Warten auf den Bürgertest

Wegen 2G-Plus: Enormer Ansturm auf die Testzentren in der Region

Silke Roennefahrt und Tobi Lang

Lokalredaktion

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29.11.2021, 05:55 Uhr
Großer Andrang vor den Testzentren: Auch in der Färberstraße standen die Menschen Schlange. Wegen der 2G-Plus-Regelung brauchen auch viele Geimpfte häufiger einen Nachweis über einen negativen Antigen-Schnelltest.    

© Michael Matejka, NNZ Großer Andrang vor den Testzentren: Auch in der Färberstraße standen die Menschen Schlange. Wegen der 2G-Plus-Regelung brauchen auch viele Geimpfte häufiger einen Nachweis über einen negativen Antigen-Schnelltest.    

Zum Corona-Test, obwohl sie doch schon längst bei der Impfung war? Ursula hat dazu eine klare Haltung. "Das ist eine Zumutung für die Geimpften", findet die Nürnbergerin, die sich derzeit täglich in eine der Schlangen einreihen muss, um - mit Ausnahmegenehmigung - ihre schwerkranke Mutter in der Klinik besuchen zu dürfen. Sie sei "stinksauer auf die Ungeimpften", sagt die 61-Jährige. "Die Geimpften leiden darunter."

So ähnlich wie sie sehen es auch einige andere, zum Beispiel Hans, 62, und Helena, 23, aus Greding, die an diesem Sonntagmittag ebenfalls in der langen Schlange vor dem Testzentrum Nürnberg in der Bahnhofstraße stehen. Vater und Tochter wollen ins Stadion, dass dort die 2G-Plus-Regelung gilt, finden sie grundsätzlich okay. Dennoch sind auch sie der Ansicht, dass eine höhere Impfquote die strengere Regelung hätte vermeiden können. "Das Thema spaltet die Gesellschaft", sagt Hans. Auch Kevin, 30, will ins Stadion zum Club, ihn nervt, dass er sich testen lassen muss. "Wenn sie das schon machen, sollten sie wenigstens mehr Leute reinlassen", findet der 30-Jährige.


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Immerhin: Obwohl die Schlange sich über den halben Willy-Brandt-Platz zieht, geht es zügig voran. Er habe gerade Mal 15 Minuten gewartet, sagt Kevin. Bis zu 2000 Leute am Tag nutzen das Angebot des Testzentrums Nürnberg, in vier Kabinen nehmen die Mitarbeiter die Abstriche im Akkord. Wer sich vorher einen Termin reserviert hat, kommt schneller dran, Spontanbesuche sind aber ebenfalls möglich. Probleme mit Terminen oder Testmaterial gebe es bislang nicht, so ein Mitarbeiter. Auch das Bayerische Rote Kreuz ist in Nürnberg derzeit noch gut ausgestattet. Für das neue Testzentrum in der Sulzbacher Straße 43, wo sich derzeit rund 350 Menschen täglich testen lassen können, sei genügend Testmaterial vorhanden, sagt Geschäftsführerin Brigitte Lischka. "Wir haben gut vorgesorgt."

Auf Landesebene befürchtet ein Sprecher des Wohlfahrtsverbandes allerdings Engpässe. "Es wird zunehmend schwer, Antigen-Schnelltests am Markt zu beschaffen", sagt Sohrab Taheri-Sohi. Die Nachfrage nach den Terminen sei "brutal" so Michael Langer, Geschäftsführer des Medic-Center. Der Fachärzte-Verbund betreibt mehrere Testzentren in Nürnberg und Umgebung und baut das Angebot gerade wieder aus. Denn noch fehlt es auch an Anlaufstellen. Während im Frühjahr nahezu an jeder Ecke ein Testzentrum stand, muss die Infrastruktur jetzt erst wieder aufgebaut werden.

Angebot wird ausgebaut

Viele Anbieter hatten den Service mit der steigenden Impfquote und Auslaufen der kostenlosen Bürgertests reduziert oder komplett eingestellt. In Nürnberg sei die Zahl der Einrichtungen massiv zurück gegangen, der Betrieb habe sich mangels Nachfrage für viele nicht mehr gelohnt, so das Gesundheitsamt. Jetzt aber sollen die Tests beim Eindämmen der vierten Welle helfen, das Interesse am Betrieb der Teststationen steige wieder. Matthias Dorner, der die Verwaltungsleitung der Behörde unterstützt, rechnet damit, dass das Angebot an Testmöglichkeiten kontinuierlich steigen wird. Auch das Bayerische Rote Kreuz will sein Angebot laut Lischka weiter aufstocken.


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Wohlfahrtsverbände, Arztpraxen, Apotheken, Labore sowie Rettungs- und Hilfsorganisationen sind mit den Tests beauftragt worden. Aber auch private Anbieter können den Service anbieten, zuständig für die Genehmigung ist das Gesundheitsamt. Die Behörde ist auch für die Kontrolle der Arbeit verantwortlich. Wegen der pandemiebedingten Arbeitsbelastung des Amtes erfolge dies derzeit aber hauptsächlich anlassbezogen, berichtet Dorner. "Erreichen uns Beschwerden über eine Teststation, gehen wir diesen nach, versuchen das Problem mit dem jeweiligen Betreiber zu klären und führen auch unangekündigte Kontrollen und Begehungen durch." Die Betreiber könnten in der Regel nachbessern, bei erheblichen Mängeln im Bereich Hygiene und Infektionsschutz könne die Teststation auch geschlossen werden.

Grundsätzlich hat derzeit jeder Bürger Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Antigen-Schnelltest pro Woche. So lange die Kapazitäten reichen, könne man auch häufiger kommen, betont Dorner, der jedoch darum bittet, "verantwortungsvoll" mit dem Angebot umzugehen. Bislang scheint es damit keine Probleme zu geben, wie auch die Wartenden in der Schlange vor dem Testzentrum Nürnberg bestätigen. Etliche Ungeimpfte brauchen den Nachweis für die Arbeit und den Weg dorthin täglich, bislang habe er noch nichts zahlen müssen, erzählt ein junger Mann, den "die ganze Sache trotzdem nervt". Andere stellen sich geduldig an, so zum Beispiel Bastian und Theresa, die einen Tanzkurs besuchen wollen. Leider sei die 2G-Plus-Regelung der derzeitigen Situation angemessen, sagt das junge Paar. "Und das ist schließlich besser als ein erneuter Lockdown."