Bagger rollen durch den ehemaligen Ort Rauhenstein
8.10.2016, 11:55 UhrAls das Dorf nach einer Erweiterung des Wasserschutzgebietes ab 1970 abgelöst wurde, achtete niemand auf eine ordnungsgemäße Trennung und Entsorgung des Bauschutts. Das war vor rund 50 Jahren nicht üblich. Meist wurden die Gebäude abgebrochen und mit dem Material die Keller verfüllt. Später kam Humus darauf.
Die Verantwortlichen der N-Ergie wollen nun aber genau wissen, was damals einfach unter der Erde verschwand. Schon im vorigen Herbst ließ das Nürnberger Unternehmen in den früheren Ortschaften Fischstein und Oberbrand baggern, in diesem Jahr ist Rauhenstein an der Reihe. „Es fanden sich im Vorjahr Müllablagerungen, unterschiedliche Metallteile und teergestrichene Gruben. Deshalb setzen wir die Sanierung weiter fort“, erklärt Pressesprecherin Heidi Willer. Die N-Ergie setze die Untersuchungen nach Altlasten nun in Rauhenstein und Unterbrand fort. „Diese Gebiete wurden gewählt, weil dort damals Gewerbe ansässig war.“ Auch die diesjährige Maßnahme wurde wieder mit den Behörden abgestimmt.
Eine besondere Herausforderung sind die Überbleibsel des ehemaligen Sägewerkes Fraaß. Am Dienstag hat eine Firma aus Weidensees mit den Arbeiten begonnen. Zunächst wurde die obere Schicht abgetragen. Danach wühlte sich ein Bagger in die Tiefe und beförderte jede Menge Bauschutt, aber auch einige Bauteile aus Metall an die Oberfläche.
Das Unternehmen ist mit mehreren Mitarbeitern, schwerem Gerät und vier Lastwagen im Einsatz. Aufgabe ist es, den Bauschutt der früheren Dörfer auszugraben und abzutransportieren. „Der Schutt kommt —sofern er nicht kontaminiert ist — in die Recyclinganlage“, erklärt Geschäftsführer Lothar Kornburger. Durch Brecher und Siebtechnik wird das Abbruchmaterial so aufbereitet, dass es für Auffüllarbeiten, Stabilisation und Arbeitsraumverfüllung wieder verwendet werden kann.
Wenn Schadstoffe entdeckt werden, muss der Schutt anderweitig entsorgt werden. Lisa Höhn entscheidet, was recycelt werden kann und was auf Deponien gefahren werden muss. Sie hat Geoökologie studiert und entnimmt im Areal täglich Proben und analysiert diese. Immer wieder findet sie Material, das in einem Fachlabor genau unter die Lupe genommen werden soll. Ein Backstein weist zum Beispiel eine bläuliche Verfärbung auf. „Das ist ungewöhnlich“, sagt sie und will wissen, warum dies so ist. Höhns Arbeitgeber, das Geoteam aus Hof, wurde mit der bodenkundlichen Baubegleitung beauftragt.
In Rauhenstein werden die Gebiete rund um das ehemalige Sägewerk und die ehemalige Ockermühle untersucht, die Altlasten sorgfältig analysiert und ordnungsgemäß entsorgt, so Sprecherin Willer. Im Anschluss daran wird die Geländeoberfläche wieder mit einwandfreiem unbelastetem Material hergestellt. Die N-Ergie rechnet damit, dass die Arbeiten etwa bis Ende November andauern werden.
Die Kosten liegen laut Willer bei einem „hohen fünfstelligen Betrag“. Die Untersuchungen und die Entsorgung sind eine Maßnahme für den vorsorgenden Wasserschutz. Bisher messen wir in unserem Wasserschutzgebiet noch keine Effekte der Altlasten, erklärt die Sprecherin. „Aber das Wasser hat ein langes Gedächtnis und wir wollen jedes Risiko für unsere Gewinnung ausschließen.“
Erinnerungen an früher
Wolfgang Meiler hat noch gute Erinnerungen an die Ortschaft, die zum Teil wieder freigelegt wird. „In Rauhenstein war immer etwas los“, erklärt er. Er selbst ist im Wasserwerk aufgewachsen, sein Vater arbeitete für die damalige EWAG.
Die Großeltern hatten in Rauhenstein einen Laden mit Bäckerei, wo der junge Wolfgang viel Zeit verbrachte. Er erinnert sich auch noch an das Dorfwirtshaus Holzmann, an das Feuerwehrhaus und das Kühlhaus. Als Meiler jung war, bildeten die Orte Ranna, Lehnershof, Rauhenstein und Russhütte die Gemeinde Ranna. Bürgermeister Winter hatte seine Kanzlei in Rauhenstein. In seinem Büro stand auch lange Zeit das einzige Telefon des Ortes. Der heutige Ortssprecher aus Ranna sieht auch das Sägewerk und das daneben liegende Wohnhaus noch deutlich vor sich.
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