Waghalsiges Radrennen am Moritzberg

13.10.2009, 00:00 Uhr
Waghalsiges Radrennen am Moritzberg

© Wolfgang Zink Sportfoto

Elf Kurven, 188 Höhenmeter bergab und zwei Kilometer galt es, so schnell wie möglich zu bezwingen - allerdings mit drei anderen Fahrern gleichzeitig. Gestartet wurde am Berggasthof, das Ziel lag etwa drei Kurven hinter Weihersberg, markiert von einem Torbogen des Sponsors. Auch Christina Mimler aus Schwaig wollte sich das Rennen nicht entgehen lassen. Die 37-Jährige startete zusammen mit neun anderen Frauen in der Damenklasse und war eigentlich nur am Start «weil es ja gleich ums Eck ist.«

Für viele Teilnehmer wurde das Rennen zu einem großen Experiment. Erfahrene Straßenfahrer fürchteten nicht den Teer, sondern die drei lauernden Gegner auf der Strecke. Mountainbikefahrer hatten dagegen mehr mit sich selbst zu kämpfen, um sich auf der Straße genauso in die Kurven zu legen, wie auf dem griffigen Waldboden. Dementsprechend sahen auch viele Fahrräder und ihre Besitzer wie ein großes Experiment aus. Mountainbikes mit Straßenreifen muteten genauso skurril an, wie Rennradfahrer mit Schienbein-, Ellenbogen- und Rückenprotektoren unter dem engen Lycraanzug oder dem zweckentfremdeten Lederkombi. Denn Protektoren waren genauso Pflicht wie ein Vollvisierhelm. Die gute Optik musste der Funktionalität weichen, wenn man schnell sein wollte.

Christina Mimler ging da weniger Kompromisse ein. Das Visier blieb am Helm, die Hose war nicht windschnittig, sondern bequem, die Reifen hatten noch ein sichtbares Profil. Denn am liebsten hält sich die 37-Jährige mit ihrem Mountainbike in Bikeparks auf und frönt der Schwerkraft.

Nach nur einem Testlauf am Morgen musste jeder Teilnehmer beim Einzelzeitfahren alles geben, um sich für die Finalläufe der acht besten Frauen und der 32 schnellsten Männer zu qualifizieren. «Die Matten halten einen Aufprall bis zu 70 Kilometer pro Stunde aus", ermunterte ein Streckenposten die Fahrer mit etwas zögerlicherer Fahrweise während des Trainingslaufs.

Für die meisten hoch gehandelten Favoriten wie dem Fourcross-Profi Guido Tschugg war jedoch bereits nach der Qualifikation das Rennen zu Ende. Die letzten Fahrer hatten mit dem einsetzenden Regen zu kämpfen, der die Straße rutschig und unberechenbar machte. Der Ameranger Guido Tschugg schaffte es als zuletzt gestarteter Fahrer nach einem Sturz nur auf Platz 44. Lediglich die Fourcrossprofis Tibor Simai, Andy Wittmann und Daniel Auerswald sowie Rennradprofi Olaf Pollack schafften es in die Finalläufe. «Hätten die Mountainbikefahrer vorne ein größeres Kettenblatt in ihre Räder eingebaut, wären auf jeden Fall mehr Favoriten mit vorne dabei gewesen«, mutmaßte der Veranstalter Christian Treugut, Vorstand des R.C. Pegnitzgrund Röthenbach.

Christina Mimler bleibt als Sechste nach der Qualifikationsrunde gelassen und gönnt sich erst einmal ein herzhaftes Mittagessen. Erst als sie erfährt, dass man bei dem Rennen ein nicht unerhebliches Preisgeld mit nach Hause nehmen könne, lagen ihr das Geschnetzelte plus Nachtisch sichtlich schwer im Magen: «Vielleicht hätte ich doch nicht so viel Essen sollen«, zweifelte sie. Doch vielleicht war es genau das reichhaltige Mittagessen, das sie ins Finale bringen sollte.

Im Halbfinale kam sie erst als letzte von der Startrampe. Doch bereits in der zweiten Kurve profitierte sie von dem großen Abstand zu den ersten beiden Fahrerinnen, die sich durch einen Sturz alle Siegchancen nahmen. Ungläubig und überglücklich fuhr sie, angefeuert von den über 900 Zuschauern an der Strecke, als Erste durch‘s Ziel.

In den Finallauf ging sie dann jedoch mit gemischten Gefühlen. Zwei Rennradprofis und eine Downhillfahrerin standen mit ihr am Start. Als sie letztendlich Dritte wird, kann sie ihr Glück nicht fassen: «Vor fünf Jahren bin ich mal bei einem Cross Country Rennen in Eichstätt Dritte geworden, aber das ich hier heute auf dem Podium stehe, ist unglaublich.«

Der Nürnberger Sebastian Körber, der den zweiten Platz bei den Männern erreichte, war nach dem Rennen wesentlich abgeklärter. «Die letzten zwei Läufe waren richtig hart, weil nur noch schnelle Fahrer mit am Start waren", sagte der 25-jährige Amateur, der dieses Jahr bereits 45 Rennen absolvierte. Da der Moritzberg jedoch sein Hausberg sei, habe er insgeheim mit einer guten Platzierung gerechnet, gab er zu.

Der Veranstalter und das Rote Kreuz zogen trotz der widrigen Wetterbedingungen eine positive Bilanz. Zwölf Verletzte kamen mit leichten Blessuren zu den Sanitätern im Zielbereich. Eine Frau wurde zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht. Entwarnung kam jedoch schnell: außer einigen Prellungen sei der Dame nichts passiert, so Treugut.

Christina Mimler schloss nach dem Erfolg eine Karriere als Straßenprofi aus: «Jetzt werde ich erst einmal wieder andere Reifen auf mein Rad ziehen und in den Bikepark fahren, wo ich hingehöre.« Das große Experiment für sie ist beendet und hat ihr 400 Euro Gewinnprämie eingebracht.

Auch von dem Spanferkel ist trotz dem Regen nicht mehr viel übrig geblieben - doch das Grinsen ist ihm geblieben - denn zu sehen bekam es einiges an diesem Tag.

Franken dominierten auf dem Siegertreppchen

Thomas Schäfer aus Ansbach dominierte bereits in der Qualifikationsrunde und konnte seinen ersten Platz bis ins Finale behaupten. Den zweiten Platz machte Sebastian Körber aus Nürnberg. Das fränkische Triple machte Thomas Lerzer aus Hilpoltstein perfekt. Bei den Frauen gewann die Österreicherin Birgit Braumann vor der Erkratherin Sonja Granzow und der Nürnbergerin Christina Mimler.

Mehr Bilder vom Rennen gibt es in der Diaschau.

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