Dort wohnen, wo andere einst Urlaub machten

11.2.2012, 00:00 Uhr
Dort wohnen, wo andere einst Urlaub machten

© Mark Johnston

Einen freundlichen Eindruck machen die Häuser am Vorderen Kohlberg. Vom Einheitsstil der ehemaligen Feriensiedlung ist nicht mehr viel zu sehen. Die Gebäude leuchten in verschiedenen Farben, einige haben ein neues Dach, andere neue Fenster bekommen – und alle einen neuen Besitzer.

Doch war das nach der Schließung des Feriendorfs nicht der Plan: Das Ketteler-Familien-Erholungswerk der Erzdiözese Bamberg, das Gründer und Träger der Siedlung war, hatte sich 2005 für das Aus entschieden, weil die Einrichtung nicht mehr kostendeckend arbeitete. Außerdem hätten die Häuser renoviert werden müssen. Anfangs hatte man noch gehofft, einen Investor zu finden, der sich dem Feriendorf im Ganzen annimmt, es entsprechend modernisiert und für die geänderten Ansprüche der Urlauber fit macht.

Einzelverkauf angeregt

Aber die Verhandlungen mit Interessenten verliefen alle im Sande. „Für große Tourismusunternehmen war das Feriendorf einfach zu klein und die Saison in der Fränkischen Schweiz zu kurz, wodurch eine gewisse Auslastung nicht gewährleistet werden konnte“, erklärt Matthias Gebhardt.

Der Inhaber von Gebhardt-Immobilien in Forchheim hat die Vermarktung der Häuser von Beginn an übernommen und sich nach diesen ersten Verhandlungsergebnissen Gedanken über eine andere Nutzung gemacht. „Ich habe daraufhin den Einzelverkauf der Häuser als Alternative angeregt“, blickt er zurück.

Die Idee hatte Erfolg. Schnell merkte der Immobilienmakler, dass Interesse da war. „Als es publik wurde, kamen Anrufe aus ganz Deutschland“, erinnert er sich und erzählt: Viele hatten ihre Ferien in Obertrubach verbracht, ob mit den Eltern oder bei einem Pfadfinderlager. Jetzt wollten sie wissen, was aus dem Urlaubsdomizil ihrer Kindheit wird. „Die meisten haben aus reinem Interesse nachgefragt“, sagt Gebhardt. Nur ein kleiner Prozentsatz rief mit konkreten Kaufabsichten an. „Aber immerhin, einige Häuser konnten wir auch an Auswärtige verkaufen.“

Bevor der Einzelverkauf starten konnte, musste die Gemeinde Obertrubach jedoch einen Bebauungsplan aufstellen, um die Nutzung der früheren Feriensiedlung auch rechtlich auf sichere Füße zu stellen. So wurde aus dem ehemaligen Sondergebiet für

den Fremdenverkehr ein Wohngebiet. Auch andere Dinge mussten vorab geklärt werden: Die Straße wurde zur Privatstraße erklärt und ein Löschwasserbehälter gebaut. Das Ketteler-Familien-Erholungswerk übernahm als alter Eigentümer darüber hinaus auch die anteilige Sanierung des Abwasserkanals.

„Die Zusammenarbeit mit Gemeinde, Landratsamt und dem Eigentümer ist sehr gut gelaufen“, lobt Matthias Gebhardt. So habe ein längerer Leerstand vermieden werden können. Ende 2007 wechselten die ersten Häuser die Besitzer, zwei Jahre später waren alle verkauft. Zwischen 35000 und 60000 Euro – je nach Baujahr und Größe – mussten die neuen Eigentümer in den Kauf investieren. Manche Doppelhäuser konnte der Makler an einen Interessenten verkaufen, der beide Teile dann zu einer Wohnung zusammenlegte. Inzwischen zählt der Vordere Kohlberg 25 neue Eigentümer, wobei gut zwei Drittel von ihnen ihren Wohnsitz ganz hierher verlagert haben. „Der Rest nutzt es als Ferienhaus“, so Gebhardt.

Besonders stolz ist er auf den Verkauf des ehemaligen Gemeinschaftshauses, das 1977 als Treffpunkt für die Feriengäste gebaut wurde. „Die Firma E&C Werbung aus Obertrubach war auf der Suche nach einer neuen Immobilie und kurz davor, in den Landkreis Bamberg abzuwandern“, berichtet der Immobilienmakler. Mit dem ehemaligen Gemeinschaftshaus habe er den Inhabern jedoch eine gute Alternative vor Ort anbieten können.

Auch wenn sich einiges verändert habe am Kohlberg und die Entwicklungen im Ort nicht immer positiv gesehen wurden, Matthias Gebhardt ist überzeugt davon, „dass das ganze Dorf dadurch wieder mehr Leben bekommen hat“.

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