Auerbacher Ehepaar erlebte Hurrikan "Irma"

18.9.2017, 17:59 Uhr
Auerbacher Ehepaar erlebte Hurrikan

© Himmelhuber

"Einen solchen Urlaub kann man nicht buchen", sagte Günter Himmelhuber hinterher. Und er hatte am vergangenen Freitag seinen Humor bereits wiedergefunden. "Zum 80. Geburtstag fliege ich vielleicht wieder hin", lachte er. Der Urlaub in Kuba war zu einem Teil von Verwandten und Bekannten finanziert worden, denn Himmelhuber hatte sich zum 70. Geburtstag im April keine Geschenke, sondern Unterstützung für den geplanten Traumurlaub in der Karibik gewünscht. Zwölf Tage der gebuchten zwei Wochen war er tatsächlich ein Wirklichkeit gewordener Traum: Sommer, Sonne, weiße Strände, Hotel-Pool und mehr lassen gewöhnlich das Herz jedes Urlaubers höher schlagen.

Auerbacher Ehepaar erlebte Hurrikan

© Himmelhuber

Doch dann kam Irma. Die berüchtigte Irma. Irma, der Hurrikan. Und aus dem Traumurlaub in Varadero an der kubanischen Nordküste wurde ein banges Lauschen auf den gewaltigen Sturm, der am Ende zahlreiche gebrochene Fensterscheiben, zerfetzte Strandhütten und einen verwüsteten Hotel-Pool zurückließ.

Dass Irma so verheerend wüten würde, war nicht absehbar. Freilich können von Mai bis Dezember immer Hurrikans kommen, weiß Karin Himmelhuber. Kurzfristig erfuhren die Urlauber, dass keine Flugzeuge mehr auf der Insel landen können. Ab dem 6. September kamen daher auch keine neuen Touristen mehr auf die Karibikinsel. Im Hotel gab es Durchsagen, auch ein Vertreter des Reiseunternehmens informierte das Auerbacher Ehepaar. Die kommenden Tage mussten die Himmelhubers im Hotel bleiben und hatten es wesentlich besser als viele andere Urlauber, deren Unterkünfte evakuiert wurden.

Wald als Windschutz

Schon bei der Ankunft hatte der Busfahrer, der Günter und Karin Himmelhuber im Hotel ablieferte, erklärt, dass sie sich für das beste Hotel entschieden hätten. Das Gebäude ist durch einen kleinen Wald besser gegen den Sturm geschützt. Als die ersten Warnungen kamen, hatte das Hotelmanagement — so weit möglich — Sperrholzplatten vor den Fensterfronten aufgebaut. Dies ging aber nur in den unteren Etagen. Als "Irma" mit rund 330 Stundenkilometern wütete, gingen viele Fenster kaputt und Hotelzimmer wurden vom Sturm verwüstet. Durch Decke und Türen kam das Wasser. Zehn Zentimeter Pegelstand im Hotelzimmer waren keine Seltenheit. Dabei war es mit 32 Grad sehr warm. Da im Hotel noch Zimmer frei waren, wurden sogar Urlauber aus evakuierten Hotels und eine Busgruppe einquartiert.

Auerbacher Ehepaar erlebte Hurrikan

© Himmelhuber

Irgendwann war der Strom weg, die Klimaanlage fiel aus. Ein normaler Restaurantbetrieb war unter diesen Umständen natürlich nicht mehr möglich. 27 Stunden verbrachten Karin und Günter Himmelhuber im Zimmer. Das Essen wurde in Form von Sandwiches in Plastiktüten gebracht. Ein kopierter Zettel, der unter der Zimmertüre durchgeschoben wurde, informierte über das richtige Verhalten bei einem Hurrikan. "Wir haben alles befolgt", so Karin Himmelhuber. Die Wertsachen wurden im Safe deponiert. Als sicherster Ort galt in dieser Zeit die Toilette im Zimmer. Der Wind war so stark, dass vier Menschen nötig waren, um zwei Personen aus einem völlig demolierten und sturmumtosten Zimmer zu retten, erzählt das Paar.

Lange war unsicher, wann endlich wieder ein Flug in Richtung Heimat gehen würde. Ausgeflogen wurde nach vorab erstellten Evakuierungslisten. Als der Bus zum Flugplatz eine gute Stunde Verspätung hatte, wurden die beiden Auerbacher wieder unruhig und befürchteten, dass es doch nicht klappen könnte. Glück hatten die Urlauber mit ihrem Reiseveranstalter. Die zusätzlichen Hotelkosten wurden von FTI Touristik übernommen. Andere Reisebüros waren weit weniger großzügig, haben Karin und Günter Himmelhuber erfahren. Am Flugplatz trafen sie Familien, die seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen hatten. Da hatten sie es vergleichsweise gut erwischt, obwohl es nur kalte Sandwiches gab.

Auerbacher Ehepaar erlebte Hurrikan

© Himmelhuber

Mobiltelefon funktionierte

Funktioniert hat fast immer das Mobiltelefon. Mehr als einmal riefen die Kinder an und erkundigten sich, wie es den Kuba-Urlaubern geht. Auch eine SMS mit einer Einsatzmeldung für die Auerbacher Wasserwacht ging – wenn auch einige Stunden verspätet – ein. Witzig war für Günter Himmelhuber auch ein Anruf, der ihn kurz nach der Landung erreichte: "Wann hat der Friseurladen endlich wieder auf? Ich muss dringend zum Haarschneiden!" Tochter Katrin hatte täglich per Aushang auf die unbeabsichtigte längere Schließung des Salons aufmerksam gemacht.

Wer jetzt Lust auf einen Kuba-Urlaub bekommen hat, muss sich auf jeden Fall eine andere Bleibe suchen: Das Hotel Meliá in Varadero machte am 16. September dicht. Bis Ende Dezember wird es saniert.

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