Weiter Kritik an Immobilienfirma Annington
15.11.2012, 07:33 Uhr
Es ist der dritte Termin für Mieter, die in Wohnungen der Deutschen Annington leben. Der Genossenschaftssaalbau am Rangierbahnhof war nicht so voll wie bei den ersten beiden Treffen, stellt SPD-Stadtrat Lorenz Gradl fest. Er zieht daraus seine eigenen Schlüsse: „Die Probleme in den Wohnungen sind wohl geringer geworden.“ Prompt erntet der Politiker aus dem Publikum eine bissige Erwiderung: „Oder die Leute haben einfach resigniert.“
Werner Dobmeier vom Neptunweg7 vergleicht die Kommunikation zwischen Bewohnern und Annington mit einer falschen medizinischen Behandlung: „Es ist ja grade so, als wüsste der Patient, dass er Herzbeschwerden hat, aber der Arzt schickt jemanden zum Füße massieren.“ Der Arzt ist in diesem Fall die Annington, der Patient der Mieter in seiner beschädigten Wohnung. Seit 2007 dringe bei Dobmeier Regenwasser durch undichte Stellen und Luftschächte ins Haus. Anrufe bei der Annington liefen ins Leere. Und wenn nicht, schickte sie den falschen Handwerker vorbei — einen Heizungsmonteur statt einen Dachdecker.
Ins Leere gingen auch Anrufe eines 90-Jährigen, der über die Hotline der Annington versuchte, auf einen Schaden in seiner Bleibe aufmerksam zu machen. Das berichtet Ingrid Küffner vom Krankenpflegeverband St.Willibald. „Unser Patient hat sich die Finger wund gewählt. Aber die von der Hotline wussten gar nicht, wer da überhaupt anruft“, erzählt sie. Reparaturen brauche der Mann heute aber nicht mehr. „Er ist mittlerweile verstorben.“
Faltermeier räumt Fehler ein
Schimmel an den Wänden, kaputte Fenster, Türen und Heizungen — die Liste der Klagen an diesem Abend ist lang. Und das Beschwerdemanagement der Annington hat alle Hände voll zu tun, um sie aufzunehmen. Geschäftsführer Gerhard Faltermeier wirbt um Verständnis: „Letztendlich ist es bei der Annington wie bei anderen Vermietern auch — wir haben nur ein beschränktes Maß an Mitteln.“ Das Unternehmen unterhält bundesweit rund 220000 Wohnungen. „Wir können aber nur zwei Prozent unseres Bestandes pro Jahr sanieren“, sagt Faltermeier.
Doch in den vergangenen zwei Jahren hat sich einiges auch zum Guten gewendet, wie Vertreter der Annington, der SPD und Mieter hervorheben. Lobend wird etwa der neue Hausmeisterdienst erwähnt, der nach seinen Möglichkeiten in den Anwesen Mängel beseitigt. Lange Zeit gab es keine Hausmeister, weil das Bochumer Immobilien-Unternehmen sie abgezogen hatte. Faltermeier räumt ein, dass viele Fehler passierten. Das Wort „peinlich“ hören die Besucher an diesem Abend von ihm mehrfach. Peinlich sei, dass Mieter bei Beschwerden ewig hinterhertelefonieren müssten, peinlich sei außerdem, dass Schäden lange nicht oder überhaupt nicht beseitigt wurden.
Die Annington-Vertreter geloben für die Zukunft Besserung. „Die allgemeine Rufnummer haben wir bereits regionalisiert“, sagt der Geschäftsführer. Wer in der Warteschleife hängt, müsse anders als vormals keinen Cent mehr bezahlen. Auch die Handwerker sollen nicht mehr „für einen Einsatz in Nürnberg durch die ganze Republik fahren“. Ulrich Schiller von der Annington erklärt, dass der Service vor Ort verbessert werde: Sein Unternehmen werde feste Handwerker vor Ort aufbauen. „In der Vergangenheit wechselten die Firmen häufig, die wir beauftragten. Ein Erfahrungsschatz und Know-how für die Wohnobjekte konnte sich nie richtig entwickeln“, sagt er.
Lobende Worte findet trotz noch bestehender Schwachstellen selbst Gunther Geiler, Geschäftsführer des deutschen Mieterbundes in Nürnberg: „Viele Fehler aus der Vergangenheit wurden ausgeräumt — das muss man auch mal anerkennen.“
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