Creußen: Eltern ziehen Konsequenz aus Hort-Streit

28.4.2016, 16:00 Uhr
Creußen: Eltern ziehen Konsequenz aus Hort-Streit

© Foto: Frauke Engelbrecht

Ende Februar hatte eine Äußerung bei einer Info-Veranstaltung über die Buchungszeiten für Unmut bei vielen Eltern gesorgt. Es hieß, um die Kernbuchungszeiten künftig besser einzuhalten und sogenannte Luftbuchungen zu vermeiden, müssten alle Kinder von Montag bis Freitag im Hort bleiben. Auch von einer Platzkündigung, sollten Eltern sich nicht entscheiden können, war die Rede gewesen. Der Abend sei unglücklich gelaufen, hatte Schoenauer damals gesagt.

Es blieb erst einmal alles beim Alten und ein neuer Elternabend wurde einberufen. Verschiedene Modelle stellt die Trägerseite vor – einer kam am besten an. So können die Kinder ab September um 14 Uhr und dann erst wieder ab 15.30 Uhr fließend abgeholt werden. Am Freitag ist die Abholung um 12.30 Uhr möglich. Bei einer Tendenz-Abstimmung hatten sich 35 Personen für diese Variante ausgesprochen. Mittlerweile hat auch der Kirchenvorstand der Lösung zugestimmt.

Sinnvollere Programme

„Es hat pädagogische Gründe, dass wir uns so entschieden haben“, sagt Schoenauer. Das Personal könne anders keine sinnvollen Angebote durchführen, wenn ständig Kinder geholt würden. Auch die Hausaufgabenbetreuung leide darunter. Es habe aber trotzdem noch Forderungen nach einer externen Ferienbetreuung gegeben. „Aber das können wir nicht leisten, haben nicht das Personal, neben den regulären Hort-Kindern noch zusätzlich eine Ferienbetreuung anzubieten“, stellt der Dekan klar. Hier wäre dann die Stadt gefragt.

Auch Elternbeiratsvorsitzende Christine Stolte ist mit der getroffenen Entscheidung zufrieden. „Diese Lösung hat bei den Eltern Anklang gefunden, weil es die meisten Bedürfnisse unter einen Hut bringt“, sagt sie. Manche Eltern würden aufgrund ihrer Arbeitszeiten den Hort gar nicht brauchen, ihnen würde die Mittagsbetreuung bis 14 Uhr reichen.

Da sei aber eben keine Ferienbetreuung automatisch mit dabei und die würden die Familien eben überwiegend brauchen.

„Ich sehe momentan noch keinen Handlungsbedarf“, sagt Bürgermeister Martin Dannhäußer. Man habe eine Bedarfsumfrage unter jungen Familien gemacht, die aber noch nicht ausgewertet ist. Rund ein Drittel der Fragebögen sei zurückgekommen. Zur Ferienbetreuung werde man mit dem Träger Gespräche führen. Dann-häußer verwies aber darauf, dass es in den Sommerferien zum Beispiel verschiedene Angebote der Kirchengemeinde gebe.

Meinungen der Eltern

„Die neuen Abholzeiten alleine hören sich erst einmal gut an“, sagt Kerstin Hartmann aus Bühl. Sie hat zwei Kinder im Hort. Man müsse aber bedenken, dass mindestens 15 Stunden pro Woche gebucht werden müssen. Das heißt: Wird das Kind zweimal die Woche um 14 Uhr abgeholt, muss es an den anderen Tagen länger bleiben. Es gebe zwar das Angebot, mit der Leitung eine Zehn-Stunden-Regelung zu vereinbaren, gezahlt werden müsse trotzdem für 15. Die neue Regelung sei gerade für Teilzeitmütter schlecht. Hartmann hat mal überschlagen, für ihre beiden Kinder zahlt sie bei einer Mindestbuchungszeit von drei bis vier Stunden plus zwei Mittagessen – diese müssen pro Woche mindestens bestellt werden – plus Ferienbetreuung. Hier müssen sechs bis sieben Stunden gebucht werden: rund 2400 Euro im Jahr. „Das ist viel Geld“, sagt Hartmann. Eigentlich würde ihr die Mittagsbetreuung ausreichen. Hier fallen 45 Euro monatlich für das erste Kind an, 35 Euro für das Geschwisterkind. Aber es gibt eben keine Ferienbetreuung und kein Mittagessen. Das sei bis vor einem Jahr, als eine dritte Hortgruppe eröffnet wurde, noch anders gewesen.

Zur Bedarfsumfrage der Stadt stellt Hartmann fest, dass der Fragebogen Ende Januar, nach dem Infoabend zu den Öffnungszeiten, verschickt wurde. Zurückgesandt werden sollte er bis 20. Februar. „Da war ja noch alles offen, es gab noch keine neue Regelung und viele Eltern waren verunsichert. Kein Wunder, dass es nur so wenig Rücklauf gab“, sagt die Mutter.

Was sie bei der Umfrage völlig vermisste, war die Ferienbetreuung sowie die anfallenden Kosten für die verschiedenen Buchungszeiten. Und Hartmann ist mit ihrer Kritik nicht allein. Mit 50 Unterstützern hat sie nun einen Brief an alle Stadträte geschickt und für die nächste Stadtratssitzung am kommenden Montag Bürgersprechzeit beantragt.

Die Eltern möchten, dass sich die Stadt noch einmal mit dem Thema befasst. Externe Ferienbetreuung – notfalls auch mit einem anderen Träger – und eine flexible Gruppe, in der die Mindestbuchungszeit nicht gilt, sind die fehlenden Alternativen nach Ansicht der Eltern.

Kerstin Hartmann hat zum Ende des Monats die Hortplätze für ihre beiden Kinder gekündigt und wechselt in die Mittagsbetreuung. Auch andere Eltern verfahren so. „Sie sind jetzt die Zwanzigste“, hat eine Mutter vom Personal als Antwort bekommen.

Keine Kommentare