Auerbach: Mädchen mit Down-Syndrom tut Gruppe gut

2.4.2017, 09:22 Uhr
Auerbach: Mädchen mit Down-Syndrom tut Gruppe gut

© Brigitte Grüner

Marie ist ein fröhliches Mädchen, das gerne in Gesellschaft anderer Kinder ist. Beim Besuch im Kindergarten ist das gleich zu sehen, denn sie sitzt mit anderen Mädchen in der Vogelnest-Schaukel. Marie schaut sich bei den anderen viel ab. Sie lernt zwar langsamer als gesunde Kinder, aber sie eignet sich viele Fertigkeiten durch Nachahmung an. Die anderen Mädchen und Jungen unterstützen sie auch gerne. "Das war eine interessante Entwicklung", findet die Erzieherin.

"Marie nimmt etwas, aber sie gibt auch viel." Die Vierjährige, die mit Trisomie 21 geboren und wegen eines Herzfehlers schon als Baby operiert wurde und lange Zeit in Kliniken verbringen musste, braucht immer wieder die Unterstützung anderer Kinder oder der Betreuerinnen. Eine "Extrawurst" oder eine besondere Behandlung gibt es für Marie allerdings nicht. Und das ist gut so, wie ihre Entwicklung zeigt.

Sie darf an allen Aktivitäten der Gruppe teilnehmen und lernt auf diese Art ständig dazu. Als sie Anfang 2016 in die Gruppe kam, konnte sie weder gut sprechen noch gut laufen, erinnert sich Garz.

Sie habe sich oft verweigert, wenn ihr die Situation oder die Beschäftigung nicht gefallen hat. Bei Spaziergängen hatte die Gruppe einen Bollerwagen dabei, den nicht nur die Erzieherinnen, sondern auch die Kinder gerne hinter sich herzogen.

Heute ist alles anders. Marie läuft schon ausdauernder. Sie spricht auch mal kurze Sätze. Und sie freut sich über jede Beschäftigung, jedes gemeinsame Spiel und jede Aktivität in der Gruppe. "Sogar der Purzelbaum klappt schon gut", freut sich ihre Erzieherin.

Nie habe es in der Gruppe Probleme oder gar Gerede gegeben, weil Marie "anders" ist. Kinder sind in solchen Dingen sowieso offener und weniger "kopflastig" als die Erwachsenen, meint Garz. Die Kinder kannten das Mädchen ohnehin schon aus der benachbarten Krippe.

Es war von Anfang an selbstverständlich, dass die Behinderung zu Maries Persönlichkeit gehört. Nachfragen kamen ab und zu von den Eltern. An Akzeptanz der Situation mangelte es jedoch nie. Inzwischen hat Marie längst Freundinnen, die einen Besuch bei ihr zu Hause mit ihr ausmachen.

Sabine und Norbert Biersack sind auch sehr dankbar über die gute Aufnahme in der Gruppe. Zum Welt-Down-Syndrom-Tag, der vor einigen Tagen war, besorgte die Familie als Dankeschön Eisgutscheine für alle Kinder. "Wir sind froh und dankbar, dass alles so selbstverständlich ist und Marie so gute Freunde gefunden hat."

Am Anfang sehr besorgt

Das Betreuungsteam pflegt intensiven Kontakt mit Maries Mama und Papa. Besonders am Anfang sei sie etwas besorgt gewesen wegen der Herzerkrankung und habe nicht gewusst, wie viel man Marie zumuten kann, erklärt Garz. Inzwischen ist ein gutes Vertrauensverhältnis entstanden und Eltern und Erzieherinnen wissen, dass sie sich in den wichtigen Fragen ohnehin einig sind.

Marie ist im Kindergarten in der gleichen Gruppe wie ihre ältere Schwester Lilly. Sie hängt ihr jedoch nie am berühmten Rockzipfel. Es reicht ihr, wenn sie Lilly in der Nähe weiß und spielt dann mit ihren eigenen Freundinnen. "Die Kleine ist ein typisches Mädchen", hat die Gruppenleiterin festgestellt.

Kleidung zum Wechseln

Puppenecke, Kuscheltiere und Prinzessin Lillifee mag sie so gerne wie fast alle Gleichaltrigen. Auch ein rosa Kleidchen hat sie gerne an. Im Kindergarten ist immer Kleidung zum Wechseln für Marie. Wenn sie im Freien spielt oder mit Fingerfarben malt, dann vergisst sie sich völlig in der Beschäftigung. "Hinterher ist nicht nur das Bild bunt, sondern auch unsere Marie", lacht Garz.

Auch beim Essen gibt es häufiger Flecken. Die Betreuerinnen haben sich bewusst gegen ein Lätzchen entschieden, auch wenn es oft praktischer wäre. Aber Marie wäre die einzige mit Lätzchen. Da ist es ihnen lieber, das Mädchen zwischendurch umzuziehen.

Der Kindergartenalltag ist etwas anders als in einer Gruppe mit ausschließlich gesunden Kindern. Marie braucht häufiger Unterstützung, beim Gang zur Toilette zum Beispiel. "Das machen wir nebenbei ohne groß darüber zu reden." Wenn in einem Regelkindergarten ein Kind mit Behinderung betreut wird, bekommt die Einrichtung einen anderen Stundensatz für das Personal. Im "Bienenstock" sind an vier Wochentagen drei Betreuerinnen für die 24 Kinder da. Je mehr Personen, desto besser kann man bekanntlich auf solche besonderen Situationen eingehen.

"Marie ist glücklich hier. Das ist für uns und die Eltern die Hauptsache", betont Carmen Garz. Persönliches Wohlbefinden sei gerade bei Menschen mit Behinderung eine große Motivation. Mit Maries Entwicklung ist die Gruppenleiterin sehr zufrieden. Sie habe sich sehr positiv entwickelt und sei auch sozial sehr gut integriert.

Sie gibt lange nicht auf

"Sie lernt jeden Tag etwas dazu, nur etwas langsamer. Und sie gibt lange nicht auf und kann auch damit umgehen, wenn sie etwas nicht schafft." Marie sei eine Bereicherung für die ganze Gruppe, das könne man gar nicht als Last empfinden. "Sie ist ein Strahlekind und lacht jeden an."

Keine Kommentare