Dominik Syga ist der neue Waischenfelder Priester
12.6.2020, 16:12 Uhr"Ich freue mich aufrichtig auf Waischenfeld", betont Syga. Bevor er dort anfängt, hat der 40-Jährige schon vieles gesehen. Der Weg zum Priestertum schien vorgezeichnet – und doch dauerte es eine Weile, bis Syga diesen Weg mit letzter Konsequenz einschlug. Er vergleicht seine Geschichte mit der des Propheten Jona, der sich – so die christliche Überzeugung – zunächst gegen einen Auftrag Gottes gewehrt hatte und erst nach drei Tagen und Nächten im Bauch eines Fisches zu seiner Berufung fand.
Dominik Syga wird im Januar 1980 im polnischen Nysa geboren. Dort engagiert er sich in der Kirche, wird Ministrant und betreut später auch Ministranten-Gruppen. Hier, so Syga, wird ihm erstmals gesagt: "Du wirst irgendwann Priester."
Doch bis dahin vergeht noch viel Zeit: Im Jahr 1999 kommt Syga nach Bamberg – Heimat seines Vaters –, wo er Soziologie und Volkswirtschaftslehre studiert. Auch heute noch sieht er sich zumindest teilweise als Soziologe: "Ich beobachte und analysiere gerne und lese nach wie vor viel Fachliteratur." Seine neue und alte Berufung hätten vieles gemeinsam: "Ich habe immer gerne Menschen kennengelernt. Jeder hat seine eigene Vergangenheit, seine eigene Geschichte."
Zeit zur Reflexion
Jona fand sich und seine Berufung in der biblischen Geschichte, als er – im Bauch des Fisches, alleine und weit weg von zuhause – Zeit zur Reflexion und zum Beten fand. Sygas Schlüsselerlebnis war wohl die Zeit in Brasilien: Von 2002 bis 2004 lebte er im Rahmen seines Studiums in der südbrasilianischen Stadt Curitiba. "Eine interessante Zeit", sagt er heute. Er habe dort die unterschiedlichsten Menschen getroffen, in den Favelas und den Kirchen gearbeitet – und er sei tief in sich gegangen. "Ich fand mein Studium, mein Leben, bis dahin sehr interessant", sagt Syga. "Aber was war mein Sinn des Lebens? Für was, für wen habe ich gelebt?" Ihm sei bewusst geworden, dass die Nähe zu den Menschen, das gemeinsame Lachen und Weinen, seine Berufung sei. "Bei meiner Rückkehr schlug ich diesen Weg ein."
Syga schloss sein Soziologie-Studium ab, ging 2007 für drei Jahre ins Priesterseminar nach Augsburg und machte schließlich seinen Abschluss als Theologe in Würzburg. Sein Weg führte über mehrere ländliche Stationen – auch als Kaplan in Bayreuth – schließlich nach Höchstadt/Aisch, von wo der 40-Jährige nach Waischenfeld wechseln wird.
Die katholische Kirche hält Dominik Syga auch nach ihren Skandalen und Problemen für einen attraktiven Arbeitgeber: "Wir haben eine Botschaft zu vermitteln, die jederzeit modern ist: Gott ist in seinem Sohn Mensch geworden, hat gelitten und ist als Mensch gestorben. Selbst am Kreuz hängend hat er die Menschen geliebt." Das sehe er auch in seiner persönlichen Lebensgeschichte: "Überall war dieser rote Faden, wie eine Vorsehung Gottes. Ich bin nirgends zufällig gelandet."
Die Erinnerungen an Konfrontationen, Vergleiche, aber auch die schönen Momente, die er an so unterschiedlichen Orten wie Nysa, Bamberg, London und Brasilien erlebt hat, seien für ihn nach wie lebendig. "Das sind alles Kinder Gottes, die ich nicht vergessen werde."
Trotzdem sei die Kirche nicht problemfrei: "Die Gesellschaft entwickelt sich weiter und viele unserer Dogmen und Gebote, unsere Moral erscheinen vielen unvereinbar damit." Den Abgang seines Vorgängers will Syga nicht kommentieren: "Ich wusste davon bis vor wenigen Tagen nichts. Er ist ein Mensch, mit seiner eigenen Geschichte, seinem eigenen Leben. Ich tue mir schwer damit, das zu beurteilen."
Auf seine neue Aufgabe sieht sich Dominik Syga gut vorbereitet: "Ich habe schon oft in ländlichen Regionen gearbeitet. Das wird eine intensive Zeit."
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