Wir schminken uns schwarz und grün
07.10.2008, 00:00 Uhr
NZ: Als «Kampfmaschine» sollen Frauen schon tituliert worden sein, nachdem sie äußerten, zur Bundeswehr zu wollen. Wie hat man in Ihrem Umfeld reagiert?
Christine Denne: Meine Eltern waren sehr stolz auf mich. Aber welche Eltern wären nicht stolz darauf, wenn sich ihr Kind dazu entschieden hätte, Offizier zu werden? Denn ein Offizier ist ja schließlich eine Führungspersönlichkeit. Und ich hatte mich entschlossen, zu studieren und Pilot zu werden. Manche Freunde haben sich allerdings gewundert. Ein Mädchen, groß und schlank wie ich, konnten sie sich in dieser Position nicht vorstellen. Aber ich bin dann als eine der ersten weiblichen Offiziere eingezogen worden, nämlich gleich 2001. Damals war ich gerade 19 Jahre alt.
NZ: Keine Verlegenheitsentscheidung zu treffen, sondern ganz pragmatisch vorzugehen, das wird Frauen generell nachgesagt. Doch was hat den Ausschlag bei Ihnen gegeben, Soldatin zu werden?
Denne: Ich wollte auf jeden Fall in den öffentlichen Dienst, entsprechend habe ich mich auch umgehört: bei der Polizei und beim Bundesgrenzschutz. Und das attraktivste Angebot, das kam eindeutig von der Bundeswehr. Denn: Wer träumt denn nicht vom Fliegen?
NZ: Hatten Sie denn keine Angst, eines Tages in ein Krisengebiet abkommandiert zu werden?
Denne: Natürlich musste ich solch eine Situation einkalkulieren. Aber ich habe darauf gebaut, dass das Parlament sehr verantwortungsbewusst mit seinen Soldaten umgeht. Das heißt auch, dass man für das Einsatzland gut vorbereitet und eigens geschult wird. Ehrlich gesagt - in anderen Ländern wäre ich nicht Soldat geworden. Und was die Angst angeht - mir war klar, dass es nicht ungefährlich ist. Aber es sterben mehr Menschen bei Motorradunfällen als bei der Bundeswehr. Trotzdem lernen immer wieder Menschen das Motorradfahren.
NZ: Was war für Sie beim Einrücken in die Kaserne gewöhnungsbedürftig?
Denne: Vieles! Und am meisten der Umgang mit Vorgesetzten. Ich kann nicht einfach eine Frage stellen. Ich muss eine Meldung vorwegschicken. Erst dann kann ich sagen, was ich möchte. Am Ende muss ich mich abmelden. Darauf hat man sich in einer genau vorgeschriebenen Weise umzudrehen, um gehen zu können. Anders gesagt: Man kann nicht so ins Blaue hinein leben.
NZ: Schmuck und Schminke verbieten sich ebenfalls?
Denne: Dezenter Schmuck ist erlaubt, aber nur, wenn die Situation es gestattet. Bei Geländeübungen und beim Sport also nicht, im Büro dagegen schon. Schwarz und grün schminken wir uns ja sowieso, wenn wir draußen sind (lacht). Nein, wenn ich das möchte, darf ich mich im Dienst auch schminken. Ich tue es aber nicht, weil ich nicht der Typ bin, der aufgestylt durch die Gegend läuft. Aber warum sollen sich die Mädels aus dem Geschäftszimmer nicht hübsch machen wie die in anderen Büros auch?
NZ: Liegestütze vor dem Frühstück sind nicht jedermanns Sache!
Denne: Ein bisschen Sport hat noch keinem geschadet, außerdem - ich war vorher schon sportlich. Und: Es gibt genug Leute, die vor dem Frühstück joggen. Doch der Frühsport ist für uns nur in der Grundausbildung Pflicht. Für mich entfällt er, seitdem ich nicht mehr in der Kaserne wohne. Wenn ich allerdings zu Lehrgängen fahre, kann sich das wieder ändern.
NZ: Gab es Momente, in denen Sie glaubten, alles hinschmeißen zu müssen?
Denne: Es gab Augenblicke, in denen ich dachte, ich schaffe es nicht. Das ist mir zum Beispiel beim Einzelkämpferlehrgang passiert. Er ist hauptsächlich auf die körperliche Leistung ausgerichtet. Wenn man zwei Tage durchmarschiert, ist man irgendwann am Ende. Aber deshalb hinschmeißen? Niemals. Ich habe gekämpft.
NZ: Mit Erfolg, nur mit dem Fliegen ist es leider nichts geworden!
Denne: Ich habe die Pilotenausbildung erfolgreich beendet, kann aber aus gesundheitlichen Gründen nicht fliegen. Einen Piloten gibt es trotzdem in der Familie - meinen Mann. Ich habe nämlich vor acht Wochen geheiratet. Fragen: Ute Fürböter
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