Zuverlässige Anlaufstation für Alleinerziehende

29.1.2013, 00:00 Uhr
Maria Yeddes vom Zentrum für Alleinerziehende (Grünes S.O.F.A.) ist Ehrenwert-Preisträgerin für den Januar 2013.

© Harald Sippel Maria Yeddes vom Zentrum für Alleinerziehende (Grünes S.O.F.A.) ist Ehrenwert-Preisträgerin für den Januar 2013.

„Jeder hier hat seine eigene Geschichte, mit der er klarkommen muss“, sagt Maria Yeddes, „ich selbstverständlich auch.“ Wir haben uns im Grünen S.O.f.A. getroffen, einer Art Schutz- und Zufluchtsraum für alleinerziehende Mütter und Väter in Erlangen. Einer unscheinbaren Oase, umgeben von Industriegebäuden, die zum Siemens-Konzern gehören.

Dass Maria Yeddes zu den Gründungsmitgliedern der Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende gehört und seit Jahrzehnten dort mithilft, hat mit ihrer eigenen Geschichte zu tun. Einer Geschichte, mit der sie offen umgeht, deren Dramatik sich aber trotzdem von Außenstehenden nur erahnen lässt. 1988 hatte Yeddes, damals schon fünffache Mutter, völlig verzweifelt Hilfe und Schutz gesucht. „Mitten in einem Ehekrieg“, wie sie es selbst formuliert; einem Krieg mit ihrem damaligen Mann, der aus Tunesien stammt und mit dem sie auch eine Weile in Tunesien gelebt hatte.

Als sie mit ihrer Kraft und ihrer Leidensfähigkeit am Ende war, nahm das Erlanger Frauenhaus sie auf. Ein Jahr lang durfte sie dort wohnen. Eine wichtige Hilfe, die sie nie vergisst und die sie immer aufs Neue motiviert, selbst zu helfen. Ins Ehrenamt „bin ich dann so reingerutscht“, erinnert sich die 57-Jährige. Für eine Berufstätigkeit blieb neben der Erziehung der drei Töchter und zwei Söhne erst mal keine Zeit. Aber kleine Freiräume, um sich weiterzubilden, schuf sich Yeddes, so gut es irgendwie ging.

So landete sie 1994 beim „Tag der Einelternfamilie“. Und erlebte mit, wie dort die Idee geboren wurde, eine Anlaufstelle für Alleinerziehende zu schaffen. Gegründet wurde die Selbsthilfe-Organisation dann im Juni 1995. Seit November 2003 hat sie Vereins-Status.

Mehr Moderatorin als Leiterin

Maria Yeddes war die ganze Zeit über in verschiedenen Rollen und Funktionen mit dabei. Ihr größtes Anliegen von Anfang an: Die Angebote müssen regelmäßig sein. Die Alleinerziehenden — meist Frauen, aber durchaus immer wieder auch Männer — müssen sich darauf verlassen können. Zuverlässig jeden Mittwoch von 15 bis 18 Uhr und jeden Feiertag sperrt sie das S.O.f.A. daher für einen offenen Treff auf.

Sie selbst sieht sich eher als Moderatorin denn als Leiterin des Treffs. „Es geht darum, dass sich die Teilnehmer untereinander Tipps geben. Sie sind viel näher dran. Ich bin ja schon ein Stück weit draußen.“ Je mehr Menschen kommen und ihre Erfahrungen und ihren Rat einbringen, desto besser findet Maria Yeddes das — weil eben jeder seine eigene Geschichte hat und damit eine einzigartige Grundlage, um Geschehnisse zu beurteilen. „Jeder, der kommt, trägt den Verein mit.“

Immer wieder bilden sich feste Gruppen mit regelmäßigen Teilnehmern. Doch nach einiger Zeit lösen sie sich wieder auf, weil der ein oder andere wegzieht, der ein oder andere einen neuen Partner findet. „Dann muss man wieder von vorne anfangen und eine neue Gruppe aufbauen. Das ist eine meiner Hauptaufgaben.“

Für die Kinder von Maria Yeddes wurde das S.O.f.A. im Lauf der Jahre zum zweiten Zuhause. Von 1998 bis 2003 wandelte sich das Ehrenamt für Yeddes sogar zum Job: Sie bekam eine ABM-Stelle. Doch weil sie keine gelernte Sozialpädagogin ist, blieben irgendwann die Zuschüsse aus und der Verein konnte sich die Stelle nicht mehr leisten.

"Der Bedarf ist da"

An der Motivation der 57-Jährigen änderte das nichts. Obwohl sie zugibt, dass sie mittlerweile gerne ein wenig kürzertreten würde, dass sie also gerne ein Stück ihrer Verantwortung abgeben würde. Vor allem, weil sie als Tagesmutter ins bezahlte Arbeitsleben zurückgekehrt ist. „Ich mache es noch, weil ich niemanden gefunden habe, dem ich es übergeben könnte“, sagt sie über ihr Ehrenamt. „Der Bedarf ist da und wird auch bleiben.“

Die Frage, was ihr das Ehrenamt all die Jahre gegeben hat, bringt Maria Yeddes kurz zum Nachdenken. Dann antwortet sie: „Zu sagen, es macht Spaß oder Freude, wäre falsch. Sondern es macht unheimlich viel Sinn. Das hat mich all die Jahre motiviert.“

Dennoch: Der Verein ist gerade dabei, „eine hauptamtliche Stelle zu schaffen“, erklärt Yeddes. „Es hat sich ja vieles geändert, ist komplizierter geworden. Und das, was ich hier gemacht habe, kann man niemand anders zumuten. Es hat eben mit meiner persönlichen Geschichte zu tun.“

Homepage des Grünen S.O.f.A. mit Infos über das umfangreiche Angebot: www.alleinerziehendenzentrum.de

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