Fall 8 von "Freude für alle"
Wenn die Eltern nicht helfen können: Der schwierige Start einer Nürnbergerin ins Studium
18.11.2024, 17:00 UhrDen Kühlschrank für ihre Wohnung hat sie wieder abbestellt. 300 Euro sind derzeit einfach nicht drin in dem schmalen Budget, mit dem Melissa T. (Name geändert) in ihr neues Leben starten muss. Deshalb wohnt die 21-Jährige auch noch bei ihren Eltern und pendelt täglich zwischen der kleinen Wohnung der Familie im Nürnberger Land und der Hochschule in Nürnberg hin und her.
Die Fahrten sind dabei das kleinere Problem, schlimmer ist, dass sie daheim keine Ruhe zum Lernen findet. In der kleinen Dreizimmerwohnung lebt sie zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder, die Geschwister teilen sich trotz des großen Altersunterschieds einen Raum. Doch der quirlige Achtjährige lässt der großen Schwester kaum eine Chance, ungestört den Vorlesungsstoff durchzuarbeiten. "Man kann dort nicht konzentriert lernen", sagt Melissa T. "Und die Privatsphäre fehlt."
Die junge Frau möchte sich deshalb abnabeln vom Elternhaus. Eine kleine Wohnung hat sie nach langem Suchen in Nürnberg gefunden - und auch dabei schon einen langen Atem bewiesen. Denn es hagelte zunächst viele Absagen. T. glaubt, dass das auch an ihrem ausländischen Namen lag. "Sobald ich mich vorgestellt habe, gaben mir manche Vermieter einen Korb."
Der Bafög-Antrag ist noch nicht bewilligt
Dabei liegen ihre familiären Wurzeln zwar in der Türkei, doch T. ist ebenso wie ihre Eltern in Deutschland geboren und aufgewachsen. Nach dem erfolgreichen Besuch der Realschule wechselte sie an die Fachoberschule, erwarb dort nach dem Fachabitur auch die reguläre Hochschulreife. Dem geplanten Studium im Bereich Gesundheits- und Sozialmanagement steht damit eigentlich nichts mehr im Wege.
Doch anders als viele Gleichaltrige kann T. dabei nicht auf die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern zählen. Beide arbeiten im Altenheim und kommen mit ihrem Verdienst nur dank zusätzlichem Wohngeld gerade so eben über die Runden, wie eine Sozialpädagogin bestätigt, die die Familie betreut.
T. wird deshalb wohl Bafög bekommen, aber der Antrag ist noch nicht bewilligt. Die ersten Wochen muss sie also selbst überbrücken. Zwar gibt es seit diesem Semester für bedürftige Studenten eine Startbeihilfe in Höhe von 1000 Euro. Doch diese Summe reichte nicht einmal für die Kaution, die die 21-Jährige hinterlegen musste.
"Seit ich 16 bin, arbeite ich"
Eigentlich hätte sie längst in ihr neues Zuhause einziehen wollen, doch fehlt ihr das Geld für eine Grundausstattung mit Möbeln. Noch sind die Wände kahl und das einzige Zimmer weitgehend leer, die beiden Küchenstühle sind ebenso geliehen wie Laptop und Schreibtischstuhl. Kleiderschrank und Schreibtisch hat sie gebraucht gekauft und von dem bezahlt, was sie mit ihrem Nebenjob in einem Supermarkt verdient. "Seit ich 16 bin, arbeite ich."
Doch die Reserven reichen nicht, um auch noch Kühlschrank, Kommode und Küchentisch zu kaufen und die geliehenen Möbelstücke durch eigene zu ersetzen. Schließlich habe sie auch Studiengebühren und die laufenden Kosten für die Wohnung begleichen müssen, sagt T.
"Man unterschätzt das anfangs", gesteht die junge Frau, die sich trotzdem nicht unterkriegen lassen will. "Ich bin wahnsinnig froh, dass ich die Wohnung bekommen habe", sagt sie. Auch für die Starthilfe sei sie sehr dankbar. "Ohne die wäre es überhaupt nicht gegangen." Weil es aber trotzdem nicht reicht, will die Weihnachtsaktion helfen, indem sie die Kaution übernimmt. Sachspenden können aus organisatorischen Gründen leider nicht angenommen werden.
So können Sie spenden
Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!
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Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa
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