Einige Millionen Euro schlummern unter Rannas Erde
9.9.2016, 17:20 UhrDie blanken Zahlen sind bemerkenswert. Zwölf Millionen Euro wurden investiert. Pro Sekunde werden 160 Liter Reinwasser gewonnen, das entspricht einer Badewannenfüllung. Das Gebäude ist 45 mal 16 Meter groß. Für den Bau waren 1300 Kubikmeter Stahlbeton nötig. Die vier Aktivkohlebehälter sind je 3,8 Meter hoch und haben einen Durchmesser von 3,4 Metern. Ihre Oberfläche, auf der die Reinigung erfolgt, ist so groß wie die Fläche Bayerns. Die Aktivkohle bindet organische Schadstoffe wie Pflanzenschutzmittel oder leicht flüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe. Die Fläche der Ultrafiltration ist so groß wie ein Fußballfeld, die Poren der mechanischen Membrane 20 Nanometer klein. Sie halten Bakterien und Keime zurück.
„Unser ganzer Stolz“
„Die Anlage ist unser ganzer Stolz“, fasste Jiri Pavlik, Bereichsleiter Wasser der N-Ergie, zusammen. Der Probebetrieb habe bereits bestätigt, dass sich das Nürnberger Versorgungsunternehmen für die richtige Technologie entschieden habe. Laufende Tests bestätigen den reibungslosen und keimfreien Betrieb der Anlage, die seit Anfang Mai arbeitet.
Ein großer Dank galt den Mitarbeitern im Wasserwerk mit ihrem Leiter Peter Ziegler, die eine dreijährige Bauzeit und die intensive Einarbeitung in die neue Technik hinter sich haben. Entsprechend begeistert führte Ziegler die Gäste durch die Anlage, die gut zehn Meter in die Tiefe führt. Dort befinden sich die Rohwasserkammern mit einem Volumen von rund 104 Kubikmetern. Die Wassertemperatur liegt bei etwa acht Grad, die Raumtemperatur bei konstanten neun bis zehn Grad. Zur offiziellen Vorstellung der Anlage waren Vertreter von Fachbehörden, Ämtern, Ingenieurbüros und Baufirmen sowie benachbarter Gemeinden und anderer Wasserversorgungsunternehmen gekommen.
Erst kürzlich habe die Stiftung Warentest festgestellt, dass Leitungswasser nicht nur sehr gesund ist, sondern auch ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. „Das war für uns nicht überraschend“, sagte Martina Paasch, Vorstandsmitglied der N-Ergie. Das Wasserwerk in Ranna sei eine wichtige Säule der Trinkwasserversorgung für Nürnberg und beliefere auch die Stadt Auerbach und die Pegnitzortschaften Ranna und Mosenberg. Es sei daher gerechtfertigt, hohe Summen in den Wasserschutz und die Versorgungssicherheit zu investieren. In Ranna liefert die Quellfassung I – der Haselhof – schon immer gutes Wasser. Bedenklich waren allerdings die beiden rund 1,5 Kilometer entfernten Quellen Ranna II – die Kohlmesser- und die Seizerfassung.
In diesen Quellen gebe es Rückstände von leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen aus einer früheren Reinigung in Auerbach sowie Abbauprodukte des in den 90er Jahren verbotenen Pflanzenschutzmittels Atrazin. Die zwei Quellen konnten wegen häufiger mikrobiologischer Befunde in den vergangenen Jahren nur noch selten für die Trinkwassergewinnung genutzt werden. „Wasser hat ein langes Gedächtnis“, so Paasch. Die N-Ergie werde sich daher beim Wasserschutz auch künftig nicht zurücklehnen.
Schutzgebiete ausgewiesen
„Vorsorge ist besser als Aufbereitung“ sagte der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Hof, Benno Strehler. In Bayern gebe es deshalb Schutzgebiete, wo sie nötig sind. Der Karst in der Region sei eine besondere Herausforderung. Der Trinkwasserschutz sei deshalb keine Blockade oder Verhinderungspolitik, sondern „eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.“ Die moderne Aufbereitungsanlage hat eine Kapazität von 13 500 Kubikmetern pro Tag. Rund 1500 Kubikmeter werden täglich in Stadt und Ortsteile von Auerbach sowie die Pegnitzortschaften gepumpt. Bis zu 12 000 Kubikmeter fließen über die Fernleitung in freiem Gefälle nach Nürnberg.
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