Vorreiterrolle: Diese Frau soll Nürnberg grüner machen
16.6.2019, 06:00 UhrDoch, ein bisschen stolz sei er schon, gibt Vogel zu. "Nach meinen Informationen sind wir in Deutschland die zweite Stadt, die eine 'Baumbeauftragte' hat – da haben wir also eine Vorreiterrolle." Und zu tun gibt es für die ausgebildete Gärtnermeisterin und studierte Landschaftsarchitektin, die seit Mai beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) tätig ist, so einiges: 30.000 Straßenbäume sind kartiert, weitere rund 50.000 (etwa in Parks oder an der Münchener Straße entlang) sind nicht eigens in Karten aufgeführt – doch auch sie fallen in Wangs Aufgabenbereich.
Ganz oben steht da die Erhaltung, nachhaltige Entwicklung und Vermehrung des Baumbestandes im öffentlichen Straßenraum sowie in Grünanlagen. "Doch soll sie auch Mittlerin zwischen städtischen Diensten sein, wenn es etwa um die Frage geht, soll ein Baum weg oder bleiben, aber auch Ansprechpartnerin für Belange von Bürgerinnen und Bürgern wie für Vereine und Stiftungen zur Förderung des Baumbestandes sein", beschreibt Vogel. Schließlich nehme das Thema Baum "bisweilen kuriose Züge an", samt langwieriger Diskussionen. Das sei einer der Gründe, warum man im vergangenen Jahr dafür gekämpft habe, mit einer Baum-Managerin neue Wege zu gehen.
Petra Wang, die Erfahrung aus dem Baumschulbereich mitbringt, wird sich also auch für die Entwicklung eines bürgernahen Kommunikationskonzeptes einsetzen. "Das betrifft die Bereiche Baumerhaltung, Ersatz- und Neupflanzungen, Sanierungen, Fällungen oder Rückschnittarbeiten", erläutert sie. Sind vermeintlich ideale Standorte für Straßenbäume tatsächlich geeignet? Wang wird sie prüfen – und im positiven Fall die Pflanzung planen. Häufiger aber habe an städtischen Orten, die zwar prädestiniert für eine Pflanzung erscheinen, ein Baum dennoch keinen Platz: Leitungen oder Rohre sind in der nach mittelalterlicher Anlage wiedererbauten Altstadt dann im Weg.
"Für eine grünere Innenstadt müssten wir die Bereitschaft haben, Parkplätze zu opfern", stellt Vogel klar. Zudem verweist er darauf, dass ein von außen scheinbar gesunder Baum dennoch krank sein könne, und dann zum Schutz der Menschen auch mal fallen muss. "Es wird kein Baum ohne Grund gefällt!" Hier zähle er auf Petra Wang, "dass sie das künftig mit Leuten kommuniziert, die sich im übertragenen Sinne an einen Baum ketten", betont er. "Kürzlich sind bei einem Sturm in der Gartenstadt zwei scheinbar gesunde Bäume umgefallen. Gottlob nur auf Autos!"
Schon 409 neue Bäume
2019 seien bereits 409 Bäume neu gepflanzt worden, "fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor", versichert Vogel und Wang ergänzt: "Die Stadt legt auch großen Wert darauf, bestehende Standorte zu sanieren" – so geschehen bei der Neugestaltung des Heugäßchens. Sechs neue Spitz-Ahorne ersetzen die einstigen Bäume. "Sie wären nicht zu erhalten gewesen." Eine veränderte Oberflächengestaltung führt das Wasser nun zu den Bäumen. "Außerdem haben wir ein neues Substrat ausprobiert, das Wasser auch bei Starkregen hält", erklärt Wang die Anlage.
Bei Neupflanzungen habe man auch die veränderten klimatischen Bedingungen im Blick. "40 verschiedene Baumsorten haben wir in Nürnberg", so Wang. Gewächse, die das hiesige Klima gut vertragen, stünden auf der städtischen "Baumliste" im Internet. Bäumen helfen könnten aber auch die Bürger, so Vogel, und verweist auf das "Pilotprojekt Nachpflanzung" des Vorstadtvereins Nürnberg Nord gemeinsam mit SÖR. Zudem sorgen aktuell 1300 Baumpaten für 1600 Bäume. "Da ist noch Luft nach oben."
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