Chor der Pegnitzer Kantorei umschifft Klippen
3.4.2017, 19:54 UhrZu Recht. Nach dem Schicksalslied und dem Requiem von Johannes Brahms nicht zu applaudieren, wäre des Komponisten nicht würdig. Schicksalslied. Im Oktober 1871 schreibt Brahms an den Dirigenten Karl Reinthaler: "... Ich sage ja eben etwas, was der Dichter nicht sagt, und freilich wäre es besser, wenn ihm das Fehlende die Hauptsache gewesen wäre... "
Auf eigene Art interpretiert
Brahms interpretiert die Hölderlin- Vertonung in seiner Komposition nicht nur auf seine eigene Art und Weise, sondern bezieht mit seiner Musik auch Opposition zum Dichter. Das, was Brahms als "das Fehlende" bezeichnet, ist die Spannung zwischen menschlichem Leiden und seligem Frieden. Mit der Wiederholung der Orchestereinleitung am Schluss des Werkes setzt der Komponist ein Zeichen hin zur Erlösung, zu Frieden zwischen Gott und den Menschen; ein sehr tröstliches Zeichen.
Sehr stimmig also, das Jörg Fuhr Schicksalslied und Requiem zusammen zur Aufführung bringt. Ist doch das Requiem ein Werk nicht nur von transzendentaler Schönheit, sondern vor allem eine Komposition von tiefer Menschlichkeit, die allerdings auch die Brahm’sche Ambivalenz hinsichtlich Kirche und christlichem Glauben zum Ausdruck bringt.
Uraufgeführt am Karfreitag des Jahres 1868, zeigte sich, dass der Komponist zu einer Ebene gefunden hatte, auf der er inhaltlich und formal neue Wege beschritt. Hier hatte er Bibelworte frei ausgewählt, ohne sich liturgischen Formen zu unterwerfen.
Als sein Ziel nannte er es, "... die Menschen, die Leid tragen, sollen getröstet werden...". Fuge, Kontrapunkt, Lied, Wechselgesang, ältere protestantische Chormusik, hier finden sie zusammen, ergeben nicht nur ein in sich geschlossenes Werk, sondern schaffen es auch, transzendentales Losgelöstsein und Trost der Menschen zu vereinen.
Veritables Konzertergebnis
Obwohl geschwächt durch Krankheit und Verletzungen, erzielte Jörg Fuhr, der die Gesamtleitung innehatte, zusammen mit der Kantorei und der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach sowie den Solisten Saskia Kreuser (Sopran) und Tobias Freund (Bass) ein veritables Konzertergebnis.
Die Sopranistin makellos schön, glockenhell und glasklar, der Bass profund, auch als Stütze vor allem für das Orchester, dass ganz unerwartet etwas hinter der Leistung zurückblieb, die es im Jahr 2008, ebenfalls mit dem Brahm’schen Requiem ablieferte, und qualitativ dem Chor den Vorrang überließ.
Und so lobte Jörg Fuhr am Ende der Vorstellung zu Recht seine Sängerinnen und Sänger, die bei diesem Werk doch einige Klippen zu umschiffen hatten. Das Publikum würdigte die Gesamtleistung zu Recht mit lang anhaltendem Applaus.
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