Frankenschnellweg
Vorschläge zum Frankenschnellweg: "Hier wären Flächen für Wohnraum"
22.5.2021, 13:15 UhrHörbar enttäuscht über die Absage von Baureferent Daniel Ulrich, hat Ulrike Müller-Telschow von der Künstlervereinigung Artists for Future eine Diskussionsrunde auf dem Platz vor der Villa Leon eröffnet, die nach Lösungen für eine klimafreundliche Stadtentwicklung sucht.
Rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich im großen Abstand zueinander versammelt, die Polizei überwachte das Geschehen, damit nicht gegen Corona-Auflagen verstoßen würde. Man sei eine "Graswurzelbewegung", die nicht aufhören werde, Fragen zu stellen, kündigte Müller-Telschow an.
Natürlich rückte ins Zentrum der Debatte mit den beiden Professoren der Technischen Hochschule Nürnberg, Ingrid Burgstaller (Professur für Städtebau und Stadtplanung) und Harald Kipke von der Fakultät Bauingenieurswesen mit dem Forschungsschwerpunkt intelligente Verkehrsplanung, immer wieder auch der Frankenschnellweg. Aus diesem Grund hatte Baureferent Ulrich den Organisatoren beschieden, er stehe für diese Veranstaltung nicht zur Verfügung.
Denn das Straßenprojekt ist bei Drittem Bürgermeister Christian Vogel angesiedelt, Ulrich hatte betont, er sei deshalb für diese Thematik nicht zuständig. "Und wer ist dann für die Verkehrsplanung in St. Leonhard zuständig?", fragte Hans Luntz vom Verkehrsclub Deutschland süffisant. Der Komplex Stadterneuerung, Wohnen und moderne Verkehrsführung lasse sich schließlich nicht voneinander trennen. Das "Schweigekartell im Baureferat" müsse durchbrochen werden.
Der VCD hat vor dem Verwaltungsgericht in Ansbach Klage gegen die städtischen Pläne zum Ausbau des Frankenschnellwegs eingereicht. Das Vorhaben hält der Umweltverband für nicht mehr zeitgemäß, obwohl dort zwischen der Kreuzung an der Rothenburger Straße und An den Rampen die Fahrzeuge täglich im Stau stehen.
Kommentar: Die Stadt muss beim Frankenschnellweg umdenken
Viele Menschen würden den Autoverkehr wie eine Naturgewalt verstehen, die nicht zu stoppen sei, sagte Prof. Harald Kipke. Dabei zeigten neueste wissenschaftliche Untersuchungen, dass die Ströme sehr wohl einzudämmen seien. Der Verkehr nehme nicht mehr zu, stagniere seit geraumer Zeit. Testläufe mit rückgebauten Fahrspuren in mehreren deutschen wie europäischen Städten hätten gezeigt: "Wenn man die Kapazität zurückfährt, geht auch der Verkehr zurück", sagte Kipke.
Er plädierte dafür, diese Aspekte "offener zu diskutieren" und sie zum Thema der Stadtplanung zu machen. In Nürnberg entstehe der Eindruck, südlich der Bahnlinie gebe es keine Stadtplanung mehr, sagte Prof. Ingrid Burgstaller. Doch dort, rund um den Frankenschnellweg, gebe es genügend Flächen, noch dazu im städtischen Besitz, auf denen man dringend benötigte Wohnungen bauen kann.
Ihr Fachbereich Architektur und Stadtplanung habe die Aufgabe, "den Gedankenraum zu eröffnen", was mit der Straße geschehen müsse, um Wohnen und Verkehr in Einklang zu bringen. Ihre Studenten hatten bereits vor vier Jahren Modelle für alternative Varianten zum Ausbau erarbeitet. nordbayern.de hatte zuletzt mit einem Interview mit einem ihrer ehemaligen Studenten und heutigen Architekten über seine Entwürfe die Diskussion angestoßen.
"Wir haben angefangen zu denken, sind aber noch lange nicht fertig", rief Burgstaller ins Mikrofon. Die Klimaschützer, zu denen auch das Aktionsbündnis Nürnberg for Future, das Klimacamp und das Bündnis gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs gehören, kündigten an, weitere Veranstaltungen dieser Art anzusetzen. Vielleicht auch mit Vertretern der Stadt.
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