Ministerium: Lage ist "hochvolatil"

Ortskräfte in Lebensgefahr: Bereits 300 Afghanen in Bayern - bald sollen mehr kommen

Tobi Lang

Online-Redakteur

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23.8.2021, 17:17 Uhr
Die Menschen werden in Ramstein provisorisch in Zelten und Hangars untergebracht. 

© Jan K. VALLE / US AIR FORCE Die Menschen werden in Ramstein provisorisch in Zelten und Hangars untergebracht. 

Es ist eine kleine Zeltstadt, die innerhalb weniger Tage auf dem Gelände des US-Stützpunktes Ramstein entstand. Über 30 Maschinen landeten in Rheinland-Pfalz, sie brachten bislang mehr als 6500 Evakuierte aus Afghanistan nach Deutschland. Trotz Chaos und Schüssen am Flughafen von Kabul. Noch sei genug Platz auf dem Militär-Airport, sagte ein General dem Südwestrundfunk (SWR). Bis zu 10.000 Menschen könne man versorgen - aber die Kapazitäten in Ramstein sind eben auch nicht unendlich. Im oberpfälzischen Grafenwöhr soll eine weitere Notunterkunft aufgebaut werden. Schon bald werden erste Ortskräfte und Familien umverteilt. Doch wohin?

Bayern, das erklärt das zuständige Innenministerium auf Nachfrage unserer Redaktion, wird helfen. "Der Freistaat (...) steht im Fall weiterer Einreisen selbstverständlich zu seiner Verantwortung", heißt es aus dem Ressort von Joachim Herrmann. Seit Juli habe man bereits 300 ehemalige afghanische Ortskräfte und deren Angehörige aufgenommen. Die Verteilung orientiere sich am sogenannten Königsteiner Schlüssel - er regelt, welches Bundesland wie viele Geflüchtete versorgt. Dabei spielt neben der Einwohnerzahl auch die Finanzkraft eine Rolle.

Ministerium: Lage ist "hochvolatil"

Das Innenministerium rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit deutlich mehr Geflüchteten. "Aufgrund der hochvolatilen Lage ist derzeit nicht absehbar, wie viele Personen noch nach Deutschland einreisen werden", erklärt eine Sprecherin. Die Behörden sind aber vorbereitet. Die Ortskräfte, die mit Evakuierungsflügen aus Afghanistan gebracht werden, sollen etwa nach der Umverteilung zuerst in den bayerischen Anker-Zentren leben. Später werden sie "grundsätzlich in staatlichen Übergangswohnheimen dezentral in ganz Bayern untergebracht, bis sie eine eigene Wohnung beziehen".

Mehrere Kommunen im Freistaat, darunter Erlangen und Nürnberg, hatten angekündigt, helfen zu wollen. "Wir begrüßen es, dass sich auch bayerische Städte bereit erklärt haben, die Ortskräfte aufzunehmen", heißt es aus dem Innenministerium. Aber: Noch warte man auf ein Signal des Bundes, der die Geflüchteten in ganz Deutschland verteilt.

Anderswo in Deutschland kamen bereits erste Ortskräfte in Unterkünften an. Am Montagmorgen etwa wurden 35 Ortskräfte und ihre Angehörigen mit einem Bus von Frankfurt nach Berlin gebracht - darunter auch 17 Kinder, wie eine Sprecherin der Senatsverwaltung dem Tagesspiegel erklärte. "Sie sind in einer Unterkunft untergebracht, die wir kurzfristig wieder hochgefahren haben." Nürnberg und Erlangen hatten zuvor angekündigt, bei Bedarf Hunderte Menschen aufnehmen zu können.