"Unterdog-Position" bis Nahverkehr
Vor Bundestagswahl 2025: Grünen-Kanzlerkandidat Habeck stellt sich in Nürnberg Fragen der Bürger
19.01.2025, 19:35 Uhr
Fünf Wochen vor der Bundestagswahl war der Noch-Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck am Sonntagvormittag in Nürnberg zu Gast: Im Leserdialog, veranstaltet durch die Nürnberger Nachrichten, wurde er zunächst von Chefredakteur Michael Husarek interviewt. "Glauben Sie wirklich, dass Habeck Kanzler werden kann?", fragte Chefredakteur Husarek etwa mit Blick auf die eher schlechten Chancen laut Umfragen. "Ich bin bestimmt in einer Unterdog-Position, aber ich schaue weniger auf die Umfragen, sondern auf die Dynamik in der Gesellschaft", betont Habeck. "Alleine was das schiere Interesse an der Politik angeht", welches die Grünen stark zu spüren bekämen. Er "hoffe darauf, dass dieses Momentum Fahrt aufnimmt." Das wichtigste über allem sei bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2025 für ihn, "wenn wir diesen Wahlkampf über Lösungen und einen Haltungsumschwung führen würden".
Anschließend stellt er sich den kritischen Fragen, der zuvor ausgelosten 200 teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger.
Gerade das Thema Gasheizung, Wärmepumpen, Wehrpflicht, aber auch der öffentliche Nahverkehr und Verzicht rückt am Sonntag bei den Fragen der Bürgerinnen und Bürger in den Vordergrund.
Auch der Grünen-Vorschlag, Sozialabgaben auf Kapitalerträge zu erheben, den Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz strikt als "Schnapsidee" und "Unsinn" kritisiert hatte, ist Thema in Nürnberg. Der Grünen-Kanzlerkandidat hatte vorgeschlagen, zur Finanzierung von Kranken- und Sozialversicherung neben dem Arbeitslohn auch Einkünfte aus Kapitalerträgen wie Zinsen oder Aktiengewinne heranzuziehen.
So reagierte Habeck auf die verschiedenen Fragen:
"Wie läuft so die WhatsApp-Kommunikation mit Christian Lindner?", fragte Chefredakteur Michael Husarek im Interview. Nach Bruch der Regierung hatte Habeck seiner Aussage zufolge immer wieder Kontakt mit Lindner. Nach Berichterstattungen um eine strategische Planung sei das aber eingeschlafen, nun beobachte man sich eher Gegenseitig interessiert, Kontakt bestehe - vor allem über WhatsApp - nicht mehr, da sich vor allem Habeck durch die Vorwürfe getäuscht fühlte.
Auch Söders Leidenschaft zum Essen, vor allem auch nicht-vegetarischem Essen, kam zur Sprache. "Wahrscheinlich ist Markus Söder der beste Propagandist für vegetarische Ernährung die man in Deutschland haben kann", scherzt Habeck.
Aber auch über ernste Themen wurde gesprochen, so beispielsweise über das Recht auf Asyl. "Das Recht auf Asyl sollte nicht angetastet werde", äußerte sich Habeck deutlich, wofür er auch Applaus erntete. Er sehe seine Rolle darin ein Gegengewicht, beziehungsweise eine Gegenrolle zu spielen.
Bundestagswahl 2025: Die Kanzlerkandidaten im Überblick
- SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands): Olaf Scholz
- CDU/ CSU (Christlich Demokratische Union Deutschlands / Christlich-Soziale Union in Bayern): Friedrich Merz
- AfD (Alternative für Deutschland): Alice Weidel
- Die Linke: Jan van Aken und Heidi Reichinnek
- BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht): Sahra Wagenknecht
- Grüne (Bündnis 90/ Die Grünen): Robert Habeck
Die aktuelle Kanzlerpräferenz laut Umfrage: Unionskandidat Friedrich Merz (CDU) und Grünen-Kandidat Robert Habeck gleichauf mit jeweils 23 Prozent vor Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit 17 Prozent, wie die "Deutsche Presse-Agentur" am Sonntag mit Bezug auf eine aktuelle Umfrage (Forsa bei RTL/ntv) berichtet.