Wird Nürnbergs Fernmeldeturm zu einem Ort für Kunst?

Ute Möller

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15.2.2019, 05:52 Uhr
Wird Nürnbergs Fernmeldeturm zu einem Ort für Kunst?

© Michael Matejka

Beide sind sie Wahrzeichen für die Region, beide haben sie viele Fans, beide hatten mal ein Restaurant in luftiger Höhe, beide sind seit 1991 nur noch Sendeanlagen, aber kein Treffpunkt mehr für Kaffeekränzchen: Der Fernsehturm in Dresden-Wachwitz und der Fernmeldeturm in Schweinau haben vieles gemeinsam. Und doch gibt es einen großen Unterschied: Der Turm in Dresden steht unter Denkmalschutz, das Nürnberger "Ei" nicht.

Genau aus dem Denkmalschutztopf des Bundes fließen nun aber 12,5 Millionen Euro nach Sachsen. Die gesamten Sanierungskosten werden auf rund 25 Millionen Euro geschätzt. Die fehlenden 12,5 Millionen Euro wollen sich der Freistaat und die Stadt Dresden teilen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hatte sich sehr für die Turmsanierung eingesetzt.

Ein neuer Aufzug, Investitionen in Brandschutz und Standfestigkeit schlagen besonders zu Buche. In Nürnberg wäre das nicht anders. Dass es in Dresden 2025, also ausgerechnet im EU-Kulturhauptstadtjahr, auf 148 Metern Höhe wieder Torte und Kännchen gibt, "ist durchaus realistisch", sagt Benedikt Albers von der Deutschen Funkturm GmbH. Der Telekom-Tochter gehören bundesweit viele Fernsehtürme, in Dresden tritt sie jetzt als Bauträger auf.

 

"Wir tragen das unternehmerische Risiko", bestätigt Albers. Wenn die Baukosten steigen, hafte die Deutsche Funkturm. Das ist insofern neu, als sich das Unternehmen bisher nur für die technischen Einrichtungen ihrer Türme verantwortlich gefühlt hatte. Für eine öffentliche Nutzung wollte es kein Geld in die Hand nehmen. "Wir sind keine Verhinderer", widerspricht Albers. "Unsere Haltung ist neutral, wo es gute Ideen und Konzepte gibt, machen wir mit."

Die Deutsche Funkturm muss für den Dresdner Turm auch die Fördermittel in Berlin abrufen, „das machen wir erst, wenn es ein funktionierendes Verkehrskonzept gibt und einen Betreiber für die Gastronomie“, sagt Benedikt Albers. Das Mammutprojekt hat nämlich ein paar Haken, er formuliert das so: „Nach der Anfangseuphorie muss geprüft werden, was geht.“ Noch gibt es keinen Pächter. Nur schlecht mit öffentlichen Verkehrsmittel erreichbar, könnte ein bewirtschafteter Fernsehturm nicht der Publikumsmagnet werden, den sich die Politik in Dresden und der seit Jahren aktive Fernsehturmverein Dresden wünschen.

Diese Sicht legt eine Machbarkeitsstudie vom Juni 2017 nahe, die damals die Deutsche Funkturm, der Freistaat Sachsen und die Stadt Dresden gemeinsam in Auftrag gegeben hatten. Das Fazit: "Auf Basis der aktuellen Grobkostenschätzung und in Abhängigkeit der zukünftigen Rahmenbedingungen" erscheine "ein wirtschaftlicher Betrieb des Turms nicht möglich“. Kalkuliert wurde damals mit 230.000 Besuchern im Jahr und einem Eintrittspreis von 7,20 Euro.

Maly: "Ein wirtschaftliches Abenteuer"

Das sei viel zu teuer, meint Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. "Die Sanierung des Fernsehturms ist für Dresden ein wirtschaftliches Abenteuer." Trotz des Zuschusses vom Bund geht er davon aus, dass das sächsische Wahrzeichen nicht kostendeckend zu betreiben ist. Für das Schweinauer "Ei" sieht der Stadtchef das genauso. "Gibt es in Nürnberg eine Sehnsucht nach einem wiedereröffneten Fernmeldeturm? Ja, die gibt es. Aber auch die Nürnberger fahren nicht zehn Mal im Jahr rauf und für Touristen ist die Lage unattraktiv.“

Folglich spiele der Fernmeldeturm auch bei Nürnbergs Bewerbung als EU-Kulturhauptstadt keine Rolle. Der Turm würde, so Maly, auch gar nicht "zu der inhaltlichen Ausrichtung unserer Bewerbung" passen. "Den Turm bis zum Jahr 2025 mit Kunst und Kultur wieder zum Leben zu erwecken, ist eine schöne Idee“, ergänzt Hans-Joachim Wagner, Leiter des Bewerbungsbüros . Mit den Eigentümern, also der Deutschen Funkturm, hätten bisher allerdings noch keine Gespräche stattgefunden.

Gespräche über Pächter laufen

Ob Dresden mit einem revitalisierten Fernsehturm punkten kann, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nicht an eine Finanzspritze für den Fernmeldeturm denkt. Der Freistaat könne nur das unterstützen, was ihm die Städte nahelegen, ist aus der Staatskanzlei zu hören. "Wir brauchen ja einen Grund, um zu fördern.“ Nürnberg habe den Fernmeldeturm aber derzeit nicht auf dem Schirm.

Laut Benedikt Albers laufen "aktuell Gespräche mit möglichen Pächtern für den Nürnberger Fernmeldeturm. ". Spruchreif sei aber nichts. Er sieht durchaus Chancen für das "Ei". "Sehen Sie, die Stadt Köln hat für ihren Fernsehturm, der auch nicht unter Denkmalschutz steht und kaum Bundesmittel bekommt, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Derzeit rücken die Fernsehtürme bundesweit in das Interesse der Bevölkerung." Wenn der Freistaat und die Stadt Mittel freimachten, habe das "Ei" durchaus Potenzial.

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