Wenn Polizeihund «Timmi« in Rente geht
9.12.2009, 00:00 UhrSolange «Timmi« im Einsatz ist, sorgt der Freistaat für ihn. Er bezahlt das Futter und die Tierarztrechnungen für den acht Jahre alten Malinois, einen belgischen Schäferhund. Doch sobald sich der Rüde aufs Altenteil begibt, schrumpft die Unterstützung. 50 Euro im Monat müssen reichen, findet das Innenministerium, das die Tiere als polizeiliche «Einsatzmittel« verbucht. Ist der Hund gesund, sei das kein Problem, sagt Klaus Gumbrecht vom Verein «Die Polizeihundefreunde«. Doch wehe, das Tier wird krank, soll operiert oder regelmäßig behandelt werden. Dann muss Herrchen respektive Frauchen tief in die eigene Tasche greifen.
Acht bis zehn Jahre lang arbeitet ein Polizeihund
«Bislang hat es niemanden gegeben, der Diensthundeführer in einer solchen Situation unterstützt«, fährt Gumbrecht fort. Deshalb gründete der Polizist, der bei der Diensthundestaffel des Polizeipräsidiums arbeitet, mit 15 Kollegen in Nürnberg einen Verein. Der springt ein, wenn das Geld für einen ausrangierten Hund knapp wird. 75 Mitglieder zählt er mittlerweile. Weil sich mit einem Jahresbeitrag von zehn Euro keine großen Sprünge machen lassen, sucht der Verein Sponsoren.
Acht bis zehn Jahre lang arbeitet ein Polizeihund. Gumbrecht tut seit sieben Jahren mit Partner «Timmi« Dienst, der darauf spezialisiert ist, Rauschgift aufzuspüren. Aufs Kommando «Gifti!« geht die Suche los. Ebenfalls auf Befehl verwandelt sich der Achtjährige, der Fremde in der Wohnung lammfromm begrüßt, in einen furchteinflößenden Vierbeiner, der auf den Mann abgerichtet ist und zur Kampfhundkategorie eins gehört. Polizeihunde schnüffeln nach Sprengstoff oder nehmen die Fährte von Vermissten und Leichen auf. Die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums erteilt der Diensthundestaffel in der Regensburger Straße die Aufträge.
«Ich weiß, ich kann mich auf ihn verlassen«
Gumbrecht und «Timmi« unterstützen Streifen bei Festnahmen, sie suchen Gebäude nach Einbrechern ab und sind bei Fußballspielen oder Kirchweihen im Dienst. Die Tiere müssen den Schichtdienst mitmachen wie ihre Halter auch. Den Hunden mache der Wechsel noch stärker zu schaffen als den Menschen, meint Gumbrecht. Im Gegensatz zu seinem Hundeführer weiß «Timmi« nicht, dass er sich in Nachtschichtzeiten tagsüber ausruhen muss. Ein Hund ersetze sechs oder sieben Kollegen, sagt Gumbrecht. Er flößt Respekt ein, da geht der Mutigste auf Distanz. «Ich weiß, ich kann mich auf ihn verlassen«, fährt Gumbrecht fort.
Sein Kollege Thomas Münzer erinnert sich an diverse brenzlige Situationen, in denen ihm sein Hund zu Hilfe kam. Zusammen mit einem anderen Hundeführer wurde er bei einem Club-Spiel von etwa 100 Fans eingekreist. Die drohten mit Fahnenstangen und Maßkrügen. «Wir sind da Rücken an Rücken raus.« Die Hunde tobten und wirkten wie Schutzschilde. «Wir haben geschwitzt und Angst gehabt.« Die Vierbeiner leben im Normalfall ein Hundeleben lang bei ihrem Polizisten. Zwei Jahre wird «Timmi« noch arbeiten, dann darf sein Nachfolger ran. Anfangs will Gumbrecht beide Hunde mit zum Dienst nehmen. In Rente von heute auf morgen? «Da würde der Hund die Welt nicht mehr verstehen.«