Laute Autos, freie Händler
Warum der Plärrer in Nürnberg Plärrer heißt - und warum das nichts mit dem Lärm zu tun hat
15.9.2024, 05:00 UhrNicht nur in Nürnberg kennt ihn jeder und jede - aber in der Frankenmetropole hat er sogar Einzug in die Alltagssprache gehalten: "Hier geht's ja zu wie am Plärrer!" (oder echt fränkisch: "dou gäids ja zou wäi am Blärrer!"). Schon dieses fränkisches Bonmot legt nahe, was die meisten wissen: Am Plärrer in Nürnberg, da ist was los, da ist es laut. Logisch, dass das auch etwas mit dem Namen des innerstädtischen Verkehrsknoten zu tun hat, oder? Am Plärrer machen heute die Autos krach und früher wurde eben viel herumgeschrien, klar. Falsch! Mit dem Verb "plärren" hat der Plärrer nämlich gar nichts am Hut - bis auf die etymologischen Ursprünge im Mittelhochdeutschen.
In Wahrheit, so verrät es unter anderem das Stadtlexikon des Stadtarchivs der Stadt Nürnberg, geht der Name "Plärrer" auf das mittelhochdeutsche Wort "plarre" zurück - und das hat eben so gar nichts mit dem "blerren" zu tun, aus dem sich heute das Verb "plärren" gebildet hat. Vielmehr steht und stand "plarre" für einen "freien Platz" - vornehmlich außerhalb der Stadtmauern zu finden. Auf jenen Plätzen konnten im Mittelalter auch Händler ihre Waren feilbieten, denen der Verkauf innerhalb der Stadtmauern verwehrt blieb, weil ihnen die Erlaubnis fehlte. "Frei" ist hier also weniger im Sinne von "un-bebaut", sondern vielmehr von "un-reglementiert" zu sehen.
Plärrer gibt es viele - sogar in Fürth!
Der "Nürnberger Plärrer" ist freilich nicht der einzige seiner Art: Man findet Plärrer hauptsächlich in der Region, etwa in Bamberg, Hersbruck, Neustadt an der Aisch oder in Lauf an der Pegnitz. Nicht einmal innerhalb der eigenen Stadtgrenzen ist der Nürnberger der einzige Plärrer: Auch Mögeldorf hat schließlich seinen eigenen Plärrer.
Und sogar die Nachbarstadt im Westen konnte einst einen, genau genommen sogar zwei, Plärrer ihr Eigen nennen: Weil die Ludwigseisenbahn, samt ihrer als "Adler" bekannt gewordenen ersten Lokomotive Deutschlands, in Nürnberg vom Plärrer aus startete, bezeichnete man kurzerhand auch den Platz um den Fürther Ludwigsbahnhof so. Der zweite Fürther Plärrer war dann der auch als "Schlageter" bezeichnete Ort im Herzen der Stadt, den man heute besser als "Fürther Freiheit" kennt.
Aber auch anderswo in Bayern kennt man den "Plärrer". In Augsburg nämlich - großes Aber: Dort heißt das selbsternannte "größte Volksfest Schwabens" genau wie Nürnbergs Verkehrsknoten. Tatsächlich hat der Name in der Fugger-Stadt wiederum nichts mit freien Händlern zu tun: Der Augsburger Plärrer heißt - offiziell übrigens erst seit 1976 - schlicht so, weil es dort recht laut zugeht. Wieder was gelernt.
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