Berühmt für Wasserfall und Bewirtung
11.4.2012, 00:00 UhrBerühmtheit erlangte der Toos durch die Beschreibung des Kanzleiinspektors Johann Georg Köppel, der 1793 schrieb: „Bei der Thoosbrücke scholl mir heftiges Getöse der wild brausenden Aufseß entgegen, die sich hier mit schäumender Wut über ein Meer von Felsentrümmern in die Wisent stürzt“. Joseph Heller beschreibt die Gegend in seinem Reiseführer von 1829 folgendermaßen: „Nahe am Wasserfall ist eine steinerne Brücke über die Aufseß die Toosbrücke genannt, es führet darüber die Straße von Muggendorf nach Weischenfeld und daneben ein 1830 erbautes Wirthshaus, in welchem (...) gutes Bier und der Schlüssel zu der Riesenburg zu haben sind. Nach einer Rabenecker Sage wird dieser Toos auch ‚das Freiwasser‘ genannt. Es soll ein Burgfräulein einen Handschuh von der Burg (Rabeneck, die Red.) herab in das Wasser haben fallen lassen mit der Äußerung soweit dieser Handschuh schwimmt, solle das Freiwasser frey seyn. Um 1820 wurde dasselbe als herrenloses Eigenthum vom königl. Aerar verkauft“.
Damit lag Heller ziemlich nah an der Wirklichkeit. Im Intelligenzblatt des Obermainkreises vom 9. Januar 1821 steht zu lesen: „Das sogenannte untere Forellenwasser in dem Wiesentfluß zu Rabeneck, welches bei der dasigen Mühle anfängt und sich bei dem Wasserfall Toos genannt entlediget, wird Donnerstag am 8. Februar des Jahres, bei dem unterzeichneten (Schönborn’schen, die Red.) Domainen- Amt auf mehrere Jahre, der weiteren Verpachtung ausgesetzt.“
Ein Naturwunder
Für den Kemptener Universitätsprofessor Anselm Cammerer gehörte der Dooser Wasserfall sogar zu den „Naturwundern des Königreiches Bayern“. Er schreibt im gleichnamigen Buch von 1832: „Der Wasserfall Doos oder Toos, so nennt man den schönen Wasserfall, welchen die Wiesent gleich nach ihrer Vereinigung mit der Aufseß über einige Felsen herab bildet. Er befindet sich 3/4 Stunden von Muggendorf entfernt und wird von allen Freunden hehrer Naturszenen eifrig besucht“.
Karl Immermann schreibt den Wasserfall in seinen „Schriften“ von 1843 „erotisch“: „Da vereinigt sich die Wiesent mit einem andern Bergbächlein der Aufseß und dann stürzen beide wie Knabe und Mägdlein die in ihrer Wonne des Weges und des Falles nicht achten, ein paar Felsen hinunter, und diesen Wasserfall nennen sie den Toos“. Irgendwann nach 1843 kamen geschäftstüchtige Bauern aus Engelhardsberg auf die Idee, den durch ein Hochwasser frei geschwemmten Tuffstein des Wasserfalls als Baumaterial für die Gewölbedecken in den Kuhställen zu verwenden. Im Saugendorfer Gasthaus ist solch ein Tuffgewölbe noch heute zu sehen.
Über den einstmals vier Meter hohen Wasserfall schreibt deshalb 20 Jahre später der Gößweinsteiner Verkehrsverein in seinem Reiseführer „zu den schönsten Plätzen“ bedauernd: „Die Toosmühle, einst durch ihren leider nunmehr durchgerissenen (abgebauten) Wasserfall bekannt (...) ist jetzt nur noch durch seine liebliche Lage und die Freundlichkeit der sehr gesprächigen Wirthin und ihrer guten Erfrischungen zu empfehlen“.
Neben dem Dooser gibt es noch einen weiteren Wasserfall in der Fränkischen Schweiz, im Trubachtal, genauer in Äpfelbach. Aber der liegt fast genauso versteckt wie der im Wiesenttal und ist auch in etwa genauso hoch.
Stets ein Grenzort
Der Ort Doos liegt nicht nur fast im Mittelpunkt der Fränkischen Schweiz, er ist auch Grenzort seit dem Mittelalter. Der Fluss Aufseß trennte das Bistum Bamberg von der Nürnberger Markgrafschaft, am Bach entlang verlief die Fraischgrenze des Amtes Waischenfeld und seit 1972 auch die Grenze der Gemeinde Wiesenttal zur Gemeinde Waischenfeld sowie die Grenze der Landkreise Bayreuth und Forchheim.
Im Lehenbuch des Bischofs Rotenhan kommt schon im Jahre 1449 der Name Toos (für den Wasserfall) erstmalig vor. Dorothea Fastnacht hat in ihrem Flurnamenbuch des Altlandkreises Ebermannstadt weitere Belege für das Jahr 1506 aufgeführt. 1830 wird erstmals das „neu erbaute Gasthaus“ erwähnt, wofür Georg Heinlein (er heiratete die Tochter des ehemaligen Besitzers Adam Martin) 1840 eine Bierschankkonzession beantragte. Eine Poststation gesellte sich dazu, weil die Kutschen den steilen Berg nach oder von Muggendorf (die Bayreuther Chaussee genannt) erklimmen mussten und daher Pferdewechsel angebracht war.
Bekannte Sommerfrische
Um 1880 sind die ersten „Fremdenzimmer“ anstelle der alten Scheune errichtet worden, 1920 kam eine Wasserturbine dazu, die den Strom lieferte und ab 1936 sogar ein eigenes Schwimmbad mit Liegeterrasse beheizte. Das Hotel Doos entwickelte sich zur „Sommerfrische“, in der berühmte Gäste abstiegen.
Der englische Politiker Sir Stephen King-Hall beispielsweise, der von hier aus regelmäßig die Bayreuther Festspiele besuchte oder der Franzose Charles Ritz, Chef des weltberühmten gleichnamigen Pariser Hotels, der in Doos mit namhaften Experten das „Fliegenfischen“ diskutierte und ausprobierte. Wegen Admiral Walter Campbell ließen die Heinleins extra einen Steg über die Aufseß bauen, den auch der englische Botschafter in Deutschland, Sir Christoph Steel häufig nutzte.
1992 übernahm SECA, eine sozialtherapeutische Einrichtung für chronisch Abhängige das beliebte Ferienhotel und betreut hier seitdem Kranke — und viele Wanderer, die im Sommer von oder zur Kuchenmühle im autofreien Aufseßtal unterwegs sind.
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