Wird die U-Bahn bis ins Knoblauchsland ausgebaut?
05.02.2015, 05:59 Uhr"Wenn wir eine langfristige attraktive Lösung für den Nürnberger Norden suchen, um den Autofahrer zum Umsteigen auf den Öffentlichen Personennahverkehr zu bewegen, dann führt aus unserer Sicht an dieser Variante kein Weg vorbei", so Brückner. Hintergrund der Forderung ist das Ziel, den vorläufigen Straßenbahnendhaltepunkt von Am Wegfeld, der 2017 in Betrieb gehen soll, als attraktiven Umsteigeknoten auszubauen und ihn deshalb mit einer U-Bahnanbindung an den Flughafen zu versehen.
Dieser Umsteigeknoten wäre auch dann noch attraktiv, wenn die geplante Stadt-Umland-Bahn von Am Wegfeld bis nach Erlangen fährt. Brückner glaubt, dass die U-Bahnanbindung sich auch Richtung Westen und Süden positiv auswirken würde.
Thorsten Brehm, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, verweist darauf, dass diese Variante im Rahmen des Nahverkehrsentwicklungsplans geprüft wurde: "Sie ist finanziell nicht machbar, weil sie nicht förderfähig ist." Für nicht förderfähig hält sie auch der verkehrspolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Markus König: "Um Fördergelder zu bekommen, müssten 33.000 Personen das U-Bahnteilstück am Tag benutzen. Geschätzt sind es aber nur 4000."
König hält Brückners Vorschlag für unrealistisch. Brückner verweist dagegen darauf, dass in der Vergangenheit bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung für das U-Bahnteilstück der künftige Linienplan, der eine dichtere Vernetzung für das Knoblauchsland vorsieht, sowie die Stadt-Umland-Bahn nicht berücksichtigt wurden. Derzeit wird von Stadt und VAG sowie von Anliegern nach einer Bustrasse zwischen Am Wegfeld und Flughafen gesucht, die den Knoten Am Wegfeld mit der U-Bahn am Flughafen verbinden soll.
"Da wohnt doch kaum jemand"
Friedrich Hantke, stellvertretender Leiter des U-Bahnbauamts, kann sich den Weiterbau der U-Bahn vom Flughafen bis Am Wegfeld angesichts der hohen Kosten nicht vorstellen: "Da wohnt doch kaum jemand." 20 bis 25 Millionen Euro koste derzeit ein Kilometer U-Bahn. 15 Millionen Euro ein U-Bahnhof. Noch teurer wird es, wenn, wie beim Weiterbau der U 3 zwischen Gustav-Adolf-Straße und Herbststraße, hohe Lärmschutzauflagen während des Baus erfüllt werden müssen.
Statt 47 Millionen Euro (Stand 2009) wird die 1,2 Kilometer lange Strecke mindestens 63,39 Millionen Euro kosten. Die Fertigstellung ist für 2019 geplant. Bis 2021/2022 soll die U-Bahn dann bis Gebersdorf fahren, den vorläufigen Endpunkt. Laut Brehm ist auch der Traum von der U-Bahn nach Stein geplatzt. Die Rentabilitätsrechnung lasse keinen Bau zu. "In Stein würden mit der U-Bahn aber wesentlich mehr Menschen angebunden als zwischen dem Flughafen und Am Wegfeld.
Die Verlängerung der U-Bahn am Flughafen ist ein Wunsch, der nicht in Erfüllung geht", so Brehm. König ist sich ebenfalls sicher, dass es bei einer Busverbindung zwischen Am Wegfeld und Flughafen bleibt. Nur noch nach Eibach könnte vorerst eine U-Bahn gebaut werden: Derzeit läuft die Wirtschaftlichkeitsberechnung.
37 Kommentare
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Hans L
@freefart: Sie verwechseln Bebauungsplan und Flächennutzungsplan. Der Bebauungsplan gibt Baurecht, der Flächennutzungsplan nicht. Nur letzterer reserviert die Flächen bis zur B4 für den Flughafen, aber der Bebauungsplan reicht nur etwa bis Höhe der Westgrenze von Almoshof. Das daraus resultierende Baurecht wurde schon zu einem großen Teil wahrgenommen und wahrlich monströse Parkplatzflächen angelegt. Da habe ich keine Protest wegen Flächenversiegelung bemerkt, aber diese Bustrasse soll jetzt in dieser Hinsicht ganz schlimm sein? Die Hochwassersituation werden sicher die Fachleute klären müssen, aber da wird es Antworten geben. Wenn da eine Trasse mit 24 m Breite herauskäme, dann hätten sich die Planer tatsächlich gründlich blamiert. Aber was die "versteckte Westanbindung" anbelangt: Misstrauen ist ja gut, aber wo hat unser Nürnberger Stadtrat da Anlass dazu gegeben? Gerade zu den Verkehrsthemen im Norden gab es doch Informationen noch und nöcher. Und glauben sie wirklich, nach so einer Diskussion würde sich auch nur ein Stadtrat trauen, auch nur den Vorschlag zu machen, jetzt doch Autos auf der Bustrasse fahren zu lassen. Und gerade zur Reduzierung des Autoverkehrs in dieser Gegend wäre die geplante Bustrasse eine sehr effiziente Maßnahme.
Hans L
@4Beine: Vielleicht hilft Ihnen diese Broschüre zur Beantwortung Ihrer Fragen: http://www.nuernberg.de/imperia/md/verkehrsplanung/dokumente/beteiligungsverfahren_auftakt-23-09-14_praesentation_vag_nbg.pdf. Es sollen zwei Linien auf der neuen Trasse fahren, der 30'er aus Erlangen, und der 33er neuerdings aus Fürth. Der 31'er soll auf der bisherigen Bustrasse durch Almoshof zum Flughafen fahren und künftig die nördlichen Vorort bedienen. Interessant ist dies vor allem für die Erlanger, die erstmals wirklich eine brauchbaren ÖPNV-Anschluss zum Flughafen bekommen und nicht mehr fast zwangsläufig mit dem Auto fahren müssen. Das ist aber nur interessant, wenn der Bus auf der neuen Trasse in 5 Minuten vom Wegfeld zum Flughafen fahren kann und nicht 1/4 Stunde außen herum über die Marienbergstraße. Das ist nicht nur für die Fahrgäste uninteressant, sondern auch zu teuer für den Busbetrieb. Attraktiv ist vor allem auch die Anbindung an die U2 und damit die ganze Nordstadt von Ziegelstein bis Stadtpark. Außerdem ist eine Durchbindung zum Nordostpark geplant, da viele Erlanger dort arbeiten. Dies Pläne würden tatsächlich für den ÖPNV durchaus sehr viel bringen. Und Almoshof wäre dadurch auch nur am Rande betroffen, wenn die Variante 1 gewählt wird. Betroffen wären also nur die Bauern entlang des auszubauenden Feldweges und die wenigen Häuser nahe am Wegfeld.
freefart
@HansL: den "Volksaufstand" wegen 400 Metern zu ertüchtigenden "Feldweg" gibt es zum einen, weil schon bei der Planung von " am Wegfeld" von der Stadt Nürnberg eine unterirdische Informationspolitik allen betroffenen Gründstückseigentümern praktiziert wurde, die letztlich zur Enteignung des Grundstückes geführt hat. Zum anderen haben die Anwohner die begründete Befürchtung, dass nach der Absage an eine Nordanbindung nun mit dem Bau einer direkten (Bus-)Trasse zum Flughafen, quasi durch die Hintertüre, eine verkehrliche Erschließung vom Westen her durch gezogen werden soll. Auch hierbei glänzt die Stadtverwaltung durch "salamitaktische" Informationspolitik und mit teilweise haarsträubender Sach- und Ortsunkenntnis. Das der Flughafen bereits Baurecht für die Flächen bis zur B4 hat ist nichts Neues und allgemein bekannt. Für den Bau einer Straße sind jedoch einige Fächen mehr nötig, die noch in privater Hand und bewirtschaftet sind. Daher herrscht große Einigkeit darüber, dass sich ein Vorgehen wie bei "am Wegfeld" nicht wiederholen darf. Das Bürgerbeteiligungsverfahren halte ich deshalb keinesfalls für eine Shownummer.
Offensichtlich sind Ihnen auch die Dimensionen einer Straße, auf der Gelenkbusse im Gegenverkehr (auch Kurven) fahren sollen, nicht bewusst. Außerdem ist das Gelände auf der die Trasse (Variante 1) geplant ist Überschwemmungsgebiet, müsste also auf einer Art Damm gebaut werden (Trassenbreite ca. 24 Meter!). Alles Kriterien, die nicht nur landschaftlich problematisch und fragwürdig sondern auch sehr teuer sind. Und daher stellt sich nicht nur für mich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. So viel für heute.
4Beine
"400m vorhandenen Feldweg zu einer Straße ertüchtigen"? Warum? Gerade dieses Stadtgebiet ist mit Hauptverkehrsstraßen gut erschlossen (Erlanger Str., Marienbergstr., Flughafenstr.) und warum könnten die Busse nicht hier fahren? Was mich zur Frage bringt: ist es schon bekannt, wieviele Busse (Linien, Taktung) diese neue Straße nützen würden und was das für die Anwohner bedeuten würde?
Hans L
@EinMündigerBürger: Im Ratsinformationssystem findet man vieles, aber nicht immer ganz leicht. Nicht alle Informationen habe ich von dort, das ist richtig. An Bebauungs- und Flächennutzungspläne kommt man darüber nicht ohne weiteres. Ich sammle halt seit einiger Zeit alle mir erreichbaren Informationen und kann Ihnen jetzt nicht im Einzelnen sagen, wo man heute was findet. Und es ist auch richtig, dass es ein Bürgerbeteiligungsverfahren gibt. Ob das eine "Shownummer" sein könnte, überlasse ich Ihrer Beurteilung. Aber wenn für Sie überhaupt eine Variante außer der 0-Variante (mir machen nix) in Frage kommt, welche erscheint denn Ihnen für sinnvoll? Wie dem auch sei, man sollte sorgfältig mit den Flächen umgehen und für mich ist die Variante 1 da ein guter Kompromiss - meine persönliche Wertung. Doch wenn Sie Enteignungen für Verkehrsmaßnahmen ablehnen: Ihnen ist schon klar, dass Sie da künftig weder Autobahnen noch Ortsumgehungen noch neue Bahntrassen bauen können. Seltsam nur: Wegen einiger Meter Bustrasse gibt es einen kleinen Volksaufstand. Aber bei Straßenbauprojekten habe ich noch nicht allzu oft von so viel Widerstand gehört.