Begeisterung für Briefwahl ist in Pegnitz und Umgebung ungebrochen
12.10.2018, 11:42 UhrIn Pottenstein waren es Mitte der Woche über 800 Bürger, die die Briefwahlunterlagen für die Landtagswahl am kommenden Sonntag beantragt hatten. Dies entspricht 22 Prozent der Wahlberechtigten. "Wer einmal Briefwahl gemacht hat, wird es beibehalten", sagt Gerhard Thiem-Förster, der Geschäftsleitende Beamte der Stadtverwaltung.
Die Leute könnten in Ruhe die Kandidaten auswählen und seien nicht darauf angewiesen, am Sonntag im Wahllokal zu erscheinen. "Die Tendenz ist steigend. Der nächste Schwung kommt bei der nächsten Kommunalwahl", vermutet Thiem-Förster.
Noch etwas höher ist der Anteil der Briefwähler in Hollfeld: rund 30 Prozent. "Die Wähler können die Stimmzettel auf dem Küchentisch ausbreiten und in Ruhe durchlesen", sagt Heike Blume, die für die Wahl Verantwortliche. In Aufseß und Plankenfels liegt die Zahl der Briefwähler bei jeweils bei 25 Prozent. "Ich nehme an, dass sie noch etwas höher wird", so Blume.
Für die Verwaltungsgemeinschaft Betzenstein-Plech organisiert Geschäftsstellenleiter Roland Leuchner die Landtagswahl. Bis Mitte der Woche hatten in Betzenstein 25 Prozent der rund 3000 Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen angefordert und in Plech 20 Prozent. Woher kommt dieser Unterschied?
"In Plech sind die Wahllokale fußläufig erreichbar", so Leuchner. In Betzenstein müssten die Wähler meist ins Auto steigen, um ihr Kreuze zu machen. Etwa diejenigen, die zum Wahllokal nach Riegelstein müssen. Er geht davon aus, dass die Zahl der Briefwähler in Richtung 30 Prozent geht — ähnlich wie bei der vergangenen Landtagswahl.
In Auerbach stimmen bisher 1578 (23 Prozent) der 6825 Wahlberechtigten in den eigenen vier Wänden ab. Vor fünf Jahren waren es 1888. "Die Briefwahl ist einfacher geworden. Man muss es nicht mehr so begründen wie früher", sagt Petra Kraus von der Stadtverwaltung. Zudem sei es in Auerbach möglich, die Briefwahlunterlagen online zu beantragen. "Das wird gut angenommen. Die Leute müssen nicht mehr ins Rathaus kommen, sondern bekommen die Unterlagen mit der Post zugeschickt", sagt Kraus.
In der Gemeinde Ahorntal ist Dietmar Linhardt zuständig für die Wahl. Von den 1750 Stimmberechtigten haben bisher 593 Briefwahlunterlagen beantragt. "Das sind mehr als bei der Landtagswahl vor fünf Jahren. Ich gehe davon aus, dass weitere dazukommen", so Linhardt. Dass man keinen Grund mehr angeben muss, weshalb man per Briefwahl abstimmt, sei vermutlich der Grund dafür.
Doch er weist darauf hin, dass die Abstimmung zu Hause nicht ganz unproblematisch ist. "Es besteht die Gefahr, mehr Fehler zu machen." Immerhin gebe es vier Stimmzettel, zwei für die Landtagswahl und zwei für die Wahl zum Bezirkstag.
Die Stimmzettel unterscheiden sich zwar farblich, aber wichtig sei es, sie in den richtigen Umschlag zu stecken. "Es können mehrere Fehlerquellen entstehen", betont Linhardt. Er nennt ein Beispiel: "Alle sitzen am Küchentisch, und dann wird eingepackt. Aus Versehen werden Stimmzettel beim Anderen mit reingelegt." Die Folge: Die Stimmen sind ungültig.
Was auch passieren könne ist, dass jemand aus Versehen Kaffee auf seine Stimmzettel tropfen lässt. Dann werde beim Auszählen erkannt, wer wie abgestimmt hat. Und manche Briefwähler vergessen schließlich ihre Unterschrift. "Ehrlich gesagt, man sollte doch rausgehen und im Wahllokal seine Stimmen abgeben", sagt Linhardt.
In der Verwaltungsgemeinschaft Königstein beträgt der Anteil der Briefwähler derzeit zirka 25 Prozent. "Gegenüber der Landtagswahl 2013 beträgt die Veränderung in Königstein zirka fünf Prozent mehr Briefwähler, in der Gemeinde Hirschbach etwa zehn Prozent mehr mehr", so Edeltraud Pirner von der Verwaltungsgemeinschaft.
Der Trend zur Briefwahl habe verschiedene Gründe: Unabhängigkeit am Wahltag, viele Bürger verreisen und der Stimmzettel könne zu Hause in Ruhe angeschaut werden und die Stimmvergabe überlegter gemacht werden.
In Creußen haben 942 (23,95 Prozent) der Stimmberechtigten Briefwahlunterlagen angefordert. Die Zahl der Briefwähler lag bei der Landtagswahl 2013 bei 22,92 Prozent.
In Schnabelwaid haben 148 (19,07 Prozent) der 776 Stimmberechtigten Briefwahlunterlagen beantragt. Vor fünf Jahren waren es 147 Briefwähler (18,24 Prozent).
In der Marktgemeinde Neuhaus gibt es 2205 Wahlberechtigte. 754 (34,2 Prozent) von ihnen haben sich für die Briefwahl entschieden. Bei der vergangenen Landtagswahl waren es 31,91 Prozent. "Durch die Briefwahl können die Wähler zu Hause in Ruhe ihre Stimmzettel anschauen und die Kandidaten wählen, und es sind auch keine gesetzlichen Einschränkungen gegeben", erklärt Helga Kammerer vom Wahlteam der Marktgemeinde Neuhaus.
Die Stadt Pegnitz meldete Mitte der Woche eine Briefwählerbeteiligung von 24,28 Prozent — ein Prozent mehr als bei der letzten Landtagswahl. "Es können aber noch ein paar mehr werden", glaubt der Geschäftsleitende Beamte Herbert Lauterbach. Aufgrund dieser Menge ist die Zahl der Briefwahlbezirke von drei auf vier erhöht worden. Auch Lauterbach begründet die Zunahme der Briefwähler mit der "bedingungslosen Freigabe sämtlicher Hürden" durch den Gesetzgeber. Man müsse nicht mehr begründen, weshalb man nicht persönlich zur Wahlurne kommen kann.
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