Zu wenig Geld: 34-Millionen-Projekt in Nürnberg auf der Kippe
19.3.2021, 07:26 UhrDie Corona-Pandemie hat die ohnehin schwierige Nürnberger Haushaltssituation noch einmal verschärft. Daher diskutieren die Koalitionspartner CSU und SPD, welche Projekte man verschieben kann. Das Wort "Streichung" nehmen die Kommunalpolitiker dabei lieber noch nicht in den Mund. Sie hoffen, mit einer "zeitlichen Streckung" oder anderen Lösungen zurechtzukommen.
"Hoher dreistelliger Millionenbetrag"
CSU-Fraktionsvorsitzender Andreas Krieglstein spricht von einem "hohen dreistelligen Millionenbetrag", den die Stadt investieren müsste: für das Stadion, das Opernhaus und eine Interims-Spielstätte, für das Bürgeramt West, die Kongresshalle und die Meistersingerhalle, das Haus des Spiels, das Museum Industriekultur und die Alte Feuerwache. Die Pläne zum Neubau der Konzerthalle sind bereits vorerst ausgesetzt.
Die Gebäude stehen alle auf der Sparliste. SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Brehm betont: "Wir haben keine Streichabsichten, denn wir halten alle Projekte für wichtig." Man müsse sehen, ob einzelne in "abgespeckter Form" umzusetzen sind.
CSU will Klarheit bis Ostern
Doch die Sozialdemokraten befänden sich momentan mitten in der inhaltlichen Diskussion und hätten sich noch nicht festgelegt. CSU-Politiker Krieglstein schätzt, dass seine Fraktion bis Ostern mehr Klarheit in der Sache hat.
Besonders interessant dürfte es für das "Haus des Spiels" im Peller- und Imhoffhaus auf dem Egidienberg werden. Die planerischen Vorarbeiten sind fertig, die Unterlagen werden in Kürze zur Baugenehmigung eingereicht. Die Kosten für die Sanierung des "Hauses des Spiels" (manche sagen auch: "Haus des Spielens") sind mit 34,5 Millionen Euro beziffert.
Der Plan der CSU: Ein Investor könnte das Pellerhaus kaufen oder in Erbpacht übernehmen und sanieren. Im Anschluss würde die Stadt es mieten und die Kosten über einen bestimmten Zeitraum - beispielsweise 25 Jahre - zurückzahlen.
Publikumsmagnet in der Altstadt
Das Kulturreferat sieht im Pellerhaus einen neuen Publikumsmagneten in der Altstadt. Dort lagert das "Deutsche Spielearchiv", dort veranstaltete der Verein Ali Baba vor der Corona-Pandemie regelmäßig gut besuchte Spieleabende. Es sollte Spiellabore zum gemeinsamen Forschen und Lernen geben. Im Pellerhof, den die Altstadtfreunde mit Millionen-Aufwand hergerichtet haben, könnten regelmäßig Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen stattfinden.
Das "Haus des Spiels" war ein wesentlicher Trumpf bei der Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt. Nur: Nach dem Scheitern im Titelkampf gab es sofort Stimmen, die ein Ende für dieses Projekt voraussagten - weil die millionenschwere Unterstützung der EU nun ausbleibt. Als die SPD kürzlich entdeckte, dass auch keine Förderung durch ein Sonderprogramm des Bundesinnenministeriums kommt, wurden die Skeptiker lauter. Sie fürchten, dass das ganze Vorhaben kippt.
OB König gibt sich zuversichtlich
Doch Gabriele Moritz, die im Kulturreferat für das Projekt zuständig ist, bleibt optimistisch: "Wir sind auf einem guten Weg, die Planungen stehen und das Haus muss ja schließlich saniert werden." Sie rechnet damit, dass über Städtebauförderung, Denkmalpflege und andere Quellen bis zu 60 Prozent der Kosten als Zuschüsse abgedeckt werden können.
Auch Oberbürgermeister Marcus König gibt sich zuversichtlich: "Das ,Haus des Spiels' ist ein Alleinstellungsmerkmal für Nürnberg mit seiner langen Spielzeug-Tradition. Wir prüfen, ob wir einen Investor mit ins Boot holen können, um es zu realisieren." Man sei noch am Anfang der Überlegungen. Es bestehe aber durchaus Interesse.
Allerdings: Wenn diese Option scheitert, wird es schwierig, räumt das Stadtoberhaupt ein. Bis zur Sommerpause soll aber klar sein, wie es mit dem "Haus des Spiels" weitergeht.
Gesamtkonzept für Egidienberg gefordert
In einem Offenen Brief fordert die Initiative Pro Pellerhaus, der Sanierung des Pellerhauses und der Neugestaltung des Umfelds erste Priorität einzuräumen. "Ein Gesamtkonzept für den gesamten Egidienplatz, wie es die Planer der Wiederaufbaus vorgemacht haben, ist daher auch heute unerlässlich", merkt die Initiative an.
Dabei müsse man auch klären, was mit dem unbebauten städtischen Grundstück neben dem Pellerhaus passiert. Hierfür gab es bereits einmal Planungen als Grünfläche.
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