Inzidenzen in Nürnberg
Nürnberg legt umstrittene Zahlen vor: So hoch ist die Inzidenz in den Stadtteilen
19.5.2021, 22:31 UhrGesundheitsreferentin Britta Walthelm (Bündnis 90/Grüne) hatte die Zahlen ursprünglich unter Verschluss gehalten, weil sie eine Stigmatisierung der Bewohner der besonders betroffenen Stadtteile fürchtete. Das Amt für Stadtforschung und Statistik, das bei diesem Thema dem Gesundheitsamt zuarbeitet, hat die Inzidenzwerte nun in zwei Karten veranschaulicht, hier sind diese zu sehen.
Die eine zeigt in Farbabstufungen die Anzahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen an der Bevölkerung: je dunkler das Rot, desto höher der Prozentsatz. Zu sehen sind die 97 statistischen Bezirke Nürnbergs, wobei zum Beispiel der Bezirk 1 Altstadt/St. Lorenz ist und der Bezirk 97 der Stadtteil Brunn. Die zweite Karte bildet den Anteil der positiv getesteten Personen an der Bevölkerung in Prozent ab. Allen Karten liegen die Infektionszahlen von März bis Mai 2021 zugrunde.
Je dichter, desto mehr Infektionen
Zu sehen ist, dass eine dichte Wohnbebauung ein erhöhtes Infektionsgeschehen nach sich zieht. So sind Steinbühl (hier sind 3,3 Prozent der Einwohner mit dem Coronavirus infiziert), St. Leonhard (2,8 Prozent) und Gostenhof (2,4 Prozent) stark betroffen. Diese Stadtteile gelten auch laut der "Sozialraumtypisierung", die das Statistikamt für Nürnberg und Fürth vor Jahren aufstellte, als "sozial angespannte Quartiere".
Im Statistischen Monatsbericht für Mai 2018 heißt es: "Prägend für diese Quartiere sind der stark überdurchschnittliche Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund" sowie "stark verdichtete urbane Räume entlang bzw. inmitten großer Verkehrsachsen". In Nürnberg ziehen sich diese Bezirke die Nürnberger Weststadt entlang der Fürther Straße und Gostenhof nach St. Leonhard/Schweinau in fast die komplette Südstadt.
Überraschung im Osten
Die neuen Karte aus dem Gesundheitsamt bestätigen den bekannten Zusammenhang zwischen prekären Lebensverhältnissen und dem Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Daher ist es keine Überraschung, dass das Villenviertel Erlenstegen mit 0,6 Prozent den niedrigsten Inzidenzwert in Nürnberg hat. Dennoch beträgt der Prozentsatz im beschaulichen Fischbach, das in der östlichen Außenstadt zu den etablierten Familienquartieren zählt, immerhin 1,3 – mehr als doppelt so viel wie in Erlenstegen. Und auch in Mögeldorf, das zu den begehrtesten Wohnlagen im Osten zählt, sind 1,5 Prozent der Einwohner mit dem Coronavirus infiziert.
Leicht erklärbar ist dagegen die monströse Zahl von 13,9 Prozent, die für die Beuthener Straße ausgewiesen sind. Bei lediglich 230 gemeldeten Einwohnern machen 32 Infizierte viel aus. Hier handelt es sich offenbar um ein Ausbruchsgeschehen in den Grundig-Türmen, in denen Geflüchtete untergebracht sind.
Dieser Artikel wurde am 19. Mai 2021 um 22.33 Uhr mit einer längeren Version aktualisiert.
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