Wegen Corona: Narren bangen um Faschingssaison

Ute Möller

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17.7.2020, 07:25 Uhr
Corona macht es den Narren schwer: Da hilft auch eine Maske nichts.

© Horst Linke Corona macht es den Narren schwer: Da hilft auch eine Maske nichts.

Es gibt Vereine, die schon die ganze Saison abgesagt haben. Auf Virus-Witze in der Bütt hat keiner der Vorstände Lust. Zurück zur Normalität zu kommen, das ist die große Sehnsucht. Udo Diehl geht davon aus, dass sich im September die Mitgliedsvereine treffen werden, um gemeinsam einen Schlachtplan für die kommende Faschingssaison zu machen. Jetzt könne noch keiner sagen, ob Dämmersitzungen, Kinderfasching und Prunksitzungen möglich sein werden. "Ich rechne jedenfalls mit einer zweiten Infektionswelle nach den Sommerferien", sagt Diehl.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt", kommentiert das gelassen die erfahrene Nürnberger Närrin Elvira Reuther. Sie wirkt seit vielen Jahren im Förderverein Nürnberger Fastnachtszug und ist mit den Vereinen ebenso vertraut wie mit der Organisation des Umzugs am Faschingssonntag. "Wir können kurzfristig reagieren", sagt sie und meint damit, dass die beliebte Veranstaltung auch dann stattfinden könnte, wenn die bayerische Regierung kurzfristig grünes Licht gibt. "Ich bin gelassen."

Abwarten ist aber viel verlangt und zerrt an den Nerven, wenn eigentlich die Garden seit Monaten intensiv trainieren müssten, das aber erst seit wenigen Wochen wieder geht. Mit Sicherheitsabstand im Quadrat. "Wir haben Vierecke auf den Hallenboden gemalt, immer mit 1,5 Metern Zwischenraum", erzählt Waltraud Mammen, 1. Vorsitzende der Luftflotte des Prinzen Karneval. So strikt voneinander getrennt, werden in Gruppen Kondition und Schrittfolgen geübt. Anfassen geht nicht - für Gardetanz sind das denkbar schlechte Voraussetzungen.


Warum heißt der Fasching eigentlich Fasching?


Die Luftflotte sage erst mal noch keine Veranstaltungen ab, auch nicht die Auftaktsitzung am 14. November im Nürnberger Maritim Hotel. "Wir sind uns aber sehr unsicher, ob sie stattfinden kann", sagt Mammen. Es komme ja auch nur schwer Stimmung auf, wenn jeder dritte Platz im Publikum frei bleiben muss. Für die Gardemädchen sei diese Unsicherheit schrecklich, "sie wollen ja auf die Bühne."

Faschingsvereinen geht viel Geld verloren

Die Corona-Pause sei für den Verein auch finanziell hart, "das Vereinsheim kostet uns jeden Monat viel Geld, das wir in normalen Zeiten durch Vermietungen zum Beispiel für Hochzeiten etwas reinholen". Auch diese Einnahmequelle sei jetzt weggebrochen. Die Luftflotte hofft, dass Corona nicht auch noch die Verleihung des Ordens wider den Neidhammel im Januar unmöglich macht.

Durch die Corona-Einschränkungen gehe den Vereinen viel Geld verloren, sagt auch Gerhard Förster, 1. Vorsitzender der Nürnberger Trichter Karnevalsgesellschaft. Zur Prunksitzung des Vereins kommen normalerweise fast 500 Gäste, dann ist das Gesellschaftshaus Gartenstadt voll bis unters Dach. Brechen die Einnahmen aus dem Kartenverkauf weg, sei das für den Verein nicht leicht. Zumal sich auch Sponsoren jetzt zurückhaltend zeigten. "Bei uns herrscht große Unsicherheit, was möglich sein wird", sagt Förster. Dämmerung und Prunksitzung seien noch nicht abgesagt, "die Lokale sind gebucht". Doch Förster geht davon aus, dass viele Gäste wegbleiben. "Es sind ja viele Ältere und die wollen sich eher nicht in einen vollen Saal quetschen."


So viel geben wir an Fasching aus


Vielleicht finde der Nürnberger Fasching ab Herbst ja als Live-Streamig statt, sagt Förster und meint das nur halb im Scherz. Die Dämmersitzung bereits abgesagt hat die Alte Große Nürnberger Karnevalsgesellschaft 1904 e.V. "Wir haben offiziell alle Veranstaltungen für 2020 gestrichen und hoffen, dass wir im neuen Jahr starten können", sagt 1.Vorstand Gerd Hartinger. "Wir möchten niemanden gefährden, für uns steht die Gesundheit an erster Stelle."

Die komplette Saison abgesagt hat die Faschingsgesellschaft Cyrenesia Zirndorf, "bleibt gesund und auf ein Wiedersehen 2022" heißt es auf der Homepage. Die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten und nicht absehbare Auflagen für Veranstaltungen machten diesen Schritt leider nötig. Ob auch der beliebte Jambo-Jambo-Fasching der Faschingsgesellschaft Bretonia 11er Rat 1981 e.V. Nürnberg ausfallen wird, ist übrigens noch offen. Der Verein wartet ab, ob die Staatsregierung nach dem Sommer grünes Licht für die närrische Jahreszeit gibt.


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