Ein Hauch von Siebziger-Party über Maffei
15.7.2019, 08:00 UhrVorbands tendieren ja bisweilen dazu, billige "Anheizer" zu sein, schnell verheizt als Appetitmacher vor dem viel wichtigeren Headliner des Abends. Auf Maffei läuft das anders: "Continental Breakfast" hat in der Region einen Namen, den sich andere erst verdienen müssen. Kerstin Vogel und ihre Mannen kredenzen zwar nur Covers, also nachgesungene Nummern der großen Stars – aber mit ganz viel Phantasie und Eigenprofil.
Nachdem der lange Konzertabend sowieso der Generation 50 plus gehört – immerhin steht mit "Spirit of Smokie" zu späterer Stunde eine Siebziger-Legende in neuem Gewand auf der Maffei-Bühne –, ist der Mitsing-Faktor schon bei "Continental Breakfast" sehr hoch. Weil halt jede und jeder Klassiker wie das "Hotel California" der Eagles oder "Ain‘t Nobody" von Soulkatze Chaka Khan auswendig mitsingen kann: aus den Charts verschwunden, aber nicht aus den Herzen.
Das gilt auch für die unsterblichen Nummern der nordenglischen Gruppe "Smokie". Gegründet in den frühen 1970er Jahren, wurde die Combo um Leadsänger Chris Norman mit Schlagern wie "Living Next Door to Alice", "Lay Back in the Arms of Someone", "Needles and Pins", "For a Few Dollars More", "Oh Carol" oder "Mexican Girl" weltbekannt. Anfang der Achtziger verblasste der Ruhm, 1986 stieg Chris Norman aus. Mit dem neuen Sänger Alan Barton war die Band mehr oder weniger erfolgreich unterwegs, bis Barton 1995 bei einem Tourbus-Unfall ums Leben kam. "Smokie" gibt es immer noch, obwohl von der Ursprungsbesetzung nur Bassist Terry Uttley übrig ist.
2008 trafen sich Bartons Freunde Andy Whelan, Graham Kearns und Ron Kelly mit Alans Sohn Dean und dem Keyboarder Kevin Fitzpatrick, um ein Konzert zur Erinnerung an Alan Barton zu geben und alte Smokie-Hits zu spielen. Nachdem Dean Alan Bartons Stimme sehr an jene seines Vaters erinnert, der wiederum stark nach dem jungen Chris Norman klang, war die Hauptvoraussetzung für eine erfolgreiche Tribute-Band gegeben.
Keine Altherrencombo
Ein Konzept, das auch in Nitzlbuch bestens funktioniert. "Spirit of Smokie" zelebriert eine fetzige Seventies-Party, bei der getanzt und mitgegrölt wird, bei der die Smokie-Songs nicht wie von einer Altherrencombo dargebracht klingen, sondern tatsächlich den Geist jener Epoche zwischen Schlaghose und Kaltem Krieg, zwischen Schmuseschlager und Rock‘n‘Roll widerspiegeln. Am Ende hält es niemanden mehr auf den Stühlen, das Areal zwischen den Fördertürmen wird zum Dancefloor, Pardon: zum Tanzboden. Dass Dean Barton das Liebesduett "Stumblin’ In" von Mädels aus dem Publikum mitsingen lässt, steigert den Sympathiefaktor ins Unermessliche.
Für den mitternächtlichen Höhepunkt sorgen die "Magic Artists" aus Beckingen im Saarland. Die Akrobatentruppe um die ebenso charismatische wie gelenkige Chefin Katja Kirsch serviert auf Maffei eine furiose Mischung aus Schwarzlicht-Theater – ganz zeitgemäß mit einer unzählbaren Menge LEDs umgesetzt – und klassischer Feuershow. Rasant, spektakulär, mitreißend – und so heiß, dass man die frühherbstliche Kälte völlig vergisst.
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