Kommentar

Wohngeld-Verzögerungen: Worüber schwadronierende Wahlkämpfer sich schlau machen sollten

08.02.2025, 16:59 Uhr
Alleinerziehende Mütter wie diese mit ihren drei Kindern müssen teils monatelang auf Wohngeld warten (Symbolfoto).

© Bernd Wüstneck/dpa Alleinerziehende Mütter wie diese mit ihren drei Kindern müssen teils monatelang auf Wohngeld warten (Symbolfoto).

Zumindest im Vergleich zu vielen anderen Ländern dürfen die Bürger in Deutschland darauf vertrauen, dass die öffentliche Verwaltung gut funktioniert. Aber Risse im Gesamtbild sind nicht zu übersehen. Einer ganz besonders, geht es doch um Menschen, die auf ihnen zustehende Leistungen dringender angewiesen sind als jene, die in der Not auf Erspartes zurückgreifen und Krisen überbrücken können: Es hakt beim Wohngeld.

Seit einer begrüßenswerten Neuregelung vor gut zwei Jahren steht es deutlich mehr Haushalten zu als früher. Und zwar genau jenen, die zwar dank einer Rente oder Arbeitseinkommen ohne Grundsicherung auskommen, aber letztlich ebenso knapp dran sind wie Bürgergeldempfänger.

Spendenanträge an "Freude für alle" zeigen lange Wartezeiten auf

Doch den zuständigen Ämtern fehlten und fehlen offenbar immer noch ausreichend Mitarbeiter zur Bearbeitung der Anträge. Wohl auch, weil die Chance versäumt wurde, die Berechnung zu vereinfachen – auch da könnte "weniger Bürokratie wagen" helfen. So aber wurde das für Abertausende finanziell schwache Haushalte, die auf die Unterstützung existenziell angewiesen sind, zur elenden Geduldsprobe.

Und noch immer berichten Sozialdienste – wie etwa in Spendenanträgen an die VNP-Aktion "Freude für alle" - von Wartezeiten von teilweise weit über einem halben Jahr. Zwar mag es ein schwacher Trost sein, dass die Leistungen, wenn der Anspruch endlich geprüft ist, jeweils auch rückwirkend ausbezahlt werden, also ab dem Zeitpunkt der Antragstellung.

Aber bis dahin bleibt manche Rechnung unbeglichen; und nicht wenige Haushalte versuchen, sich auf Pump über die Runden zu retten. Noch gravierender ist der Behörden-Engpass allerdings für Familien. Denn am Wohngeld hängt auch (wie beim Bürgergeld) der Zugang zu weiteren, zentralen Hilfen für die Kinder: Der Wohngeldbescheid ist beispielsweise der Schlüssel zum Nürnberg-Pass mit seinen Vergünstigungen, vor allem aber zu den Leistungen für Bildung und Teilhabe. Und die sind elementar für eine Förderung von Jungen und Mädchen, vom Sportvereins-Beitrag über die Nachhilfe bis zur Kostenübernahme für Klassenfahrten.

Heißt konkret: Was die Verwaltungen den Familien (und überproportional übrigens Alleinerziehenden) schuldig bleiben, müssen die Schwächsten ausbaden – die Kinder. Ein nachträglicher Ausgleich ist nicht möglich; was nicht abgerufen werden konnte, bleibt verloren. Zwar springen schon mal Spendenaktionen wie "Freude für alle" in die Bresche, damit kein Mädchen und kein Junge vom sozialen Miteinander einer Klassenfahrt ausgegrenzt bleibt – aber das kann nie mehr sein als ein Notbehelf.

Bleibt der Wunsch, dass gerade Wahlkämpfer, die gerne von Leistungskürzungen schwadronieren, sich erstmal schlaumachen, wie es um die Lebenssituation von sozial schwächeren Familien im Alltag bestellt ist – und wie sie für wirkliche Entlastungen sorgen können.

So können Sie spenden

Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Spenden sind ganzjährig möglich. Helfen auch Sie!

  • Hier können Sie über Paypal spenden
  • Konto bei Sparkasse Nürnberg: IBAN: DE 63 7605 0101 0001 1011 11
  • Konto bei Sparkasse Fürth: IBAN: DE 96 7625 0000 0000 2777 72
  • Konto bei Sparkasse Erlangen: IBAN: DE 28 7635 0000 0000 0639 99

Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.

Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa

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