BLLV-Kreisvorsitzender: " Es wurde immer nur reagiert"
12.1.2021, 17:49 UhrNach der Video-Konferenz der Kultusminister wurde die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz und brandenburgische Bildungsministerin, Britta Ernst, in einer Mitteilung so zitiert: "Die Kultusministerkonferenz bekräftigt die große pädagogische Bedeutung des Präsenzunterrichts für die Schülerinnen und Schüler. Wenn sich in den Ländern Spielräume für Lockerungen ergeben", die Inzidenzwerte sinken, sollten die Grundschüler und die unteren Jahrgänge "als Erstes wieder die Schule besuchen können. Für die Abschlussklassen sollen mit Blick auf die Abschlüsse und Prüfungen weiterhin Ausnahmen vom Distanzunterricht möglich sein."
"Wir sind auf alles vorbereitet", sagte zu Beginn der Woche auf Anfrage Chris Ströhla, stellvertretender Schulleiter am Richard-Wagner-Gymnasium (RWG). Ströhla bezieht ausdrücklich die anderen vier Gymnasien mit ein, wenn er eine gute Vorbereitung auf jedes denkbare Szenario – "Distanzunterricht, Wechselunterricht, alle da oder nur einzelne Klassen" – nennt. Denn die Konzepte hätten die Schulen alle seit September in der Tasche gehabt: "Wir sind im Dezember nur vom Kultusministerium ausgebremst worden, wir hatten nicht damit gerechnet, dass man so kurz vor den Ferien auf Distanzunterricht schwenkt." Am RWG, beispielsweise, sei man "nicht von Mebis abhängig, wir haben eine eigene Cloud, ein eigenes Video-Konferenz-System". Dennoch, sagt Ströhla, werde es "spannend, wie es weitergeht. Wichtig ist in jedem Fall die soziale Interaktion." Um die Schüler bei der Stange zu halten, um zu verhindern, dass nicht nur Kinder aus sozial schwächeren Schichten "verloren gehen, abtauchen in eine Art Ferien-Modus". Ströhla hätte einen anderen Vorschlag gehabt: Distanzunterricht für eine "überschaubare Zeit von eineinhalb Wochen, dann über Wechselunterricht zurück zur Normalität".
Wie Ströhla, forderte auch der Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrer-Verbands (BLLV), Bernd Zimmermann, frühzeitige und verlässliche Aussagen aus München, damit sich Schulen und Eltern auf das Vorgehen einstellen können. "Klare Vorgaben sind nötig. Nicht erst wieder am Sonntagabend, damit auch die Eltern Bescheid wissen. Man braucht einen Vorlauf, um sich einrichten zu können", sagt Zimmermann. Dass man in Bayreuth und im Landkreis bei Inzidenzwerten von jenseits der 200 "wohl kaum an Präsenzunterricht denken" könne, verstehe sich von selbst. "Ein Armutszeugnis" sei, wie der Freistaat mit dem Schutz von Lehrern umgehe: "Zwei Schutzmasken von der Staatsregierung" seien dürftig, "wir als Verband geben unseren aktiven Mitgliedern ab Montag noch je drei FFP-2-Masken aus".
Obwohl die Pandemie schon seit März andauere, gebe es noch zu viele Ungereimtheiten, rügt Zimmermann. "Es wird immer nur reagiert, man hätte seit den Sommerferien genug Zeit gehabt, um alles vorzubereiten." Nicht nur Mebis bleibe ein holpriges System, man habe die Schulen zu lange hängenlassen, was die Nutzung des Systems MS Teams angehe. "Viele haben jetzt – wo es weitergenutzt werden kann – schon eigene Lösungen." Auch die Frage der Rechner-Ausstattung bleibe für die Sachaufwandsträger problematisch: "Sie befinden sich in der blöden Situation, dass es über europaweite Ausschreibungen laufen muss." Das verkompliziere und verlängere den Bestellprozess deutlich. "Die Regierung ist in der Pflicht, das zu ändern."
Weil es zu lange dauern würde, den Lehrplan auf die Situation anzupassen, habe das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB/München) Brücken gebaut, die Lerninhalte im Distanzunterricht zu entschlacken und neue Schwerpunkte zu setzen, sagt Petra Rauh, die stellvertretende Leiterin der Staatlichen Schulämter für Stadt und Landkreis Bayreuth. Es gebe Empfehlungen für die Kernfächer, welcher Inhalt zwingend, welcher verschiebbar sei und welcher reduziert werden könne.
Die aktuellen Zahlen der von Corona betroffenen Lehrer und Schüler sind überschaubar. "Eine Lehrkraft im Landkreis ist positiv getestet, ebenso wie elf Schüler in Schulen im Landkreis. In der Stadt wissen wir von keinem positiven Fall unter den Lehrern an Grund- und Mittelschulen. Es sind auch derzeit nur fünf Schüler betroffen." Egal, wie der von Kultusminister Piazolo angekündigte Sonderweg aussehen werde: Für die Eltern, weiß Rauh, werde es durchaus "wieder eine Herausforderung, gerade in der Grundschule einen Wechselunterricht mit Beruf und Haushalt" unter einen Hut zu bringen. "Das wissen die Lehrer auch."
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen