Zu dieser Damenrunde dürfen auch Herren kommen
4.3.2015, 19:48 UhrAm kommenden Sonntag, 8. März, ist Weltfrauentag — von daher ist es absolut gerechtfertigt, dass wir diese Seite ausschließlich dem weiblichen Geschlecht widmen.
Das erste Mal fand er 1911 statt. Die Idee kam von einer Deutschen: Die Sozialistin Clara Zetkin schlug auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor und griff damit einen Vorschlag von Sozialistinnen aus den USA auf. Wichtigste Forderung damals war das Frauenwahlrecht, das in Deutschland 1918 eingeführt wurde. In der Schweiz 1971, in Kuwait 2005.
Hierzulande scheint die Gleichberechtigung kaum noch ein Thema zu sein, auch wenn es natürlich immer noch viel zu tun gibt. Siehe gleicher Lohn für gleiche Arbeit (der Equal Pay Day steht übrigens am 20. März an). In anderen Teilen der Welt sieht das aber natürlich ganz anders aus. Frauen werden unterdrückt, sie sind Gewalt ausgesetzt und ihnen wird der Zugang zu Bildung verwehrt. Und doch ist der Internationale Frauentag umstritten. Feministin und Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer etwa ist der Ansicht, er sei vollkommen „überflüssig“. „Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März. Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer“, schrieb sie 2010 in der Frankfurter Rundschau. Er sei eine „sozialistische Erfindung“: „Doch gerade die Frauenbewegung entstand bekanntermaßen Anfang der 1970er Jahre im Westen nicht zuletzt aus Protest gegen die Linke.“
Nichtsdestotrotz gibt es anlässlich des Weltfrauentags in vielen Städten Veranstaltungen, auch in Nürnberg. Im Filmhaus starten die 6. FrauenFilmTage, in der Villa Leon heißt es „Ein Weib, ein Wort“ und im Loni-Übler-Haus findet ein Benefiz-Abend zugunsten des Frauennotrufs statt (siehe Artikel unten).
Zu Gast bei der Eröffnung ist Christina Thürmer-Rohr, über die Gerd Conradt die 47-minütige Dokumentation „Anfangen“ gedreht hat, die anschließend (19.30 Uhr) gezeigt wird. Die Philosophin, Sozialwissenschaftlerin und Musikerin (Jahrgang 1936) gilt als eine der wichtigsten Ikonen des Feminismus.
Am Freitag um 19.30 Uhr geht es weiter mit „Ukraine is not a brothel“ (Die Ukraine ist kein Bordell), einer Dokumentation der Australierin Kitty Green über die Femen-Bewegung. Sie zeigt mutige Aktivistinnen bei ihrem medienwirksamen Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen weltweit, aber erstmals auch den Mann im Hintergrund, der sich als Patriarch outet. An die Vorführung schließt eine Diskussion mit zwei Aktivistinnen von Femen-Germany an.
Thema Brustkrebs
Auf dem Programm der Reihe stehen noch zwei weitere Dokumentationen: In „Das Weiterleben der Ruth Klüger“ (Regie: Renata Schmidtkunz) blickt die aus Wien stammende US-amerikanische Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende Ruth Klüger auf ein bewegtes Leben zurück (Sonntag, 17 Uhr, Dienstag, 19 Uhr). Um das Thema Brustkrebs und wie Frauen damit umgehen dreht sich „Awake in a bad dream“ aus den Niederlanden (Regie: Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster), die am Sonntag um 19 Uhr gezeigt wird.
„Stein der Geduld“ von Atiq Rahimi, der am Freitag um 17 Uhr gezeigt wird, ist ein Film, der in einer Stadt in Afghanistan spielt. Es geht um eine junge Frau, deren Ehemann im Koma liegt. Zuerst betet sie noch jeden Tag, doch dann erzählt sie ihrem Mann Dinge, die sie sich vorher nie getraut hätte zu sagen.
Eine Komödie steht am Samstag um 19 Uhr auf dem Programm. „Tausendschönchen“ von Vera Chytilová aus dem Jahr 1966 gilt als ein Hauptwerk der Tschechischen Neuen Welle der 1960er Jahre. Im Mittelpunkt des absurden Spaßes stehen Marie 1 und Marie 2, die sich gegenseitig ins Paradies ohrfeigen und von da an tun, was ihnen gefällt (nochmals am Montag um 21 Uhr).
Nichts für schwache Nerven ist „Hard Candy“, ein umstrittener US- amerikanischer Psychothriller aus dem Jahr 2005 von David Slade. Ellen Page spielt darin ein 14-jähriges Mädchen, das einen 32-jährigen Mann foltert und damit stellvertretend die Verbrechen aller Männer an Frauen rächt (Samstag, 21.15 Uhr).
Volker Schlöndorffs „Die Geschichte der Dienerin“ (1990) ist eine düstere Zukunftsvision einer männerdominierten und frauenverachtenden Welt (Sonntag, 21 Uhr). Tragikomisch geht es schließlich in „Der wundersame Katzenfisch“ zu: Das Spielfilmdebüt der mexikanischen Filmemacherin Claudia Sainte-Luce erzählt von einer jungen Frau, die in einer fremden Familie Nähe und Liebe kennenlernt (Montag, 19 Uhr, Dienstag, 21 Uhr).
Auch das Kommkino leistet übrigens seinen Beitrag und zeigt Skurriles aus der Urzeit der Emanzipation: „Die Unterdrückung der Frau ist vor allem am Verhalten der Frauen selber zu erkennen“ aus dem Jahr 1969 etwa: Konzeptfilmer Hellmuth Costard zeigt einen jungen Mann, der mit großer Spielfreude den Tagesablauf einer Hausfrau vollführt (Freitag, 21.30 Uhr). Als Vorfilm läuft „Typisch Weiber!“ von 1981.
Im Frauen- und Mädchen-Gesundheitszentrum in der Fürther Straße 154 sind am Dienstag außerdem zwei Dokumentarfilme zu sehen. „Blutsschwestern“ ist eine „interkulturelle Expedition in die weibliche Normalität“ und der Titel „Mondblut feiern – oder wie die Züricherinnen zu ihren Menstruationshütten kamen“ spricht für sich selbst (Beginn 19 Uhr). Achtung, dieser Abend ist ausschließlich für Frauen! Zu allen anderen Filmen dürfen aber freilich auch Männer kommen . . .
FrauenFilmTage: ab heute bis 10. März, Filmhaus, Königstraße 93
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