An idyllischer Mühle das Brot backen wie einst
5.8.2009, 00:00 UhrMit ihrem Angebot «Erleben, wie aus einfachen Zutaten leckeres Brot und Kuchen entstehen» rennt die Fachlehrerin für Handarbeit und Hauswirtschaft scheinbar offene Türen ein. Denn der erste Termin am Montag, 10. August, war schnell ausgebucht. Deshalb bot sie sofort Zusatzkurse an am Mittwoch, 12. August, und am Montag, 7. September.
An allen drei Tagen können am Vormittag und Nachmittag jeweils ein Dutzend Kinder dabei sein.
Nicht nur die Art des Backens ist sehr traditionell, auch der Veranstaltungsort ist quasi historisch. Brigitte Köser hat ihren Steinbackofen an der Rückseite der Espa-Mühle errichtet.
Viele Stunden mühsame Arbeit liegen hinter der 54-jährigen Tochter von Zimmermeister Erich Weinert. Ohne den Vater hätte sie den Ofenbau gar nicht geschafft, sagt sie. Der 80-Jährige sei «mein Bauleiter» gewesen. Weinert hat die Hofstelle Espa-Mühle 1971 gekauft. Damals wuchsen noch wild Bäume auf dem Dach. Früher wurde dort eine Röthelmühle, zeitweise auch ein Sägewerk betrieben.
Der Auerbacher Zimmermeister pflegte dort sein Hobby, die Imkerei, und züchtete Forellen im kleinen Weiher neben dem Haus. Auch eine kleine Rinderherde graste bis vor wenigen Monaten auf der Weide. Doch aus Altersgründen musste er sie abgeben.
Eine «Perle» schaffen
Aus dem alten Bauernhof des Vaters möchte Tochter Brigitte am liebsten «die Perle von Gunzendorf» machen.
Dabei ist sich die quirlige Frau natürlich bewusst, dass dies alles seine Zeit braucht. Neue Fenster und ein neues Treppenhaus hat Erich Weinert schon eingebaut. Seiner Tochter schwebt auch vor, noch eine kleine Ferienwohnung einzurichten.
Und das alles, obwohl sie gar nicht hier wohnt. Mit ihrer Familie lebt Brigitte Köser in Marktoberdorf im Allgäu. Sie unterrichtet an einer Schule in Seeg.
Ein Wochenende in Auerbach bedeutet für sie 340 Kilometer einfache Wegstrecke und jede Menge volle Autobahnen.
Dies hinderte sie allerdings nicht daran, das ehrgeizige Projekt weiterzuverfolgen. In Büchenbach hatte sich die Fachlehrerin über den Bau eines Gewölbebackofens nach historischen Vorlagen informiert. Im Detail wurde der Bauplan immer wieder mit dem Vater ausdiskutiert. Ende Juli war der Ofen aus feuerfesten Tonsteinen fertig. Vor dem Verputzen und der ersten Inbetriebnahme muss er aber noch austrocknen. Sohn Florian meinte bei einem Besuch der Baustelle einmal: «Gell Mama, du willst Brot für die Welt backen?»
Den Duft verbreiten
Brot für die Welt ist zwar ein wenig übertrieben, doch ihr Ziel ist es schon, viele Menschen an dieser traditionellen Backmethode teilhaben zu lassen.
Im Ferienprogramm der Stadt Auerbach sind zunächst die Kinder auf der Espa-Mühle zu Gast. Nach Absprache können aber auch gern interessierte Gruppen oder Vereine zum gemeinsamen Backen vorbeikommen.
Gebacken wird in verschiedenen Stufen, erklärt Brigitte Köser. Zuerst kommen flaches Gebäck wie Zwiebelkuchen oder flache Brotteigvariationen bei hoher Hitze in den Ofen. Bei etwa 270 Grad wird dann das Brot eingeschossen. Es wird bei abfallender Temperatur fertig gebacken. Anschließend kann mit der Resthitze noch Kuchen gebacken werden.
Die übrige Wärme reicht noch für das Trocknen von Kräutern oder Obst.
Auch für Kindergeburtstage eignet sich die Espa-Mühle. Bei Interesse meldet man sich einfach bei Familie Weinert unter Telefon (0 96 43) 13 51. BRIGITTE GRÜNER