen muss. Man muss es trennen: Ist das ein Instrument des Wahlkampfes — die meisten nutzen es ja als solches — oder ist es wie bei Frank-Walter Steinmeier mehr der Versuch, den politischen Diskurs auf den Weg zu bringen. Das finde ich schon besser. Insofern würde ich es für mich auch nicht für immer ausschließen.

Nur mal angenommen, Sie würden twittern und müssten auf 140 Zeichen beschreiben, wie Sie sich wenige Wochen vor der Kommunalwahl fühlen. Wie sähe Ihre Nachricht aus?

Maly:
Ich kann die Zeichen jetzt nicht mitzählen, aber ich versuche es trotzdem: „Gespannte Erwartung und natürlich die notwendige Demut, weil es nichts Größeres gibt als das Votum einer Direktwahl. Aber in der Summe bin ich durchaus optimistisch — das ist die Gefühlslage.“

Das waren jetzt aber mehr als 140 Zeichen.

Maly:
Echt? Niemals (lacht).

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