Wohnungsnot im Alter in Nürnberg
29.6.2013, 07:00 Uhr„18.000 bis 20.000 barrierefreie, bezahlbare Wohnungen für Senioren, Behinderte und Familien fehlen auf lange Sicht in Nürnberg“, sagt Monika Krannich-Pöhler. „Doch ohne eine bessere Förderung lohnt sich für Bauträger der Bau von Mietwohnungen nicht mehr“, erläutert sie.
Die Architektin und Diplom-Ingenieurin muss es wissen. Sie plant gerade als Projektleiterin mit der WIN GmbH in der Nürnberger Marthastraße in Mögeldorf ein zukunftsweisendes, barrierefreies Projekt mit 62 Wohnungen. In der Wohngemeinschaft sollen einmal verschiedene Menschen wohnen: jung, alt, behindert, nichtbehindert, alleinstehend und mit Migrationshintergrund. Krannich-Pöhler sagt, sie habe immer wieder neu gerechnet, und immer sei ein Minus rausgekommen.
„Ohne bessere Förderung durch Land und Bund werden wir den Mangel an barrierefreien Wohnungen auch in Nürnberg nicht beseitigen können“, warnt die Stadträtin der Grünen-Fraktion. Darunter würden vor allem ältere Menschen leiden, die noch — oft allein — in großen Wohnungen lebten, sich angesichts drastisch steigender Mieten aber einen Umzug in eine kleinere, altersgerechte Wohnung nicht leisten könnten.
Das Pestel-Institut hat diese Woche eine Studie veröffentlicht, in der genau vor dieser Entwicklung gewarnt wird. Immer mehr Menschen werden älter, damit erhöhe sich der Pflegeaufwand. Doch da bundesweit bis zu 2,5 Millionen barrierefreie Wohnungen fehlten, könnten diese Menschen daheim oft nicht mehr ambulant versorgt werden.
„In Nürnberg wohnen über 10.0000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind“, sagt Elmar Hayn. Der Nürnberger Diplomkaufmann berät Immobilienunternehmen, darunter bisher auch die verkaufte staatliche GBW. Die Hälfte der Menschen habe weniger als 1500 Euro monatlich zur Verfügung. „Wenn man bedenkt, dass in Nürnberg die Mieten in kleineren Wohnungen im Schnitt um sieben Prozent im Jahr steigen, bleibt den Betroffenen immer weniger zum Leben.“
Hayn, der für die Grünen im Stimmkreis Nürnberg-Ost in den Landtag möchte, mahnt, wie seine Parteifreundin, die Landtagsabgeordnete und wohnungspolitische Sprecherin Christine Kamm, eine Rückkehr von Bund und Land zu höheren Förderprogrammen. „Sonst wird es kaum noch Bauträger geben, die investieren. Die Stadt kann das alleine nicht mehr auffangen.“ In Nürnberg sei der Bestand an geförderten, günstigen Wohnungen seit 1980 von 65.000 auf 19.000 zurückgegangen. Der altersgerechte Umbau von Wohnungen müsse viel besser unterstützt werden. Kamm: „Wir brauchen landesweit eine Bau-Offensive für bezahlbare, seniorengerechte Wohnungen.“ Wenn dann ältere Menschen ihre großen Wohnungen frei machten, könnten dort Familien einziehen. „Das wäre ein positiver Nebeneffekt“, so Krannich-Pöhler.
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