Aus für Freizeitpark "Fränkisches Wunderland"?
24.1.2014, 09:12 UhrBürgermeister Karlheinz Escher hat erfahren, dass Wunderland-Betreiber Ernst Schuster mit dem Gedanken spielt, sich von einem Teil der Fläche zu trennen: Schuster bastle an einem Konzept für eine Ferienhaussiedlung, sagt Escher im Gespräch mit den Nürnberger Nachrichten. Konkretes freilich weiß auch er nicht, denn der Unternehmer hat das ursprünglich für gestern angesetzte Gespräch mit dem Gemeindechef kurzerhand auf nächste Woche vertagt. Macht der Freizeitpark womöglich für immer dicht? "Wir hoffen, dass es weiter geht", sagt Escher.
Doch in Plech ist man auch besorgt vor dem, was kommt. Denn das Fränkische Wunderland sei ein nicht zu unterschätzender "Werbeposten" für den Ort, betont Roland Leuchner in der Verwaltungsgemeinschaft in Betzenstein. Die Einrichtung habe touristische Zugkraft und biete nicht zuletzt Menschen aus der Umgebung Arbeit. Rund 30 Mitarbeiter sind betroffen, wenn zugesperrt wird.
Kommen die Azteken wieder?
Darunter ist eine mexikanische Familie, deren Mitglieder als Saisonarbeiter in der Westernstadt tätig sind und dort in den Sommermonaten Indianer mimen. Die gebürtigen Azteken führten bislang traditionelle Tänze auf und verkauften Geldbeutel oder Rucksäcke aus Leder oder bunte Armbänder. Mit einem Arbeitsvertrag von Schuster in der Tasche haben sie regelmäßig ein Visum für Deutschland erhalten. Ob sie auch heuer wieder einreisen können, ist derzeit offen.
Denn Schuster hält mit seinen Absichten hinterm Berg. Zuletzt sprach er von "Umstrukturierungsmaßnahmen", gestern wollte er sich zur Zukunft des Wunderlandes gar nicht mehr äußern. Klar ist jedoch: Ohne Absprache mit der Gemeinde dürfte sich kaum ein neues Projekt realisieren lassen. Denn der Kommune gehören rund 45.000 Quadratmeter der Parkfläche, die an Schuster verpachtet sind. 65.000 Quadratmeter sind in seinem Besitz.
Pachtvertrag läuft weiter
Sollte auf dem Areal an der Autobahn 9 eine andere Nutzung geplant werden, muss der Gemeinderat erst den Flächennutzungsplan ändern. Der Pachtvertrag mit der Gemeinde Plech wurde zumindest noch nicht gekündigt. Deshalb ist wohl auch im Gespräch, den Freizeitpark weiterzubetreiben, allerdings in einer abgespeckten Version und abzüglich des Grundes für eine Ferienhaussiedlung.
Ob Westernstadt und Achterbahn, Saloon und Café weiter existieren können - auf diese Frage gibt es noch keine Antwort. Einige der Mitarbeiter, vor allem in der Gastronomie, wollen sich der Hängepartie nicht aussetzen. Sie sehen sich bereits für die neue Saison nach einem anderen Betätigungsfeld um.
Modernisierung verpasst
Für die aufmerksame Konkurrenz ist die Entwicklung des Wunderlandes, mitten im Naturpark Fränkische Schweiz, keine Überraschung. Benedikt Graf Bentzel, Geschäftsführer des Erlebnisparks Schloss Thurn in Heroldsbach im Landkreis Forchheim, weißt darauf hin, dass privat betriebene Freizeitparks keine öffentliche Subventionen erhalten und schon deshalb nicht mit Einrichtungen wie etwa dem Nürnberger Tiergarten konkurrieren können. Deshalb müssten sie verstärkt auf innovative Maßnahmen setzen.
In Schloss Thurn mit jährlich rund 200.000 Besuchern sei man zum Beispiel Kooperationen mit einer Spielzeugkette und einem Imbissbetreiber eingegangen. Ende Mai wird, mit Unterstützung aus dem Naturschutzfonds Bayern, ein Fledermauspavillon eröffnet, in dem 300 der nachtaktiven Tiere Unterschlupf finden und so auch von Schulklassen besichtigt werden können.
Als "direkter Nachbar" habe er stets guten Kontakt nach Plech gehabt, sagt von Bentzel. Er habe aber auch gesehen, dass hier die Modernisierung versäumt worden sei. Branchenkenner sprechen davon, dass der Besucherschwund in den vergangenen Jahren hausgemacht sei. Zum Schluss hätten nur noch knapp 90.000 Besucher jährlich den Weg nach Plech gefunden. Gäste hatten immer wieder den schlechten Zustand der 1976 eröffneten Anlage beklagt und sich zudem über geschlossene Buden und Fahrgeschäfte geärgert.
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