Brennende Hänge: So war die Nankendorfer Lichterprozession

1.1.2018, 14:54 Uhr
Auch wenn das Wetter gar nicht zur winterlichen Prozession passen wollte, war der Gottesdienst sehr harmonisch und lockte wieder viele Besucher an.

Auch wenn das Wetter gar nicht zur winterlichen Prozession passen wollte, war der Gottesdienst sehr harmonisch und lockte wieder viele Besucher an.

Der letzte Gottesdienst der "Ewigen Anbetung" in der überfüllten Pfarrkirche St. Martinus, der so genannte "Beschluss", dauerte diesmal jedoch etwa eine gute halbe Stunde länger als sonst. Erst gegen 17.30 Uhr setzte sich daher der Prozessionszug in Bewegung. Die Temperaturen waren schon fast frühlingshaft und was auch diesmal wieder fehlte war der Schnee. Die deshalb guten Straßenverhältnisse locken daher auch Besucher von weiter weg an. So waren viele Autokennzeichen aus dem Großraum Nürnberg am Straßenrand bis kurz vor Waischenfeld abgestellt, andere kamen aus der Oberpfalz oder aus Kulmbach oder Bamberg.

Seit mindestens 15 Jahren ist Uwe Dressel aus Waischenfeld als Zuschauer so zu sagen schon "Stammgast" bei am Silvesterabend in Nankendorf. Er wanderte diesmal über den Bergweg nach Nankendorf, während seine Frau den Geh- und Radweg an der Staatsstraße nahm der gut frequentiert und mit Fackeln beleuchtet war. "Die vielen Lichter sind eine wunderbare Einstimmung auf den Silvesterabend", sagt Dressel. Wichtig ist ihm aber auch der religiöse Hintergrund der Prozession selbst. Die Dressels feierten dann mit Freunden zuhause Silvester in kleinem Kreis.

Begeisterte Erstbesucher

Brennende Hänge: So war die Nankendorfer Lichterprozession

© Thomas Weichert

Waltraud Gschwandtl aus Rednitzhembach und Willi Eichhorn aus Roth waren das erste Mal dabei und machten mit ihren Wohnmobilen Station in Waischenfeld. Am Tag zuvor hatten sie den Bericht vom letzten Jahr im Fernsehen gesehen. Live dabei waren sie in den letzten zehn Jahren auch schon bei den Lichterprozessionen in Pottenstein, Obertrubach und Gößweinstein. Für Waltraud Gschwandtl sind die Lichter in Nankendorf eine "alternative und nicht alltägliche Silvesterfeier."

"Wir wissen aber auch dass das Ganze einen religiösen Hintergrund hat", sagt Willi Eichhorn der die Fränkische Schweiz sehr gut kennt. Letztes Jahr unternahm er mit Freunden eine Rundwanderung vor Breitenlesau aus und machte mit seinem Wohnmobil Station bei der Brauerei Krug. Den Frankenweg ist er auch schon ganz gelaufen. "Da lernt man auch die Fränkische Schweiz sehr gut kennen", sagt Eichhorn. Das zweite Mal an Silvester nach Nankendorf gekommen waren Christian und Eva-Maria Mauerer aus Bayreuth mit ihren beiden Söhnen Christoph und Johannes. "Das erste Mal war für uns so faszinierend dass wir nun ein zweites Mal hergekommen sind", sagt Mauerer.

Volles Haus

Brennende Hänge: So war die Nankendorfer Lichterprozession

© Thomas Weichhert

Eigentlich wollten die Mauerers am letzten Gottesdienst vor der Prozession teilnehmen. Doch in der Kirche war kein Platz mehr. Für die Mauerers ist die Lichterprozession in Nankendorf im Gegensatz zum überlaufenen "Lichterfest" in Pottenstein am 6. Januar noch ein Geheimtipp. "Und dies noch im Sinne eines guten religiösen Volksglaubens", so Christian Mauerer. Ein wenig Kommerz gibt es aber inzwischen auch in Nankendorf. Denn eine der örtlichen Bäckereien bietet seit drei Jahren mit ihren Ständen Bratwürste, Gebäck, Glühwein und Bier an. Vereinzelt werden auch ein paar Silvesterraketen gezündet, was an Silvester nicht zu verhindern ist.

Berthold Görl und Stephan Stöckel aus dem Nachbarort Löhlitz waren auch diesmal wieder die Vorbeter im Prozessionszug, bei dem Pfarrer Pater Rajhes Lugun zum zweiten Mal das Allerheiligste unter dem Baldachin durch den Ort trug. Alle örtlichen Vereine, die Schützen aus Nankendorf und Löhlitz, die Feuerwehren aus diesen beiden Orten und die Soldatenkameradschaft Nankendorf-Löhlitz waren im Zug mit Fahnenabordnungen vertreten.

Gesammeltes Wachs

Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) hatte die Amtskette angelegt und wurde von seinen Stellvertretern Thomas Thiem (CSU) und Kurt Neuner (BBN) und zahlreichen Stadträten begleitet. Schon das ganze Jahr über haben die Nankendorfer Haushalte Wachsreste gesammelt, der größte Teil des Tropfwachs und der Kerzenreste stammt aus der Basilika in Gößweinstein.

Um 3000 solcher Wachslichter herzustellen werden etwa 20 Zentner Kerzenwachs benötigt, dies sind rund 40 Säcke voll, die das Jahr über gefüllt werden müssen. Eine Arbeit, mit der man in Nankendorf das ganze Jahr über beschäftigt ist, um an Silvester dann diesen einmaligen Lichterzauber bieten zu können. Die Organisation mit rund 100 Helfern, auch aus der Nachbarortschaft Löhlitz, habe reibungslos geklappt. In Nankendorf ist der Silvestertag der Tag der Abschlussprozession der Ewigen Anbetung, und der Höhepunkt des Kirchenjahres. 

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