Angst vor Umsatzeinbrüchen
Unlogisch und überflüssig: Das sagen Nürnberger Wirte zur 2G-plus-Regel in der Gastronomie
9.1.2022, 15:50 UhrDeutschland steuert in das dritte Jahr der Pandemie und mit ihr auch die Gastronomie. Sie ist die mit am härtesten getroffene Branche, die immer wieder Schließungen und Einschränkungen hinnehmen musste und muss. Von Bars und Clubs ganz zu schweigen: Sie sind nach wie vor geschlossen. Für alle anderen gastronomischen Betriebe, wie Restaurants, Cafes und Kneipen soll (ab einem bisher noch nicht näher bestimmten Zeitpunkt) laut Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz die 2G-plus-Regel gelten. Das heißt: Künftig wird ein Besuch nur noch für Geboosterte oder für doppelt Geimpfte mit tagesaktuellem Test möglich sein.
Bereits am Tag des Beschlusses hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, dies für den Freistaat nochmals prüfen zu wollen und am Dienstag seine endgültige Entscheidung bekannt zu geben. Kostas Chatzis ist bereits jetzt entsetzt über die neuesten Entwicklungen. "Wir haben schon mit der 2G-Regel Umsatzeinbußen von 40 bis manchmal sogar 70 Prozent hinnehmen müssen", wie der griechische Gastwirt sagt, der das Restaurant "Thalassa" in der Südstadt betreibt. Der Sinn erschließt sich ihm zudem nicht. "Warum brauchen Geboosterte keinen Test, obwohl sie sich ja dennoch anstecken können?" Das sei unlogisch.
Deutliche Worte findet auch Michael Groß, der in Gostenhof das beliebte "Hempels-Burger" betreibt. "Wir halten gar nichts von 2G-plus. Wir haben zudem keine Leute, um Tests anzubieten." Ein spontaner Besuch wäre dann nicht mehr möglich. "Wir rechnen definitiv mit weniger Umsatz und fühlen uns hier eher als Mittel zum Zweck, um das Boostern zu forcieren", so Groß weiter.
Francesco Falco, der in St. Johannis das angesagte "Falco Ristorantino" und das "Falco Pizzazimmer" sowie das "Falco Pasta & Pizzazimmer" am Inneren Laufer Platz führt, sieht erneut harte Zeiten auf die Gastronomie zukommen. "Mit 2G-plus wird es schwerer für uns." Vor allem im Restaurant, Pizza zum Mitnehmen ginge immer gut. Er wolle auf jeden Fall weitermachen. "Ich glaube aber auch, dass die Leute auf all das langsam keine Lust mehr haben."
Weitermachen will auch Kostas Chatzis. Auch wenn er sagt, dass er kurz vor dem Ruin stehe. Er hatte sein "Thalassa" erst kurz vor dem ersten Lockdown eröffnet und dann, wie alle anderen auch, gleich wieder schließen zu müssen. Einen normalen Betrieb kennt er im Grunde gar nicht, hangelt sich von einer neuen Bestimmung zur anderen und fühlt die Branche benachteiligt. "Wir halten Abstand, setzen alle möglichen Hygiene-Maßnahmen um, damit die Gäste kommen können. Aber trotzdem sind immer wir im Visier der Bestimmungen."
"Wir haben alles getan"
"Wir denken, dass wir immer alles für die Sicherheit von Gästen und Mitarbeitern getan haben", sagt auch Spitzenköchin Diana Burkel. Sie führt das "Würzhaus" in St. Johannis, das im vergangenen Jahr zum wiederholten Mal mit 16 Punkten vom "Gault&Millau" ausgezeichnet wurde. Zwei große und kostspielige Luftfilter-Anlagen hatte sie bereits im ersten Lockdown angeschafft. Sie hätten sich somit zu keinem Zeitpunkt als Infektionstreiber gesehen. "Da können wir aber nur fürs 'Würzhaus' sprechen, nicht für die ganze Branche." Der möglichen 2G-plus-Regel sieht sie relativ gelassen entgegen. "Wir denken, dass es bei unseren Gästen wenig ins Gewicht fällt, da ein Großteil schon geboostert ist."
Für alle anderen wird es dann aber mit einem spontanen Besuch nichts. Tests kann das Team schlicht aus Platzmangel vor Ort nicht anbieten. In jedem Fall werde sie sich wie bisher an alle Vorgaben halten, sagt Diana Burkel. "Die Strafen sind einfach zu massiv und für uns als Arbeitgeber steht einfach zu viel auf dem Spiel." Michael Groß von "Hempels-Burger" hofft unterdessen nur eines: "Dass Herr Söder am Dienstag aus der Reihe tanzt".
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