Banker wegen Verdachts der Untreue in U-Haft

18.06.2019, 23:26 Uhr
Banker wegen Verdachts der Untreue in U-Haft

© Foto: Manfred Scherer

Informationen dieser Zeitung über eine Durchsuchung in der Bank bestätigte am Montagabend ein Polizeisprecher zunächst mündlich auf Anfrage. Im Büro von L. suchten die Beamten nach Beweismitteln. Auch das Haus, in dem seine Familie wohnt, wurde durchsucht. Der Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Emtmannsberg bestätigte, "sich von Vorstand Stefan L. getrennt" zu haben. Aufsichtsrats-Vorsitzender Stefan Preiß: "Wir haben mit Herrn L. einen Aufhebungsvertrag geschlossen.

Anlass sind Unregelmäßigkeiten bei Bewertungen und Kassenführung in unserem Hause, die im Rahmen der Jahresabschlussprüfung aufgedeckt wurden. Nach Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten haben wir Strafanzeige gestellt." Die Bank wolle die Ermittlungen "vollumfänglich unterstützen".

In einer Presse-Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft heißt es, der 50-jährige sei verdächtig, seit dem Jahr 2017 das Geld aus dem Vermögen der Bank veruntreut und für sich verwendet zu haben. Um dies geheim zu halten, habe er die Bankbuchführung verschleiert und Kontoauszüge manipuliert. Am 14. Juni nahmen Kriminalbeamte den Mann fest und durchsuchten dessen Wohnanwesen sowie die betroffene Bank.

In der Bank beschlagnahmten die Ermittler in dem Büro des Beschuldigten Unterlagen und Computer. Laut Polizeisprecher Czech wird das Verfahren von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Hof geführt.

Stefan L. ist einer von zwei Vorständen der Emtmannsberger Bank. Sein Name ist mittlerweile aus dem Impressum des Kreditinstituts gelöscht. Dass der Beschuldigte seines Postens enthoben wurde, bestätigte auch Emtmannsbergs Bürgermeister Thomas Kreil, der ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Bank ist, auf Nachfrage. Der Verdacht auf die mutmaßlich kriminellen Vorgänge in der Bank sei durch interne Prüfung in der Bank bekannt geworden, die Bank habe Anzeige bei den Ermittlungsbehörden erstattet, sagte Kreil.

Zur genauen Höhe der mutmaßlich veruntreuten Gelder nannten weder die Polizei noch der Vorstandsvorsitzende zunächst konkrete Zahlen. Der geschäftsführende Vorstand Jan Kalbitz erklärte am Dienstagmorgen: "Die genaue Summe steht tatsächlich noch nicht fest."

Offenbar ist auch noch nicht endgültig klar, wohin das Geld umgeleitet wurde. Alles werde derzeit überprüft: Immobilien, Konten, Fahrzeuge.

Der Vorstandsvorsitzende Kreil und der Vorstand Kalbitz erklärten zudem, sie seien von den Ermittlungsbehörden dringend gebeten worden, mit Informationen aus ermittlungstaktischen Gründen noch zurückhaltend zu sein.

Ursprünglich hatte der Bankvorstand geplant, im Interesse der Anleger, Mitglieder und Kunden mit den Vorgängen "transparent und offensiv" umzugehen, sprich: eine detaillierte Erklärung zu dem Fall zu veröffentlichen. Diese Maßnahme, die den Gerüchten, dem Gerede und einem damit einhergehenden Vertrauensverlust entgegen wirken sollte, müsse nun noch ein paar Tage zurückgestellt werden.

Geld der Kunden ist sicher

Dann könne man womöglich klarer sehen, ob und wie viel von dem veruntreuten Geld gesichert werden könne. Dennoch, so betonten Kreil und Kalbitz: Die Einlagen und Gelder der Mitglieder und Kunden seien nicht gefährdet, das Risiko eines möglichen Verlustes sei über genossenschaftliche Sicherungseinrichtungen zu 100 Prozent gedeckt.

Der beschuldigte Bankvorstand Stefan L. ist Familienvater und galt als äußerst beliebter Mann, sowohl bei Kollegen als auch bei Kunden. Die geschädigte Bank veröffentlichte im Jahr 2018 eine Bilanzsumme von 67 Millionen Euro. Sie hat rund 3000 Kunden.

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