Online-Studium in Medizin oder Jura? Bayerische Unis im Corona-Modus

14.4.2020, 09:10 Uhr

Constantin Pittruff ist angehender Wirtschaftsingenieur der Hochschule für angewandte Wissenschaften München. Der schlaksige 28-Jährige mit den wuscheligen Haaren ist einer von etwa 400.000 Studierenden in Bayern, auf die ein in dieser Art noch nie dagewesenes Sommersemester zukommt: Angestoßen durch die Corona-Krise müssen die Universitäten und Fachhochschulen im Galopp den Sprung in die digitale Zukunft machen.

"Das Problem der Online-Lehre ist, dass sie viel zu schnell implementiert wird", kritisiert Pittruff, stellvertretender Vorsitzender des Studentischen Parlaments. "Denn das Angebot ist einfach noch nicht überall da. Das liegt vor allem an der technischen Ausstattung der Hochschulen."

Medizin, Informatik, Geschichte, Architektur - je nach Studiengang ist das Lernen nahezu ausschließlich über den heimischen PC oder Laptop mit Hilfe digitaler Inhalte der Dozenten eine Herkulesaufgabe. Am 20. April beginnt das Sommersemester, auch an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

"Der Vorlesungsbetrieb im Sommersemester 2020 startet sicher zum 20. April 2020. Es wird keine Verkürzung geben – und auch kein 'Nullsemester'. Das Sommersemester 2020 wird ein reguläres Semester unter außergewöhnlichen Bedingungen sein, das Sonderregelungen vorsieht." Diese klare Ansage veröffentlichte die FAU bereits am 1. April auf ihrer Homepage.

Doch nicht jeder Student hat einen schnellen Rechner oder gar eine geeignete Bandbreite für Videokonferenzen. Und nicht jeder Professor und jede Professorin das Know-how, Lehrinhalte in eine digitale Form zu gießen. Laborpraktika sind online wohl kaum durchführbar.

Nach Worten von Sarah König, Leiterin des Instituts für medizinische Lehre und Ausbildungsforschung der Uni Würzburg, ist nicht jeder Dozent begeistert über den Wechsel von analog zu digital: "Die Aussicht auf ein Online-Semester hat verschiedene Reaktionen hervorgerufen", umschreibt sie höflich. Gerade in der Medizin bedürfe das Online-Lehren einiger Kreativität - schließlich müssten angehende Ärzte auch Patienten untersuchen können. "In der Medizin zeichnet sich ein großer Kulturwandel ab."

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