Auf die Schnelle würden nun Powerpoint-Präsentationen vertont, Praktikumsinhalte im Video festgehalten und online gestellt. Wie ein EKG (Elektrokardiogramm) ausgewertet wird, könne gut per Videoclip erklärt werden. Kniffeliger wird, Studierenden etwa die Funktionen der Gelenke digital zu vermitteln. Gelerntes soll künftig mit Altklausuren im Multiple-Choice-Format überprüft werden. Doch schon jetzt ist klar: "Wir werden eine große Nachlese nach dem Sommersemester machen müssen - was hat funktioniert, wo müssen wir nachbessern?", sagt König.
"Keiner hat sich diese Herausforderung gewünscht", gibt Würzburgs Uni-Präsident Alfred Forchel unumwunden zu. Doch das Coronavirus Sars-CoV-2 zwingt die Hochschulen zu drastischen Maßnahmen. Die sonst teils überfüllten Hörsäle sind zu, Seminarräume geschlossen, Bibliotheken bis auf weiteres nicht geöffnet. Die Lehrbetriebe von München über Regensburg bis nach Aschaffenburg können sich nicht peu à peu auf das Online-Lehren einstellen - sondern es muss quasi über Nacht geschehen. Auch die Lehrveranstaltungen der FAU werden zunächst ausschließlich in der virtuellen Welt stattfinden.
"Flexibilität, Flexibilität, Flexibilität" ruft Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) bei einem Besuch an der Uni Würzburg den Lehrenden zu, die an diesem Tag per Video aus Homeoffice oder Büro zu einer Informationsveranstaltung zugeschaltet sind. Es werde nicht alles immer "topoptimal" und auf einem medienpädagogischen "High-End-Standard" sein, was die Studierenden in den nächsten Wochen digital vermittelt bekommen. "Das Equipment ist bei uns sehr gut, die Verbindung nicht immer", berichtet etwa Studiendekanin Maria Eisenmann von der Philosophischen Fakultät. "Das hakt tatsächlich mal, das können wir nicht ändern."
Viele Studierende sind nach Pittruffs Eindruck verunsichert. "Die Online-Lehre ist noch weit entfernt von der Präsenzlehre." Vor allem die begrenzten Möglichkeiten des schnellen Austausches mit Kommilitonen wie etwa im Hörsaal sieht er problematisch. "Es fehlt die Interaktion", wenn jeder täglich stundenlang Webvorlesungen ansehe und Übungen alleine am PC zu Hause mache. Gerade bei gestalterischen Studiengängen wie Design oder Architektur mit vielen Praktika sei fraglich, wie diese angesichts von Ausgangsbeschränkung und Mindestabstand sinnvoll fortgeführt werden können.
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Die Hochschulen sind derweil neben inhaltlichen auch mit vielen rechtlichen Fragen befasst. Rechenzentren müssen plötzlich Campus-Lizenzen für Software beschaffen, damit digitale Vorlesungen mit 1000 Teilnehmern überhaupt möglich werden. Die Uni Regensburg bietet einen "Erste Hilfe Koffer für Digitale Lehre" an. "Lehrende finden darin zahlreiche Anregungen, Ideen und Hilfestellungen, wie sie didaktische Elemente aus der Präsenzlehre in digitalen Veranstaltungen abbilden können", heißt es auf ihrer Webseite. "Bei der Auswahl der Methoden und Tools wurde darauf geachtet, dass alle Vorschläge ohne großen technischen Aufwand oder Vorkenntnisse umgesetzt werden können."
Damit Studenten das monatelange Studium mit Videoclips und Webinaren im Homeoffice auch durchhalten, braucht es jede Menge Disziplin. "Es ist nicht kompletter Ponyhof", warnt Frédéric Thiesse vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik in Würzburg. "Studenten tendieren dazu, sich die Videos verspätet und alle auf einmal anzusehen." Und nicht jeder Studierende hat nach Pittruffs Erfahrung auch die technische Kompetenz, mit rein digital vermitteltem Stoff umzugehen.
Wie die jungen Frauen und Männer im Sommersemester an analoges Material - sprich das klassische Lehrbuch - kommen, steht auch längst noch nicht überall fest. Die Uni Regensburg schreibt: "Die Universitätsbibliothek arbeitet intensiv daran, die Literaturversorgung unter den gegebenen Umständen aufrechtzuerhalten." E-Books, elektronische Zeitschriftenartikel, eine elektronische Zeitschriftenbibliothek - auch vor der Corona-Epidemie war schon längst nicht mehr alles analog.
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Bei Bedarf würden auch Bücher gescannt, in Grenzen natürlich. "Bitte geben Sie, so weit wie dies möglich ist, nur kleinere Teile eines Werkes zum Scannen in Auftrag." Wer trotzdem nicht an ein bestimmtes Buch kommt, soll es auf dem gewohnten Weg versuchen: "über den kollegialen Austausch" - mit Sicherheitsabstand, versteht sich.
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