Wo Jugendarbeit noch ernst genommen wird

10.10.2008, 00:00 Uhr
Wo Jugendarbeit noch ernst genommen wird

© Icks

Ein Beinbruch war das Ausscheiden gegen den Vorrundenvierten natürlich nicht, hatten sich die EHC-Offiziellen ohnehin nie ernsthafte Gedanken um einen Aufstieg in die Oberliga, immerhin die dritthöchste Klasse im deutschen Eishockey, gemacht. Die erste Saison in der Bayernliga war dennoch rundum ein Erfolg für den Verein, der zwangsläufig im Schatten der Sinupret Ice Tigers steht, aber auch eine feste Anhängerschar hat.

Und die könnte sich heuer vielleicht sogar vergrößern, hat doch so mancher verbitterte Eishockey-Fan nach der gescheiterten Fortsetzung der Kooperation mit den Ice Tigers angekündigt, sich in Zukunft mehr den EHC-Amateuren zuzuwenden. Die würden sich natürlich über jeden neuen Anhänger freuen, denn Unterstützung von den Rängen kann das junge EHC-Team (im aktuellen 22-köpfigen Kader befinden sich 15 Spieler, die nicht älter als 23 Jahre sind, darunter acht Junioren) zweifellos gebrauchen, zumal die Bayernliga-Konkurrenz eher stärker als schwächer geworden ist.

Wo der EHC 80 nach dem Verlust der letztjährigen Leistungsträger Martin Jiranek (Co-Trainer der Ice Tigers), Marek Sebek (Karriere beendet) sowie der beiden Stürmertalente Patrick Schmid und Jakub Wiecki (beide zum Oberligisten Leipzig) einzuordnen ist, muss sich erst noch zeigen. «Ich bin selbst neugierig, wo wir stehen», sieht auch Ollila dem Saisonstart morgen Abend in der Arena Nürnberger Versicherung gegen den VER Selb gespannt entgegen.

Mit dem in seinen Leistungen sehr wankelmütigen Torhüter Rostislav Kosarek (ebenfalls nach Leipzig) sowie Tobias Schwarz (nach Pegnitz) und Daniel Schneider (beruflicher Wechsel nach Brasilien) gab es noch drei weitere Abgänge zu verzeichnen, so dass der 35-jährige Finne fast ein ganz neues Team formieren musste. Dass es da in den insgesamt sechs Vorbereitungsspielen (vier Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage - 22:20 Tore) noch einige Defizite gab, ist allzu verständlich. «Die Resultate waren gut, aber spielerisch ist noch viel zu tun», bekannte Ollila, der nichtsdestotrotz voller Zuversicht das zweite Bayernligajahr angeht.

Spielerwechsel als Zeugnis für gute Arbeit

«Der Sinn der Sache ist, mit einer jungen Mannschaft zu spielen und eigene Leute auszubilden. Das hat letztes Jahr geklappt», erinnert Ollila vor allem an die Entwicklung von Schmid (20) und Wiecki (19), die nun eine Klasse höher auf Torejagd gehen: «Das zeigt, dass wir gute Arbeit geleistet haben.» Eine Arbeit, die dem EHC-Trainer viel Spaß macht - und wenn dann wie im Fall Schmid und Wiecki zwei Talente den Verein verlassen, trauert der besonnene Finne den Abgängen auch nicht nach. Im Gegenteil, er freut sich mit den «Jungs».

Auch im neuen EHC-Team stehen zumindest zwei Nachwuchsakteure, denen der Sprung nach oben zuzutrauen ist. Der nur 1,74 Meter große Verteidiger Johannes Beck (18) stand schon in der vergangenen Saison seinen Mann bei den Senioren. Ihm gleichtun will es auch der erst 17-jährige Niklas Treutle, der zuletzt das Tor bei den Junioren der Kölner Haie hütete. Einen Freifahrtschein auf den Platz zwischen den Pfosten hat das Nürnberger Eigengewächs allerdings nicht, wie Ollila betont: «Ich will mich noch nicht festlegen, wer die Nummer eins ist. Wir haben einen gesunden Konkurrenzkampf.» Auch Daniel Budny (21) und Philipp Schnierstein (19) stehen Gewehr bei Fuß.

Eine ganz wichtige Rolle im neuen Mannschaftsgefüge kommt natürlich den beiden einzigen Neuzugängen zu. Der bereits 42-jährige Ex-Zweitligaprofi Sergej Hatkevitch (vom EHC Waldkraiburg) soll im Angriff die Lücke schließen, die Martin Jiranek hinterlässt, während der 22-jährige Kanadier Kory Helowka der Abwehr nach dem Weggang von Marek Sebek die nötige Stabilität geben soll.

Sowohl Helowka («Er ist eine Bereicherung für die Mannschaft. Seine Einstellung gefällt mir») als auch Hatkevitch («Ein Riesengewinn für den Verein. Er leistet auch tolle Arbeit mit dem Nachwuchs») werden von Ollila in den höchsten Tönen gelobt. Von der Leistung der beiden Schlüsselspieler wird es in der Tat abhängen, ob der EHC 80 wieder den Hecht im Karpfenteich spielen kann, oder ob die Mannschaft um Kapitän Anton Marsall diesmal kleinere Brötchen backen muss.

«Die erneute Play-off-Teilnahme wäre eine tolle Sache», hofft Ollila da anknüpfen zu können, wo die EHC-Amateure vergangene Saison aufgehört haben. Einen ersten Fingerzeig, wohin der Weg führt, könnte schon die Auftaktpartie gegen Selb geben. Die Punkte sind dem EHC 80 da nicht gewiss, wohl aber eine große Kulisse, denn es werden allein aus Selb 800 bis 1000 Anhänger erwartet. Dem stehen rund 200 Clubfans aus der Nordkurve gegenüber, die den EHC 80 morgen lautstark unterstützen wollen.

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