Nürnbergerin will Jugendlichen zu echtem Selbstbewusstsein verhelfen

13.11.2020, 15:19 Uhr
Nürnbergerin will Jugendlichen zu echtem Selbstbewusstsein verhelfen

© Rurik Schnackig

Theater ist mehr. Durch das Spielen gelangt der Akteur zu seinen Stärken und zu seinen vermeintlichen Schwächen und gewinnt an Selbstbewusstsein. Davon ist die 34-jährige Erzieherin und Theaterpädagogin Lisa Stützer so sehr überzeugt, dass sie diese Erfahrung in ihrem neuen Format "EinzigartICH" weitergeben will.

Frau Stützer, Sie wollen 15- bis 20-Jährige stark machen und ihnen zu mehr Selbstsicherheit verhelfen. Ausgerechnet einer Generation, der man ein hohes Maß an Selbstverliebtheit nachsagt.

Nürnbergerin will Jugendlichen zu echtem Selbstbewusstsein verhelfen

© Rurik Schnackig

Lisa Stützer: Damit ist meist die Selbstdarstellung in den Sozialen Medien gemeint: Posieren für Instagram, gut aussehen auf Facebook. Dann wird sogar noch das Pickelchen auf der Stirn wegretuschiert, denn so kann man sich schließlich nicht zeigen. Aber diese Form der Darstellung hat meiner Meinung nach nichts mit dem realen Leben zu tun und hat meist kein echtes Selbstbild als Basis.

Warum? Was fehlt?

Stützer: Es fehlt die Tiefe. Man tritt nicht gemeinsam mit seinen Stärken und Schwächen auf, sondern mit dem, von dem man glaubt, dass man dafür die meisten Kommentare und Likes bekommt.

Was ist Ihr Ansatz?

Stützer: Ich will mit meinem neuen Format den Blick auf die Einzigartigkeit des Teilnehmenden lenken. Um das anerkennen zu können, ist es wichtig die eigenen Stärken und auch Schwächen zu kennen. Denn wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir umso selbstbewusster und freier damit umgehen. Es geht ja nicht darum, perfekt zu sein, das ist schließlich keiner von uns, sondern darum, einzigartig zu sein. Und vor allem: genug zu sein!

Wie gehen Sie da vor?

Stützer: Spielerisch. Im wahrsten Wortsinn. Wir dürfen Königinnen sein, Top-Manager oder auch mal Praktikanten. Dabei kommen überraschend viele Facetten des eigenen Ichs zu Tage. Vieles lässt sich durch einfach wirkende Methoden gut transportieren. Wichtig ist mir dabei auch immer die anschließende Reflexion, um Erlebtes zu verfestigen. Manche Übungen berühren die Teilnehmenden so, dass schon mal Tränen fließen können. Sie müssten mal dabei sein, wie intensiv das ist, wenn jemand etwa eine Dankesrede an sich selbst hält.

Sie pausieren jetzt als Erzieherin und haben gerade den Schritt in die Freiberuflichkeit gewagt. Was macht Corona mit Ihren Plänen?

Stützer: Natürlich stellt es meine Pläne auf den Kopf. Wie bei uns allen. Da ich aber als freiberufliche Theaterpädagogin schon mehr als fünf Jahre arbeite und Bildungsangebote mit Jugendlichen weiterhin mögliche sind, werde ich weiter machen. Speziell dieses Projekt: EinzigartICH gibt es jetzt auch online. In drei Einheiten zu je 60 Minuten arbeite ich individuell mit einer Teilnehmerin, einem Teilnehmer. Mich überrascht es, wie viel Zauber sogar über den Bildschirm rüberkommt. Und gerade jetzt in Corona-Zeiten, wo die Stimmung angespannt und die Nachrichtenlage belastend ist, ist es für Jugendliche umso wichtiger, positive Erlebnisse zu haben und all das mal vergessen zu können.

Sie haben langjährige Erfahrung mit unterschiedlichen Gruppen in Ihrer engen Zusammenarbeit mit dem Theater Mummpitz. Gibt es auch Kinder und Jugendliche, die sich damit gar nicht erreichen lassen?

Stützer: Das kommt schon mal vor und darf auch sein, denn Fußballspielen wäre jetzt auch nicht meins. Meist hilft mir hier mein großer Methodenkoffer und meine Erfahrung als Erzieherin. Klar fällt es manchen leichter und manchen schwerer aus sich heraus zu kommen, sich zu öffnen und das auch noch in einer Gruppe. Aber für mich ist das Theater ein Ort, an dem es kein richtig und kein falsch gibt. Ein Ort, an dem Träume ihren Platz haben. Und damit kann man eigentlich fast alle erreichen.

http://www.lisastuetzer.de

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