Zufall rettet Drogenabhängigem in Nürnberg das Leben

Alexander Brock

Lokales

E-Mail zur Autorenseite

30.10.2020, 19:20 Uhr

Der pure Zufall rettete einem Drogenabhängigen in der Innenstadt das Leben. Und mudra-Streetworker Martin Kießling hat den größten Anteil daran. Donnerstagmittag war er unterwegs, um sich eine kleine Mahlzeit zu holen. An der Stadtmauer direkt am Plärrer fand er einen am Boden liegenden Rauschgiftsüchtigen, der bereits bewusstlos und blau angelaufen war. Kießling zögerte nicht und rief sofort den Rettungsdienst, berichtet mudra-Geschäftsführer Norbert Wittmann.


Drogentote: Nürnberg ist bundesweit trauriger Spitzenreiter


"Geistesgegenwärtig ist er dann wieder zurück in die Beratungsstelle der mudra geeilt, hat sich dort ein Naloxonpack und eine Beatmungsmaske geschnappt und spurtete zurück zum Klienten." Naloxon ist ein wirksames Mittel, das Heroin-Abhängigen bei einer Überdosis das Leben retten kann.

"Großartige Arbeit"

Der Streetworker habe dem leblosen Klienten sofort Naloxon verabreicht und ihn mit Herzdruckmassage und Beatmung letztlich zurück ins Leben geholt. "Der eintreffende Rettungsdienst attestierte großartige Arbeit und die Erkenntnis, dass sie an der Stelle wohl zu spät gekommen wären", betont Wittmann.
Der Rettungsdienst brachte den Patienten zur weiteren Versorgung ins Krankenhaus. Kießling und sein schnelles Handeln sowie das Medikament Naloxon haben wohl den nächsten Drogentod in Nürnberg, erneut in der Öffentlichkeit, verhindert.

Keine Erlaubnis für Naloxon

Und das ist Zufall Nummer zwei: Gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten schult Kießling Abhängige in der Notfall-Anwendung von Naloxon. Die Schulungsteilnehmer bekommen anschließend ein Notfallpack Naloxon mit. Das Pack, das sich der Streetworker sich in der Beratungsstelle schnappte, als es am Donnerstag um Leben und Tod ging, hatte eine Teilnehmerin liegen gelassen. Denn Drogenberatungsstellen wie die mudra in Nürnberg verfügen bislang nicht über die Erlaubnis, Naloxon zu besitzen.