Vermisste Heidi D.: Kripo geht von Verbrechen aus
28.6.2014, 06:00 UhrEs war ein typischer Novembertag, grau in grau, als Heidi D. verschwand. Am Morgen hatte sie das Haus in der Pellergasse, in dem sie mit ihrem Lebensgefährten wohnte, in Joggingkleidung verlassen. Am frühen Abend wurde sie ein letztes Mal gesehen.
Seitdem, seit 14. November 2013, gibt es kein Lebenszeichen mehr von der 50-Jährigen. Anfangs ermittelte die Kripo in alle Richtungen. Sie schloss einen Unfall nicht aus. Sie hielt einen Suizid zumindest theoretisch für möglich. Und sie stellte die Frage, ob Heidi D. aus freien Stücken aus ihrem bisherigen Leben ausgebrochen sein könnte, um anderswo neu anzufangen.
Polizei hält sich bedeckt
Doch mittlerweile, sieben Monate nach dem Verschwinden der Fischbacherin, gehen die Ermittlungen in eine bestimmte Richtung: Die Mordkommission glaubt an ein Verbrechen. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen eines Gewaltdeliktes eingeleitet. Die Polizei hält sich bedeckt, was mögliche neue Erkenntnisse anbelangt. „Es sprechen einfach zu viele Punkte gegen einen reinen Vermisstenfall“, sagt Polizeisprecherin Elke Schönwald nur.
Stutzig macht die Ermittler zum Beispiel, dass Heidi D. aus dem Haus ging, ohne etwas mitzunehmen. Weder ihren Geldbeutel, noch Handy, Schlüssel oder persönliche Papiere. Auch ihr Auto ließ sie vor der Haustüre stehen. All das spricht nicht dafür, dass sie einfach gegangen sein könnte. Wer ein neues Leben anfangen will, nimmt seine Siebensachen mit.
Außerdem hat die Polizei bis heute keine Spuren gefunden, die auf einen Suizid hinweisen. Es gibt keinen Abschiedsbrief, nichts dergleichen. Zumal die damals 49-Jährige in die Zukunft blickte: Sie wollte im November ihren runden Geburtstag feiern. Sogar für Weihnachten und für ihren Urlaub hatte sie laut ihrer Schwester schon Pläne gemacht. Heidi sei viel zu aktiv und neugierig auf das Leben, schreibt die Familie der Vermissten im Internet. „Daher glauben wir nicht an Suizid.“
Also doch ein Verbrechen? Einen Verdächtigen gibt es bislang nicht. Die Mordkommission ermittelt laut Polizeisprecherin Schönwald gegen unbekannt. Von Bedeutung könnte in diesem Zusammenhang allerdings die Aussage einer Zeugin sein, die am Tag von Heidi D.s Verschwinden im Wald in Fischbach einen Schrei gehört haben will.
„Wir hören nie auf“
Tagelang wurde nach der verschwundenen Postbotin gesucht. Hundertschaften durchkämmten den Wald bei Fischbach. Taucher suchten den Eisweiher ab. Doch die Polizei entdeckte nicht den kleinsten Hinweis, der über Heidi D.s Schicksal hätte Aufschluss geben können. Seit Monaten müssen ihre Schwestern und ihr Lebensgefährte nun mit der Ungewissheit leben, nicht zu wissen, was Heidi D. widerfahren ist.
Er habe eine schreckliche Zeit hinter sich, sagt ihr Lebensgefährte. Die Vorstellung, die am wenigsten schlimm für den 49-Jährigen ist, ist die, „dass sie irgendwo im Urlaub ist“. Die Angehörigen haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie wieder auftauchen könnte.
„Wir suchen freilich immer weiter. Wir hören nie auf“, sagt ihr Partner. Die Familie lässt am Montag ein großes Vermisstenplakat in Fischbach kleben. „Heidi, wo bist Du?“ steht darauf.