Unbeschwerte Tage für 14 ukrainische Kinder
08.08.2013, 13:57 Uhr
Sie füttern fröhlich die Kühe auf dem Bauernhof der Familie Walter in Rüblanden, schmusen mit den kleinen Häschen und wirken in ihren Shorts und Flip Flops kein bisschen anders, als ihre deutschen Altersgenossen. Doch zu Hause in Charkiv können die Acht- bis Zwölfjährigen oft nicht so unbeschwert spielen. Sie kommen aus Familien, in denen die Atomkatastrophe Spuren hinterlassen hat. Der Vater eines Kindes ist an den Spätfolgen gestorben, andere Eltern sind so krank, dass sie nicht mehr arbeiten können.
Volles Programm
Diesen Kindern bieten Kurt Bauer und seine Mitstreiter von den Laufer Naturfreunden wieder 14 sicher unvergessliche Ferientage im Nürnberger Land. Die Mädchen und Jungen sowie ihre drei ukrainischen Betreuer übernachten im Naturfreundehaus in Hormersdorf, werden dort von den Naturfreunden verpflegt. Jeden Tag steht ein anderer toller Ausflug auf dem Programm: ins Freibad, zu den Segelfliegern in Lillinghof, mit den Altstadtfreunden in die Laufer Kellergewölbe, in den Wildpark nach Hundshaupten, in den Nürnberger Tiergarten oder eben auf den Bauernhof der Familie Walter.
Kurt Bauer und seine Frau Angela sowie die anderen Helfer von den Naturfreunden stellen sich alle zwei Jahre ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache. Bereits seit 1997 organisieren und betreuen sie die Freizeit, ausgehend von den Hilfskonvois, die der Schwaiger Altbürgermeister Fritz Körber seinerzeit auf die Reise in Richtung Charkiv schickte. Unterstützt werden sie von zahlreichen Vereinen und Sponsoren. Zwischen 6000 und 8000 Euro sind pro Aufenthalt nötig, hauptsächlich für die Flüge der Kinder, aber auch für Eintritte, Versicherungen und vieles mehr. „Ohne Spenden würde es nicht funktionieren“, weiß Kurt Bauer, der sich aber genauso über spontane Hilfe im Kleinen freut, wie vor einigen Tagen über eine Hormersdorferin, die selbst gemachtes Eis für alle am Naturfreundehaus vorbeibrachte.
Schere zwischen arm und reich
Auf ukrainischer Seite ist seit Jahren Natascha Grozenok als Betreuerin mit von der Partie. Die gelernte Musiklehrerin kümmert sich außerdem in Charkiv um die zunehmende Bürokratie. „Die deutsche Botschaft will inzwischen ganz genau über unser Programm Bescheid wissen. Die Verhältnisse in der Ukraine haben sich verändert“, erzählt Kurt Bauer. Das gelte auch für das Erscheinungsbild Charkivs. Die Industrie, die die Stadt jahrzehntelang geprägt habe, sei so gut wie tot, dafür entstünden Prachtstraßen mit Luxus-Geschäften, in denen kaum ein Ukrainer einkaufen könne. Die Fußball-EM habe zwar optisch viel zum Positiven verändert, den Preis dafür aber hätten die Armen in Form von gekürzten Sozialleistungen und höheren Preisen bezahlt.
Nicht verändert hätten sich jedoch die Kinder, meint Kurt Bauer, auch wenn sie heute besser gekleidet seien und keines mehr mit Plastiktüte anreise, wie noch vor einigen Jahren. „Das sind einfache, nette und sehr dankbare Kinder.“ Ausgesucht werden die Reiseteilnehmer von einer ukrainischen Organisation, die tschernobylgeschädigte Familien betreut. So soll sichergestellt werden, dass kein „Funktionärsnachwuchs“ in den Genuss der Freizeit kommt.
"Wie im Paradies"
Und was gefällt den jungen Gästen am besten in Deutschland. „Die Straßen“, meint ein Mädchen, die seien viel besser als in der Ukraine. Doch auch die schönen Häuser mit den vielen Blumen davor und - natürlich - das Freibad. Und der jüngste Teilnehmer bringt seine Begeisterung auf den Punkt: „Hier ist es wie im Paradies.“
Spenden können auf das Konto der Naturfreunde Lauf 578003600 bei der Sparkasse Nürnberg (BLZ 76050101) eingezahlt werden. Stichwort: Charkiv-Hilfe.
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