Wöhrder See: Strand gereinigt, Probleme bleiben
7.8.2014, 06:00 UhrWalter Rehm und Jimmy Göpfardt haben ihre Arbeit getan. Der Beweis: Die leise wummernde, grün-gelbe Maschine neben ihnen hat Sand im Getriebe. Was für andere Geräte schon mal das Ende bedeutet, ist beim Sandmaster ein Arbeitsnachweis. Mit dem haben Rehm und Göpfardt in den vergangenen sieben Stunden den Strand am Wöhrder See umgegraben. Jetzt bugsieren sie das 1000 Kilogramm schwere Gefährt in den Sprinter und fahren zum nächsten Termin: Ein Sandkasten muss gereinigt werden.
Der „Sandkasten“ am Wöhrder See sieht nun aus wie neu. Klar, sagt Walter Rehm, „wir haben ja nicht nur den Gänse- und Entenkot entfernt, sondern den Strand umgewälzt.“ Heißt: Mit einem Schaufelrad hat die Maschine den Sand aus vierzig Zentimetern Tiefe geholt, danach erst durch ein grobes, dann durch ein engmaschiges Sieb fallen lassen. Und zurück auf den Boden.
Boden auslüften
Was im Sieb hängen geblieben ist, liegt nun auf einem Haufen neben den beiden Arbeitern. Die Hinterlassenschaften der Vögel natürlich, die sich, etwas abgeschreckt durch die mächtige Maschine, nun trotz der viele Leute am Strand wieder in den Sand wagen. „Aber da drin sind auch viele Zigarettenstummel, Glasscherben und sonstiger Müll“, sagt Rehm. Und: Mindestens so wichtig wie die Reinigung, findet er, sei die Belüftung des Sandbodens, die beim Umwälzen stattfindet. „Dadurch stabilisiert sich der Säurewert und der Boden wird wieder lockerer“, sagt der Stuttgarter.
Er gibt aber auch zu: „Es war schon außergewöhnlich dreckig.“ Und er muss es wissen. Den jetzt sauberen Strand hat sich die Stadt etwas kosten lassen. 4000 Euro war die Reinigung teuer. Außerplanmäßig aber, sagt Uwe-André Bauer vom Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör), sei die Aktion nicht gewesen. „Wir haben sie vorgezogen.“ Auch die Umgebung wird wieder aufgehübscht, marode Bänke werde „zeitnah repariert“.
Doch: Wie lange die Schönheit des Strandes bleibt, ist abzuwarten. Denn die kein bisschen scheuen Vögel haben sich wieder in Stellung gebracht. Auch wenn laut Bauer die allein nicht schuld sind. Er selbst sei vorgestern Abend und tags drauf vor Ort gewesen, habe gesehen, wie sich der Strand über Nacht verändert. „Kippen, Wodka- und Plastikflaschen“, zählt er auf.
Hauptproblem aber bleibt der Vogeldreck. Mit dem, was Kanadagänse, Stockenten oder Blesshühner dort hinterlassen, beschäftigt man sich kommenden Montag, wenn Fachleute vom Wasserwirtschaftsamt und verschiedener Organisationen zusammenkommen. Das Ziel: Die Vögel vergrämen — beziehungsweise ihnen einen anderen attraktiven Platz schaffen.
Alles künstlich
Da sieht Steve Döschner Schwierigkeiten. Der Nürnberger ist Kreisgruppenvorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz. Er weiß, warum sich die Vögel dort gerne aufhalten: „Der Strand ist südexponiert, also nach Süden ausgerichtet — also immer warm.“ Außerdem gebe es keine Büsche und Sträucher, in denen sich natürliche Feinde verstecken, sagt Döschner.
Für ihn habe die Diskussion eh zu viel Gewicht. Der LBV habe schließlich schon bei der Planung darauf hingewiesen, dass die Problematik auftreten kann. Mit einer Vergrämung wäre er daher „sehr vorsichtig“. Denn die Tiere seien nicht Ursache des Problems. Sondern: „Ein künstlich angelegter Strand an einem künstlichen Gewässer kann sich, anders als natürliche Strände nicht selbst reinigen, da wird kein Sand umgeschwemmt.“ Und dann hilft nur: eine Maschine.
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